Heute morgen grüßt das Murmeltier nicht, denn wir stehen diesmal vor ihm auf! Nach dem Frühstück und den üblichen Packereien erledigen wir noch die Bezahlung und werden aufs Herzlichste von Mike und seiner Frau Lari verabschiedet. Mit den besten Wünschen der beiden sympathischen Mutinondo-Betreiber und -Besitzer im Gepäck machen wir uns auf den Weg. Dank der guten Nachrichten, die wir gestern hinsichtlich der Escarpment Road bekommen haben, tun wir das auch recht relaxed und fahren wohlgemut knapp 40 Kilometer wieder zurück, Richtung Mpika. Dort zweigt dann rechter Hand eine sandig-staubige Straße ab, die mit einem kaum noch lesbaren Schild gekennzeichnet ist: Lubi River 05 Track – 135 km, South Luangwa National Park Gate, Mfuwe Bridge – 157 km steht da zu lesen. Laut unseres Reiseführers liegt die Gesamtstrecke so bei guten 140 km, aber egal, wichtig ist nur, dass wir ankommen.
Die ersten Kilometer sind wirklich harmlos; in mitteltiefem, rotem Sand schlängelt sich die Piste hinab ins Luangwatal, eine zweite, völlig vergraste Spur führt in der breiten Schneise, die durch den Wald geschlagen wurde nebenher. Immer wieder erhascht man einen Blick auf das Flusstal, aber es ist so diesig, dass man dessen Ausmaße nur erahnen kann. Wir befinden uns noch immer auf fast 1200 Metern Höhe, als wir Ntunta Wildlife Camp erreichen. Dort gibt es eine Schranke und wir müssen warten, bis jemand herbeieilt und uns diese öffnet. Einige Kinder kommen gelaufen und sehen uns neugierig an. Wenn man sie anspricht, senken sie verschämt den Kopf, sobald man ein bisschen herumkaspert, haben sie richtig Spaß. Besonders lustig finden sie meine Grimassen und Handzeichen, die ich angesichts des rostigen Schildes mache, das in der Nähe der Schranke steht. Auf gelbem Grund ist dort ein blaues Dreieck zu sehen, auf deren im 45-Grad-Winkel nach unten zeigenden Hypotenuse sich ein stilisiertes Auto mit winzigen Rädern in die Tiefe stürzt. Eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Leichenwagen ist nicht zu leugnen. Nein, Quatsch, dafür sind die Fenster des gepinselten Kombis zu groß; es soll wohl eher einen Landrover darstellen, bei dem man die Unterteilung in Vorder- und Hintertüren vergessen hat.
Einen Landrover haben wir ja, einen, der bis jetzt alles klaglos gemeistert hat, also ist es die ideale Strecke für uns. Joachim freute sich schon seit Monaten auf die „05“, aber die ersten Kilometer nach der Schranke in Ntunta enttäuschen ihn ein bisschen, haben mit dem Schild wenig gemein. Nach ein paar Kilometern, die berüchtigte Road 05 präsentiert sich immer noch ziemlich harmlos – wir zweifeln langsam, ob wir uns tatsächlich schon auf DER Escarpment Road befinden – stoßen wir auf mehrere Baufahrzeuge. Lärmend und staubend toben sie auf der schmalen Straße, aus jedem Fahrzeug winken uns freundliche Arbeiter entgegen. Ein, ich nenne ihn mal Planier-Schlepper-Kran fährt einen Kilometer lang vor uns her, staubt uns gehörig ein, fährt aber brav bei der nächsten Ausweichmöglichkeit von der Straße und lässt uns passieren. Das scheint also doch schon die gefürchtete Bergab-Passage der 05er zu sein. Im Vergleich zur Isanga-Bay-Road aber präsentiert sie sich wie eine frisch geteerte Autobahn. Gute Arbeit, die die Jungs da geleistet haben! Ja, es geht bisweilen schon ziemlich steil nach unten, doch man hat mit keinerlei Hindernissen zu kämpfen; der 45-Grad-Winkel auf dem Schild allerdings ist bei weitem übertrieben.
Rund 13 km schlängeln wir uns ohne Probleme nach unten, dann erreichen wir die Furt des Mutinondo River, aus dem ich gestern noch getrunken (übrigens ohne unangenehme Folgen), in dem ich gestern noch gebadet hatte. Auch hier sieht man einen Bautrupp arbeiten, vielleicht entsteht eine neue Brücke. Die alte ist schon seit Jahren nicht mehr nutzbar, drei windschiefe Betonpfeiler stehen zu unserer Rechten im Wasser und bis auf ein paar dünne Baumstämme verbindet sie nichts. Dass wir durch die Furt müssen, war uns klar. Joachim schätzt mit kundigem Blick die Wassertiefe ab, fährt beherzt in den griffig-kiesigen Fluss, es rauscht und schwappt, aber wir sind drüben. Hätten wir die Furt zuerst zu Fuß abgeschritten, wären wir sicher ein Stückchen weiter links gefahren, aber außer eines kleines Wassereinbruchs auf der rechten Unterseite der Türrahmen ist ja nichts weiter passiert. Wir trocknen das eingedrungene Nass aus dem Fußraum, legen alle Kabel und Stecker ins Trockene und fahren weiter. Nach weiteren 15 Kilometern kommen wir am Chifungwe Gate an, dem nordöstlichen Eingangstor zum South Luangwa NP.
Hier gibt es ein richtiges Dorf mit fast allem Drum und Dran. Viele runde Strohhütten, Lehmhütten, Vorratsbehälter, Menschen, die neugierig über einen, die Zufahrt säumenden Binsenzaun lugen. Ich rätsle immer wieder, wovon so viele Menschen in einer solchen Umgebung, in einer derartigen Abgelegenheit leben. Ja, da sind mit Sicherheit Felder, die wir nicht sehen können, da werden auch Männer auf die Jagd gehen, wahrscheinlich verbotenerweise, aber kaufen kann man hier nahezu nichts. Vielleicht gerade noch Zucker, Salz, Mehl und Bohnen. In die Schule? Gibt es eine hier, an diesem sehr abgelegenen Ort? Wenn nicht, dann wird auch kein Kind eine besuchen. Zu weit und beschwerlich ist der Weg nach Mpika in die eine Richtung, zu weit und beschwerlich der Weg nach Mfuwe in die andere. So oft schon bin ich in Afrika unterwegs gewesen, habe viel gesehen und gelernt. Dass ein Vergleich mit unserer europäischen Infrastruktur müßig ist, es ganz und gar andere Versorgungsmöglichkeiten als Rewe, Migros und Hofer gibt, sind Basics, dass ein afrikanisches „Entlegen“ so gar nichts mit einem europäischen gemein hat auch. Aber hier, in Chifungwe, gibt es zwei beachtliche Barrieren: das steile, hohe Escarpment nach oben, den Nationalpark nach unten.
Ein einziges Mal in meinem Reiseleben habe ich einen Menschen, Böldi, kennengelernt, der jetzt und auf der Stelle mitten ins Dorf gelatscht wäre – Hallo hier und Hallo da – der genau diese Fragen gestellt hätte, mit fast Null englisch, mit Händen und Füßen, aber auch mit keinerlei Hemmungen. Böldi wäre einfach losmarschiert und hätte gefragt; und niemand hat ihm jemals eine solche Aktion übel genommen. Leider (ein bisschen auch: Gott Sei Dank) bin ich kein Böldi, also und genau deshalb vielleicht wird mir die Existenzgrundlage Chifungwes bis auf weiteres ein Rätsel bleiben. Allerdings haben wir auch nicht die Zeit, die gesamte Infrastruktur Chifungwes auszuloten, denn schon kommt ein Ranger herbeigesprungen und öffnet für uns die Pforten seines wohl selten besuchten Nationalpark-Büros. Freudig füllt er alle erforderlichen Formulare aus hält nebenbei ein nettes Pläuschchen mit uns.
Während wir so entspannt die Formalitäten hinter uns bringen, erspähe ich auf des Officers Tisch eine Handvoll extrem hübscher, dunkelbraun-oranger Samen. Auf meiner ersten Afrikareise (1990) hatte ich mir eine Kette, die ich noch heute ab und zu trage, gekauft, die aus genau diesen Samen gemacht ist. Meine Baumschoten-Leidenschaft allerdings ist erst vor einigen Jahren erwacht, deshalb habe ich auch nie nach dem Namen dieser Preziosen der Natur geforscht. Jetzt aber – auf meine neugierige Frage hin – drückt mir der Ranger sofort strahlend einen dieser Samen als Geschenk in die Hand und zieht mich zu weiteren Erklärungen vor die Tür. Da, dieser mächtige Baum neben seinem Office, das sei ein Pod Mahogany, eine Afzelia quanzensis und der trüge diese wunderschönen „Lucky Beans“ in großen, harten Schoten. Eifrig sucht er den Boden ab, kann aber keine Samen mehr finden. In ungefähr 5 Metern Höhe entdeckt er eine halb geöffnete Schote und durch das Fernglas kann man die kleinen, leuchtend orangen „Deckel“ der dunkelbraunen Samenkapseln sehen. Auch wenn das leider keine geeignete Erntehöhe ist und ich mich mit der einzelnen Lucky Bean begnügen muss, freue ich mich sehr darüber, was neues dazu gelernt zu haben, scanne den Baum auf’s Genaueste, um einen Blick dafür zu bekommen. Wer weiß, ob wir nicht noch ein paar solcher Exemplare zu Gesicht kriegen und dann muss ich bereit sein…
Nach dieser aufschlußreichen Botanik-Exkursion klettern wir winkend und dankend wieder in unser Auto, durchfahren die Schranke und befinden uns im nun South Luangwa Nationalpark. Die nächsten paar Kilometer geht es über sandige Piste dahin, wir spähen links und rechts, aber außer zahlreicher Tsetsefliegen ist wenig zu sehen. Nach einer Wegbiegung, wir waren schon darauf vorbereitet, stehen wir am Ufer des Mupamadzi River. Der Anblick, der sich uns hier präsentiert, ist spannend: ein geschwinde dahin fließender Fluss, ca. 30 Meter breit. Blickt man von hüben nach drüben, so ist zwar der mögliche Fahrweg gesäumt von wegweisenden Pfählen, man kann ein paar Sandsäcke durch die Wasseroberfläche sehen, aber stünden da nicht neun überzeugend winkende Bauarbeiter, wir würden die Fahrt durch den Mupamadzi nicht ohne vorherige Per-Pedes-Erkundung antreten. Doch die hart schuftenden Burschen halten alle ihre Daumen nach oben, bedeuten uns, bedenkenlos zu fahren und wir vertrauen ihnen, stehen sie doch alle bis kaum zum Knie im Wasser. Langsam schieben wir uns das steile, sandige Flussufer hinunter, tauchen ein ins Wasser, holpern sicher über die mühevoll ausgelegten Sandsäcke, fahren am anderen Flussufer wieder raus und halten dort erleichtert an. Alles gut gegangen!
Die Arbeiter stürzen sich ins kühle Wasser, schwimmen zu uns herüber und wollen wissen, ob sie gute Arbeit geleistet hätten. Das haben sie: sie freuen sich über das Lob und wir uns über ihre perfekte Leistung! Ohne ihre Arbeit wären wir zu dieser Jahreszeit, zur jetzigen Wassersituation niemals durch diesen Fluss gekommen. Und aufgrund ihrer und ihrer Kollegen Mühen präsentiert sich die berüchtigte 05 für uns als „Easy Way“. Diese Komplimente nehmen die Jungs gerne entgegen und machen mit doppelter Energie weiter. Wir nutzen unsere vorhandenen Pferdestärken und setzen unseren Weg fort. Bald darauf holpern wir durch ein Flussbett, das gerade noch eifrig mit Binsen ausgelegt wird, ein Flussbett, das weder in unserem Reiseführer noch in unseren Detailkarten vermerkt war. Dank der Binsen aber ist es kein Problem.
Nach ein paar Kilometern erreichen wir eine Bachsenke, deren dichtes niedriges Buschwerk nicht nur nach besonders vielen Tsetses aussieht, sondern sie uns auch beschert. Die verdammten Fliegen sitzen wie magnetische Kletten auf unserem Auto, auf den geschlossenen Fenstern, überall. Ausgerechnet dort, an akkurat dieser Stelle, wo sie am aufgeregtesten umher schwirren, säumt ein Red-Mahogany-Baum linker Hand unseren Weg und aufgrund der vergleichbar hohen Temperaturen im Luangwa-Valley ist er wesentlich weiter als die Bäume im Kasanka NP: er hat ausgewachsene, perfekte, geöffnete Fruchtschoten abgeworfen! Joachim hat den Baum als erster erspäht und weist mich trotz des zu erwartenden Schoten-Mehr-Aufkommens in seinem Fahrzeug darauf hin. Ich muss raus! Die Tsetses machen mich zwar völlig kirre, aber dank meiner treuen Fleece-Jacke und der undurchstechbaren Fjällräven-„Blech“-Hose können sie mir nichts anhaben. Völlig overdressed schwitze ich wie ein Schwein in der drückenden Hitze des Luangwatals, aber es lohnt sich! Strahlend und mit einem Arm voller Red-Mahogany-Sternen kehre ich in den schützenden Innenraum des Autos zurück.
Natürlich sind durch das Öffnen der Tür wieder ein paar der Biester in den Landy gelangt, aber wir haben sie schnell erlegt und spießen sie, quasi zur Abschreckung für ihre Artgenossen, auf dem Armaturenbrett mit einer Nadel auf. Leider beschert uns der weitere Weg nicht recht viel mehr an Tieren – außer eben Tsetses. Eine Slender Mangoose hier, ein Zebra da, eine Lechwe dort. Landschaftlich wechselt es zwischen sehr verbuscht, wenig reizvoll und dicht bewaldet. Erst als wir den Lubi River erreichen, öffnet sich die dichte Vegetation und wir haben einen sagenhaften Blick über ein Flussbett voll goldgelben Sandes, gesäumt von Bäumen, deren Grün im Kontrast zum gewittrig blauschwarzen Himmel schon fast in den Augen schmerzt. Hier in der offenen Grasniederung ist es auch endlich möglich, tsetsefrei den Wagen zu verlassen und uns ein bisschen die Füße zu vertreten. An Horizont sieht man hin und wieder Blitze zucken, es grollt leise – ein typisch afrikanisches Trockengewitter.
Nachdem wir unseren vom Sitzen steifen Beinen und schmerzenden Rücken eine Schlenkerpause gegönnt und die Gewitterstimmung ausgiebig genossen haben, fahren wir über das Bett des Lubi River, was dank der ausgelegten Binsen kein Problem darstellt. Auf der anderen Flussseite verdichtet sich der schmale Tafelwald alsbald wieder zu dichtem Gebüsch, das weiterhin die Sicht auf jegliches Wild verdeckt. Aber halt, da war doch was, was nicht wie Gestrüpp aussah! Gerade noch erhaschen wir einen Blick auf zwei prachtvolle Roan-Antilopen, bevor diese panisch die Flucht ergreifen und im Dickicht verschwinden. Geht doch!
Mittlerweile ist es allerdings schon wieder kurz nach 17 Uhr und uns bleibt nicht mehr viel Zeit, nach weiterem Wild Ausschau zu halten. Bei rapide schwindendem Tageslicht erreichen wir endlich das Mfuwe Gate, so dass wir in letzter, legaler Sekunde den Nationalpark verlassen. Als wir im Wildlife Camp ankommen ist es bereits dunkel. Wir stellen das Auto auf dem Parkplatz ab, Annette meldet uns im Büro an, Jürg versucht den letzten Millimeter untergehender Sonne zu fotografieren und ich amüsiere mich derweil über eine Pavianhorde, die mit mehreren Meerkatzen in wilden Streit verwickelt ist. Die kleinen grauen Affen sind völlig respektlos und gehen ohne Furcht auf die viel größeren Paviane los, die sich laut schreiend und schimpfend in die höheren Äste der Bäume flüchten. Als wäre nichts gewesen, überqueren die Meerkatzen das andere Ende des Parkplatzes und verschwinden mit leicht selbstzufriedener Attitüde in der Dunkelheit.
Nach einer kurzweiligen halben Stunde hat Annette die Formaliäten hinter sich gebracht und wir können zur Campsite aufbrechen. Der Platz ist relativ beengt und gut gefüllt. Natürlich sind alle Plätze an der Uferkante besetzt und da ein guter Teil des Restgeländes von eifrigen Rasensprinklern zum Sumpfgebiet gewässert wurde, bleibt uns nicht viel anderes, als mit einem Stellplatz an der zentralen Geschirr-Wasch-Stelle vorlieb zu nehmen. Aber zumindest ist der angrenzende, für Overlander reservierte Platz nicht belegt… Wir errichten unsere Zelte und die Buschküche, zaubern ein eiliges Abendessen, denn zu kochtechnischen Höchstleistungen sieht sich heute keiner von uns in der Stimmung. Nach dem Abwasch, den wir praktischerweise gleich neben unserem Lager erledigen können, lassen wir uns genüßlich mit einem Bierchen in der Hand in unsere Campingstühle zurück fallen. Gerade rechtzeitig, denn das „Fernseh-Programm“ beginnt!
Ein Stück hinter unseren Zelten ertönt alsbald ein sehr vertrautes Geräusch, nämlich rupfendes Schmatzen. Und es dauert nicht lange, da taucht das dazugehörige Hippo im Lichtkegel einer Laterne auf. In aller Seelenruhe watschelt es im Zickzack das hintere Campingareal ab, um nur ja kein Hälmchen zu übersehen. Wir arrangieren unsere Stühle vorsichtshalber in günstiger Rückzugsposition, das Hippo könnte schließlich auf die Idee kommen, auch noch vom satten Grün unserer Sumpfwiese zu kosten – und dann wäre die gesundheitschondende Fernsehdistanz deutlich unterschritten. Aber das Nilpferd ist, zumindest was dessen Vorspeise betrifft, ein sehr genügsames und verschwindet nach trockengrasigen Hors d’Oeuvre zufrieden schmatzend in der Dunkelheit.
Minuten später müssen wir unsere TV-Sessel drehen, denn direkt hinter dem Waschhaus erscheint ein Elefant, der geräuschvoll die belaubten Schattenspender des Campingplatzes aberntet. All die Camper, die am Uferrand logieren, ziehen sich zurück, denn der Elefant kommt ihnen bedenklich nahe – wir hingegen haben den Logenplatz! Von dort aus können wir gleich darauf beobachten, wie ein älterer Herr, frisch geduscht und mit seinem Waschtäschchen unter dem Arm, ohne zu schauen aus dem Waschhaus stürmt, auf dessen Vorplatz sich mittlerweile der Elefant gütlich tut. Keine drei Meter sind die beiden auseinander und es ist schwer zu sagen, wer mehr erschrickt: der Kulturbeutelträger, der Ele oder die Zuschauer. Der Dickhäuter läßt ein durchdringendes, warnendes Trompeten vom Stapel, flappt drohend mit den Ohren, der Mann springt mit einem einzigen Rückwärtssatz in das schützende Waschhaus und wir wagen erst wieder normal zu atmen, als der Elefant sich irritiert zurückzieht. Der Duscher allerdings traut sich erst nach so langer Zeit wieder aus dem Waschhaus, dass man fast vermuten könnte, er hätte seinen Reinigungsakt aufgrund akuter Darmentleerung von neuem beginnen müssen… Verstehen würde ich das, denn die Situation hätte wirklich böse ausgehen können und zeigt einmal mehr, dass man direkt in der Wildnis ist. Auch, wenn es da eine Bar, Licht, Duschen und viele Menschen gibt. Wir, mit unserem ganzen Zivilisations-Kram nebst Ansprüchen sind zu Gast in der Natur, doch eben jener Komfort gaukelt uns manchmal vor, es wäre umgekehrt.
Vor vielen Jahren war ich schon einmal im Südluangwa NP, hatte ihn als immens tierreich und relativ wenig besucht im Gedächtnis. So anders hatte der heutige Tag diesen Park und das Camp präsentiert, doch das gerade erlebte Abendprogramm versöhnt mich wieder und voller Vorfreude auf die nächsten Tage schlüpfe ich in meinen Schlafsack, begleitet vom lauten Schnauben und Schnorcheln der Hippos im Fluss.
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