FURNIER: ALTER HOCKER – NEU GEBOREN

Coronaprojekt “Furnierverarbeitung”

Diese verdammte Pandemie, die hierzulande gerade so schön abgeflaut ist, nun aber offensichtlich wieder Fahrt aufnimmt, bringt mich auf die absonderlichsten Gedanken. Vor vielen Jahren habe ich einen recht simplen Hocker von meinen Großeltern geerbt: massive Buche, mit zerkratztem, gilbendem Lack bedeckt und einer kackbraunen Linoleumplatte als Sitzfläche. Die Platte, auch nicht schöner durch ihre cremefarbenen und schwarzen Einsprengungen, klebte typischerweise schon etwas – wie auch die Platte des dazugehörigen Tisches und zweier Stühle.

Geduldig hatte ich damals alles feinsäuberlich abgeschliffen, das Linoleum inklusive, und mit Bootslack neu versiegelt. Alles, bis auf den Hocker. Tisch und Stühle nämlich wurden wieder sehr ansehnlich und dienen mir noch heute als geliebte Küchenmöbel. Der Hocker hingegen offenbarte beim Abschleifen eine unglaublich hässliche Sitzfläche, die so dünn geworden war, dass sie kaum belastet werden durfte. Ich legte ein Kissen drauf und missbrauchte den Hocker fortan als Kleiderablage…

Nun aber wollte ich ihm doch noch eine Chance geben: raus mit der unbrauchbaren Platte, eine stabilere rein, ordentlich lackieren und dann polstern. Polstern? Nö, das habe ich jetzt oft genug geübt, jetzt muss ich was Neues probieren! Ich werde furnieren, beziehungsweise Intarsien legen, beziehungsweise den Hocker durch Marketerie verschönern.

Hui, schon allein an diesem wirren Versuch, mein Vorhaben in passende Worte zu kleiden, zeigt, dass ich Null Ahnung von der Materie habe. Doch das hatte ich ja vom Polstern auch nicht.

Eine Ahnungslose legt los …

Na ja, ganz ahnungslos bin ich nicht, zumindest, was den nun folgenden Schritt anbelangt: das Behandeln mit Stahlwolle-Essig-Beize. Das habe ich schon bei meinem Garderoben-Projekt ausprobiert und war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Das Kiefernholz nahm, wie gewünscht, einem warmen, dunkelbraunen Ton an, der nun unter einer Wachsschicht freundlich vor sich hinstrahlt. Solch eine Farbe würde ich mir jetzt auch für meinen Buchenhocker wünschen. Gerne auch noch dunkler.

Doch Buche ist keine Kiefer, ist viel härter, viel geschlossenporiger und, das ist die einzige Gemeinsamkeit, nicht sonderlich tanninhaltig. Tannin ist aber der Stoff, der die Reaktion mit der Stahlwolle-Essig-Beize erst richtig funktionieren lässt. Also greife ich zu einem bewährten Trick und führe die benötigten Gerbstoffe in Form eines dreimaligen Einlassens des Holzes mit einem starken Schwarztee-Sud zu. Das lässt sich schon mal verheißungsvoll an: das Holz trinkt durstig – nach dem dritten Tee-Anstrich ist fast ein dreiviertel Liter weg!

Die Magie der Essig-Stahlwolle-Beize – immer wieder unglaublich

Als die Reste des dritten Teebads vollständig getrocknet sind, geht’s los. Gespannt mache ich den er den Pinselstrich – und traue meinen Augen kaum: binnen Sekunden färbt sich das Buchenholz dunkelbraun, fast schwarz! Jippieh, von SO einer satten Farbe hatte ich in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt! Hach, ist das fantastisch! Ich freue mich so sehr, dass ich mich nicht mal drüber ärgern kann, dass bei DER Reaktionsgeschwindigkeit die geplante Zeitraffer-Fotodokumentation einfach nicht möglich ist. Zeitraffer macht das Teufelszeug selbst!

Ich komme kaum hinterher mit Einpinseln, doch das Gute dabei ist, dass ich mir keine Sorgen machen muss: diese Beize ist absolut unproblematisch. Gut, mal abgesehen von dem stechenden Essiggeruch, den sie beim Aufbringen und Trocknen verströmt, ist sie ungiftig, enthält keine Lösungsmittel, trocknet rasch, macht keine Blasen und Nasen und, das beste, neigt absolut nicht dazu, einen fleckigen Anstrich auszubilden. Selbst dann, wenn es auf den ersten Blick selbigen befürchten lässt.

Es geht an die Furnierauswahl

Ja, was will sie denn jetzt noch mit Furnier, der Hocker sieht doch schon super aus?!? Das stimmt, doch es gibt ja immer noch die Sitzfläche und deren neue, stabile Trägerplatte würde ich gerne mit verschiedenen Hölzern aufhübschen.

Entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten habe ich mich im Vorfeld nur oberflächlich kundig gemacht, wie man so etwas bewerkstelligt. Ich weiß lediglich, dass man darauf achten soll, bei allen Furnieren möglichst mit der gleichen Stärke zu operieren, dass es wohl verschiedene Leime und Klebetechniken gibt und dass das, was ich vorhabe, der sogenannten Marketerie zuzurechnen ist. Intarsien sind Einlegearbeiten – man entfernt Material aus der Trägerplatte und füllt es mit anderem Holz. Ich hingegen möchte die ganze Trägerplatte bekleben, ohne vorher etwas auszufräsen.

Und dazu suche ich jetzt Furniere, was schwere Entscheidungsarbeit ist, denn das Angebot ist so groß, dass es nicht leicht fällt, eine Linie zu finden. Zusätzlich erschwert wird das Ganze noch, sofern man online bestellt, dass die dargestellten Farben eher nicht der Wirklichkeit entsprechen. Ob nun nur in Nuancen oder so richtig grob, das werde ich allerdings erst sehen, wenn das Zeug geliefert wird. Jetzt verlasse ich mich erst Mal nur auf mein Bauchgefühl und ordere nach persönlichem Gusto, was die Maserung betrifft.

Schließlich landen sieben Furniere in meinem Einkaufskorb:

Das linke Bild zeigt eine Collage der Originalbilder aus dem Internet, für das rechte Bild habe ich die Furniere eingescannt und farblich ans Original angepasst. Ein Unterschied wie Tag und Nacht!

Wieder dazugelernt: Furniertypen

Und wieder durfte ich etwas lernen. Es gibt Furniere, die werden von einem entsprechenden Baumstamm gemessert oder geschält. In meinem Körbchen sind das die Nummer 1, 3, 4 und 7. Und es gibt Furniere, die zwar aus Holz gewonnen werden, aber nicht aus dem, nach dem sie aussehen. Dazu werden schnell wachsende, im Idealfall heimische Hölzer zu einer Art hauchdünner Lamellen pulverisiert und in einem mehrschrittigen Verfahren in den Look des gewünschten Tropenholzes gepresst. Das schont die Regenwälder, die unfreiwillige Hauptlieferanten der kostbaren Edelhölzer sind, das schont den Geldbeutel des Käufers und wohl auch dessen Nerven, denn diese Furniere werden auf eine hauchdünne Vliesschicht aufgebracht. So sind sie flexibler und leichter zu verarbeiten. Sagen die Hersteller…

Entwurfsphase

Nun, ich werd’s sehen. Jetzt aber wird erst mal entworfen! Ich versuche zunächst, die Furnierabbildungen auf Originalgröße zu bringen, was nicht so einfach ist, denn nicht alle Hersteller machen zu diesem Thema verwertbare Angaben. Dann lasse ich mich von Fotos antiker Furniermöbel, vorwiegend aus der Biedermeierzeit, inspirieren und adaptieren daraus die Elemente, die mir gefallen. Der Stil soll stimmen, der Schwierigkeitsgrad aber auch…

Und das ist das Ergebnis, maßstabsgetreu am Computer zusammengepuzzelt, verkleinert ausgedruckt, dann eine Auswahl getroffen und 1:1 ausgedruckt:

Die Befragung meiner selbst, diverser Freunde und Kollegen und das grandiose Beizergebnis ergab ein relativ eindeutiges Ergebnis. Nun ja, relativ… Also: entweder der Entwurf in der Mitte, der schräg rechts daneben/darunter oder der rechts oberhalb, allerdings mit dem gestreiften Außenrand des Entwurfs darunter. Alles klar?

Jetzt warte ich einfach mal die Furnierlieferung ab und sehe mir die Hölzer in natura an, dann wird eine Entscheidung sicher leichter fallen!

Die Lieferung ist da!

Oje, kaum ausgepackt und schon bin ich total verliebt! Es sind sieben verschiedene Furniere und jedes einzelne ist zum Niederknien schön. Und meine Befürchtung, sie könnten farblich eventuell nicht zusammenpassen – alles kann das gute Internet halt auch nicht, und das, was es am wenigsten kann, ist Farbe – waren völlig umsonst. Nun liegen sie da vor mir und sehen aus, als wären sie extra füreinander gemacht!

Es geht an die praktische Umsetzung

Nachdem ich meine Furniere eine Weile verliebt angeblinzelt habe, muss ich mich natürlich schnellstmöglich an die praktische Umsetzung machen, denn erstens halte ich es vor Spannung kaum noch aus, erste Ergebnisse zu sehen, und zweitens bin ich echt aufgeregt, wie sich das Material in der Verarbeitung handhaben lässt und ob meine Werkzeuge wie geplant funktionieren.

Bereits bei den ersten Schnitten stelle ich fest: die Furniere sind sehr unterschiedlich. Die beiden Wurzelhölzer sind zäh, aber gut zu schneiden, die Mooreiche hingegen trotz des Vlieses brüchig und ein eher holperiges Erlebnis, was das Gleiten der Skalpellklinge quer zur Maserung betrifft. Und noch etwas: es ist wahnsinnig schwierig, wirklich hundertprozentig gerade zu schneiden!

Das nächste Problem zeigt sich dann in der Erstfixierung der Einzelteile: ich habe das zentrale Quadrat nun fertig und muss die einzelnen Bestandteile ja irgendwie zusammenfügen und fixieren, um weitermachen zu können und später ein zusammenhängendes Bild auf die Trägerplatte zu bringen.

In Fachkreisen, so habe ich bei Internetrecherchen herausgefunden, empfiehlt man hierzu sogenanntes Fugenleimpapier – hauchdünne Papierstreifen von der Rolle, beschichtet mit Gummi arabicum. Man befeuchtet das Papier und klebt damit zwei einzelne Teile zusammen – auf der Vorderseite der Furnierteile! Das stört mich ungemein, denn so kann ich das entstehende Gesamtbild natürlich nicht richtig beurteilen und, das merke ich beim Korrigieren einiger Positionen, geht das Papier stellenweise nur schwer wieder ab. Zwar soll es zum Schluss, nachdem das Gesamtbild verpresst und endgültig verklebt ist, vollständig durch Schleifen entfernt werden können, aber irgendwie sagt mir diese Methode nicht wirklich zu.

Etwas anderes muss her! Doch das trifft sich ganz gut, denn ich muss das Zentralquadrat ohnehin noch einmal machen, denn ich finde es zu wenig kontrastreich und zu dunkel. Deshalb möchte ich die Farben tauschen. Und während ich die benötigten Elemente neu zuschneide, kann ich ja nachdenken…

Lösungssuche für die Grundfixierung der Einzelteile

Und ja, ich glaub, ich hab da ‘ne Idee, beziehungsweise zwei Ideen – mal sehen, ob eine davon funktioniert. Die erste: ich habe noch einen Rest selbstklebender Schablonenfolie. Die kann man, zum Beispiel, in Form eines Zierelements ausschneiden, an die Wand kleben, drumherummalen und sie ganz easy und rückstandsfrei wieder abmachen. Die zweite Möglichkeit wäre Fixogum, ein Kleber, den ich noch aus meiner Lehrzeit kenne und der auch sehr leicht wieder abzurubbeln ist. Und auch Fixogum geht keine dauerhafte Verbindung mit dem verklebten Material ein, solange er einseitig benutzt wird. Das werde ich jetzt ausprobieren, auch, wenn auf keiner einzigen Fachseite etwas über derartige Methoden zu finden ist .

Fixogum muss ich allerdings erst besorgen, denn die Zeit meiner Ausbildung und des Studiums ist ja doch schon eine Weile her, sprich über 30 Jahre. So lange hält sich selbst der beste Kleber der Welt nicht…

Der Fixogum-Versuch startet

Kaum spricht man davon, schon wird der Kleber geliefert – und ich kann loslegen. Ein Test auf allen Furnieren, ob der Kleber, der recht acetonhaltig ist, auch ja keine Flecken hinterlässt und restlos wieder abzurubbeln ist, fällt vielversprechend aus und ich starte mit dem neuen Design und der neuen Methode. Ich arbeite mich von innen nach außen, denn so kann ich eventuelle Passungenauigkeiten am besten abfangen. Und, holla die Waldfee, es flutscht!

Acht Stunden später liegt die mit Kunststofffolie bespannte Holzplatte fertig beklebt vor mir und ich bin, abgesehen von ein paar kleinen Schönheitsfehlern, sprich abgebrochenen Ecken und kleinen Ungenauigkeitsfugen, ausgesprochen zufrieden. Wenn das Kunstwerk nun den Transfer auf die Trägerplatte gut verkraftet und dort plan anzieht, bin ich rundherum glücklich!

Und wenn das Kunstwerk den Transfer so übersteht, wie ich mir das vorstelle, dann könnte man diese Technik als kleine Revolution in der Marketerieherstellung bezeichnen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass sich irgendjemand noch freiwillig mit diesem Mumienverband namens Fugenleimpapier herumärgern will, wenn es so viel bequemer geht. Doch ich darf ja den Tag nicht vor dem Abend loben – vielleicht kommt das dicke Ende ja noch…

Jetzt auf jeden Fall muss ich ohnehin erst die Trägerplatte vorbereiten: sie muss exakt in den Hocker eingepasst und farblich vorbehandelt werden, damit beim späteren Einsetzen nichts blitzt und die Oberfläche plan abschließt. Und das, obwohl ich doch schon so auf den Transfer gespannt bin….

Der Hocker macht Zicken – und ich habe neue Ideen

So, nun wollte ich mich dem Hockergestell widmen – die Sitzfläche muss ja noch raus. Ich hatte die Platte im Vorfeld schon ringsum eingeschnitten und dachte, ich muss nur noch einmal rumfräsen und schon löst sie sich. Denkste! Die Sitzfläche hält wie ne Eins… Ich fräse, ich hämmere, ich meissle und hebe, aber sie macht keinen Mucks.

In schweißtreibendem Gesäble gelingt es mir nach mehreren Stunden schließlich doch, die Platte zu entfernen. Ich weiß schon, warum ich alte Möbel so schätze: sie sind einfach immer supersolide verarbeitet. Offenbar selbst dann, wenn es sich um Massenware handelt. Diese Linoleummöbel nämlich haben damals sehr viele Menschen in ihrer Küche stehen gehabt. Trotzdem ist an diesem Hocker nicht eine Schraube, eine Klammer, eine instabile Verbindung zu finden.

Dennoch musste sich die Platte mir und meinen Werkzeugen geschlagen geben. Und sie rächt sich stante pede, indem mich das Freigelegte vor neue Probleme stellt: ich muss nun, aufgrund der Unterkonstruktion, auch noch eine breite Nut in die neue Trägerplatte fräsen, damit diese korrekt aufliegt. Oh wei, das artet ja echt in Schwerstarbeit aus – und ich komme währenddessen ins Nachdenken.

Erstens bekomme ich allmählich etwas Panik, wenn ich ans Verkleben des neuen Musters denke. Da ich null Erfahrung habe, sollte ich wohl erst mal kleinere Muster zur Probe auf Platten aufbringen, um zu sehen, wie der Hase läuft. Und zweitens würde mir der Holzrahmen des Hockers noch besser gefallen, wäre er ein wenig dunkler. Die Lösung hierfür ist schnell gefunden: ich brauche einen Tanninbooster!

Rezept aus der Naturküche: ein ganz besonderer Tanninbooster

Es ist Anfang August, Walnussbäume tragen bereits recht ansehnliche Nüsschen, die aber noch nicht reif sind. Und wo sind extra viele Tannine zu finden? Richtig! In der grünen Schale von Walnüssen. Sofort mache ich mich also auf den Weg, um herabgefallene Nüsse zu sammeln und deren Schale auszukochen. Oh Gott, was für eine Sauerei!

Die Brühe ist wirklich Teufelszeug und zeigt den gewünschten Effekt: einmal aufgetragen wird das Holz fast schwarz. Das reichlich enthaltene Tannin reagiert sofort mit der getrockneten Essig-Stahlwolle-Beize. Dafür sehen meine Hände leider ähnlich dunkel aus … Und meine Töpfe nicht gerade besser!

Doch was soll’s, Hauptsache, der Hocker wird optimal… Damit das hoffentlich gelingt, gehe ich nun Projekt zwei an: die Probeklebung, die ich gleich mit dem Test der Schablonenfolie kombiniere. Vorsichtig spanne ich ein Stück Folie mit der Klebeseite nach oben auf einen Karton. Doch was jetzt? Einfach so, nur des Testens willen, etwas zu produzieren, das widerstrebt mir. Da muss es doch irgendwas geben, was ich mit diesem Test bestücken kann!

Ich lasse also meinen Blick im Wohnzimmer schweifen und – bleibe an einem Kästchen hängen. Ich hatte dieses Möbel Anfang des Jahres erworben und liebe es heiß und innig. Und das, obwohl die Tür ein Ornament trägt, das mich noch immer nicht ganz überzeugt. DAS verkleide ich! Das ist eine kleine Fläche und es sind genügend Reststücke von den Furnieren vorhanden, um was Passendes draus zu basteln.

Rasch ist das alte Zentralquadrat, das mit dem Mumienband, verwurstet und auch noch ein zweites Design aus Furnierresten kreiert. In zwei separaten Arbeitsvorgängen presse ich die gelegten/geklebten Muster auf eine 4 mm starke Trägerplatte – Vorder- und Rückseite. Ein Rat aus der Fachwelt des Furnierens nämlich besagt, es solle immer auch die Rückseite furniert werden, um den Zugkräften der vorderseitig aufgebrachten Furniere entgegenzuwirken und ein Biegen der Trägerplatte zu verhindern. Uns so erhalte ich eben eine zweiseitige Kassettenfüllung, die ich nach Lust und Laune einsetzen kann.

So zumindest der Plan. Nachdem ich nun beide Furniermuster mit reichlich Weißleim aufgebracht und jeweils über Nacht verschraubzwingt habe, kommt der große Moment: ich ziehe die Schablonenfolie ab. Die Furniere sitzen wunderbar plan auf der Trägerplatte, doch es hat auch ordentlich Leim durch die Fugen gedrückt, zumindest bei Muster 2. Bei Muster 1, das ja mit Fugenleimpapier verklebt war, hält sich der Leimdurchschlag in Grenzen, dafür aber haftet jede Menge Gummi arabicum auf dem dünnen Holz. Diese Arten von Rückständen müssen jetzt beseitigt werden, was mit Ziehklinge, feuchtem Abwaschen und gründlichem Schleifen nach vollständiger Trocknung auch gelingt.

Und was jetzt vor mir liegt, übertrifft jegliche Erwartungen, erst recht nach dem Lackieren! Wenn das nun beim Hocker genauso gut gelingt, bin ich wirklich rundherum glücklich!

Bereit für den letzten Schritt

Nachdem ich nun getestet habe, ob und wie das mit dem Aufleimen auf die Trägerplatte im Kleinen funktioniert, traue ich mich an die große Sitzfläche heran. Ich zeichne mir Linien auf die Rückseite des gelegten Musters, damit das Einpassen nacher leichter vonstatten geht, streiche die Trägerplatte sorgfältig mit Weißleim ein, stürze sie in einem sanften Winkel aufs Furnier, in der Hoffnung, es mögen sich keine Luftblasen bilden und spanne sie anschließend mit Heinz’ Hilfe mit 8 Schraubzwingen und ein paar Latten fest ein. So fest es eben geht, denn der kritische Randbereich bekommt durch die breite Nut leider am wenigsten Druck ab. Ich hoffe trotzdem, dass er ebenso stabil wird wie bei den Musterplatten. Und jetzt heißt es warten…

24 Stunden später

Nur schwer war ich in der Lage, meine Ungeduld zu zügeln, aber ich brachte tatsächlich die Geduld auf, 24 Stunden abzuwarten, bevor ich die Trägerplatte aus ihrem Schraubzwingengefängnis befreite. Hätte ich nun nicht diese Musterplatten vorab gemacht und gesehen, wie ein Leimdurchtritt aussieht und wie er zu entfernen ist, hätte mich wahrscheinlich der Schlag getroffen ob dieses Anblicks: alles voller Leim und Kleberesten! Auch nach dem Abziehen der Folie sieht die Sache nicht viel besser aus. Doch immerhin kann ich die Fixogumreste gut von Weißleimspuren unterscheiden. So beginne ich zunächst, die Fixogumstellen mit dem berühmt-berüchtigten Fixogum-Popel zu entfernen. Der Popel ist ein kleiner Klumpen getrockneten Klebers, immer noch elastisch, mit dem man allen Rest-Fixogum durch Abtupfen spurenfrei entfernen kann.

Und schon sieht das Ganze viel besser aus. Nun setze ich die Ziehklinge an und beseitige so weit wie möglich die Weißleimspuren. Den Rest wasche ich mit einem nassen Schwamm ab und trockne sofort mit einem weichen Tuch nach. Nun muss das alles nur noch vollständig abtrocknen, dann kann ich schleifen, Fehlstellen korrigieren und schließlich lackieren. Und dann wird sich final zeigen, ob wirklich alles nach Plan gelaufen ist – woran ich allerdings fest glaube! Ich lasse die Platte in die Hockeraussparung gleiten, um feuchtigkeitsbedingte Ausdehnungen zu verhindern und lehne mich erneut für mindestens 12 Stunden zurück. Entspannt? Nun ja, eher gespannt, sehr gespannt…

Und noch einmal 12 Stunden später …

Der Leim ist getrocknet, ungeheure Kräfte wölben das Trägerbrett, ich steuere mit einer Leiste erfolgreich dagegen, ich lackiere, einmal, zweimal und nochmal. Und – FERTIG!

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