Fotografieren | Watch The Birdie

Meine erste Empfehlung betrifft das Benehmen eines Touristen, also Ihres. Ein, im Zusammenhang mit Japanern vorstellbares, wahrscheinlich völlig überzeichnetes Beispiel, doch immer wieder schön: stellen Sie sich vor, Sie sitzen Sonntag nachmittags im Kreise Ihrer Lieben, halbversteckt hinter einem Benjamin ficus und einer Yucca-Palme in Ihrem Wintergarten, Ihrem Privat-Balkon oder -Grundstück, kaffeetrinkend, plaudernd. Vielleicht mühen Sie sich aber auch gerade schwitzend und fluchend mit Ihren täglichen Pflichten ab. Oder Sie widmen sich justament voller Inbrunst Ihrer Hausarbeit, Körperhygiene, Kindererziehung, dem Mittagsschläfchen oder einfach nur dem Müssiggang. 

Plötzlich entflammt ein Blitzlichtgewitter um Sie herum und fremde Menschen aus noch fremderen Ländern sind in Ihre Privatsphäre eingedrungen, bannen all das auf ihre Filme, Speicherchips, hocherregt, zutiefst erfreut und ohne ihr Motiv, also Sie, als solches wahrzunehmen, zu würdigen oder gar zu respektieren. Eine Horrorvorstellung; dennoch ist das leider immer wieder die Wirklichkeit. 

Mit dem kleinen Unterschied, dass nicht Sie das Opfer, sondern der Täter sind. Nun werden Sie sagen: aber Du hast doch auch viele Menschen fotografiert. Damit haben Sie recht, aber hierfür habe ich mehr oder weniger gute Rechtfertigungen parat. Die weniger gute ist, dass ich von den höflich um Erlaubnis gebetenen Opfern eine Zahlungsaufforderung bekam, der ich allerdings nur zweimal nachgegeben habe. Eine bessere ist sicher, dass ich dank meiner Ausrüstung unbemerkt aus dem Hinterhalt agieren konnte, ohne jemanden zu behelligen. Die allerbeste ist aber das vorangegangene Gepräch, in dem man etwas übereinander erfährt, Opfer und Täter füreinander zur Person, zum Individuum werden und eine vormals als Akt der Unverschämtheit interpretierte Tat plötzlich gerne gesehen und zur Geste wirklichen Interesses wird.

Quintessenz des ganzen ist: respektieren Sie “Ihre” menschlichen Fotomotive als denkend, fühlend, von religiösen Vorstellungen geprägt, bevorzugen Sie den persönlichen Kontakt und verzichten Sie im Zuge dessen lieber auf das ein oder andere verlockende Schnappschüsschen, das (bei empfindsamen Tätern) einen schalen Nachgeschmack hinterlässt.

Meine zweite Empfehlung betrifft die Ausrüstung selbst. Ich sehe immer wieder Touristen, die sich auf Safari begeben, die tollsten Nationalparks bereisen, das Füllhorn der Natur über den Kopf geschüttet bekommen und mit einer kleinen Ritsch-Ratsch-Klick ausgestattet sind. Die resultierenden Fotos zeigen dann einen kleinen sandfarbenen Punkt in weiter Savanne, den hautnah erlebten Löwen kann man nur erahnen. Schade das. Andere schleppen zentnerschwere Ausrüstungen mit fünf Wechselobjektiven, Filtern und Stativ mit sich herum und bekommen keine Aufnahme in den Kasten, weil die Ausrüstung mehr Aufmerksamkeit als das Motiv erfordert. Auch schade.

Meine Empfehlung dahingehend also: entscheiden Sie selbst, was Sie wirklich wollen. Wahrnehmen, geniessen, hautnah erleben oder hantieren, schrauben, messen, auf das richtige Licht warten, ohne etwas mit eigenen Augen zu sehen. Oder einfach live dabei sein ohne sich in Ihrer Ausrüstung zu verlieren und trotzdem schöne Fotos machen? Dann schaffen Sie sich eine Spiegelreflex mit einem guten Objektiv an (z. B. 18-300), nehmen ausreichend Speichermedien, Akkus und ein, zwei Filter mit und verlassen Sie sich auf Ihr Auge und Empfinden. Knipsen Sie einfach drauf los und sortieren Sie die Bilder zuhause gnadenlos aus. Und Sie werden erstaunt sein, wie viele gute Fotos, auf denen man noch mehr entdeckt, als man im Moment gesehen hat, dabei sind…

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg, Spass, den richtigen Blick und eine Menge schöner Erinnerungsfotos. 

AUSRÜSTUNGKNIGGE NATIONALPARK

My first recommendation refers to behaviour. Imagine yourself sitting in a cosy, hidden corner of your garden, enjoying a relaxed sunday afternoon, having coffee and some inspiring conversation with your family. It could also be a normal working day, piles of work still have to be done, you are plodding, cursing and sweating, the day seems to be never-ending. Or you’re dedicating yourself with ardency to housework, personal hygiene, your childrens education, a refreshing after-lunch nap or sheer idleness. Normal situations, private situations that are taking place all over the world day by day.

Suddenly you are dazzled by a tremendous popping of flashbulbs, a lot of strangers from even stranger countries attack on your privacy, capturing your life on films and memory sticks, highly excited and delighted but without noticing, appreciating or respecting the subject – YOU. That’s a real vision of horror, but unfortunately it happens.

There is only one notable difference: more than likely you are the committer, not the victim! You think, I’m a fine one to talk, because I also took a lot of pictures of people? Yes, I did, but I also have some justifications on hand. The weakest one is that some “objects” of my desire, politely asked for their permission, tried to make me pay up. I paid these claims only twice. In all other cases I resigned to take the desiderated photos. A lot of pictures came into being from ambush. Thanks to my equipment I’m in the happy position to act from greater distances without accosting or bothering somebody. My best justification certainly is simple conversation. Committer and victim, photographer and subject get to know each other and become individual persons for each other. Thus pressing the release, previously considered as an affront, as an act of impertinence can become something very different: a gesture of friendship and genuine interest.

Quintessence of my experiences: try to respect your human subjects as sensitive individuals. Give preference to a face-to-face contact, ask for permission, accept every refusal and stand aside from any unfair snapshots, which could leave a stale taste in your mouth…

My second recommendation concerns equipment. Again and yet again I catch sight of people touring the most beautiful countries, the most interesting national parks, natures horn of plenty pouring over their heads – and they are equipped with simply laughable cameras. A stately lion, king of the jungle, shrinks and becomes a sandy spot, that can hardly be surmised. Tall giraffes transform into fuzzy branches, heavy hippos merge with the water they are swimming in. A real pity! Some other tourists lug heavy camera cases around, including several lenses, filters, tripod and monopod. And they are not able to get a real good shot because equipment requires their whole attention. A real pitty, too!

It’s up to you! Would you rather prefer to ply, screw, gauge without viewing with your very eyes than to experience, enjoy, witness at first hand and take pictures without getting lost in your equipment? So get yourself a reflex camera and a high-quality lens (e. g. 18-300 mm, autofocus), take along enough memory cards and one or two filters. For the rest just rely on your eyes and your talent, put your finger on the release, enjoy your huntig fever and sort out the results pitiless when you are back home again. You will be over the moon about your fantastic photos and the things you have seen on your safari, that’s for sure!

With this in mind I wish you great success, a lot of fun and Safari Njema.

EQUIPMENTETIQUETTE NATIONAL PARKS

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