Anreise mit Hindernissen – TEIL 1

In Johannesburg hakt’s mal wieder

Eine stinknormale Anreise dürfte eigentlich kein Thema sein, dem man mehr als einen Satz widmen muss, und der sollte lauten. „Nach einem entspannten Flug nebst problemlosem Umstieg kamen wir an unserem Ziel an“. Ich habe keine Ahnung, warum mir genau das noch nie so wirklich vergönnt war, warum es immer etwas zu berichten gibt – und das, so liegt es nun mal in der Natur der Sache, meist nicht besonders positiv ist. Doch ein Mal, ein einziges Mal, möchte ich einen Reisebericht mit diesen Worten beginnen, auch, wenn es nur die ersten vier sind …

Also: Nach einem entspannten Flug, diesmal luxuriöserweise ohne Zwischenstopp direkt von München nach Johannesburg, kommen wir in aller Herrgottsfrühe auf dem riesigen Flughafen der größten Stadt Südafrikas an. Es ist 7 Uhr 40 und wir haben bequeme 3 Stunden und zwanzig Minuten zum Umsteigen, was ganz easy zu schaffen sein sollte. Bis jetzt klingt es gut, nicht wahr?! Das wird sich aber gleich ändern.

7 Uhr 40, nun ja, das ist nicht mehr ganz der nachtschlafenen Tageszeit zuzurechnen und uns war klar, dass wir nicht mit dem Flieger gekommen sind, der heute als erstes gelandet ist. Nein, so sieht es auch nicht aus, eher so, als wären mindestens zehn große Flüge zeitgleich mit unserem hereingekommen. Es wuselt und wimmelt, hunderte von Passagieren schieben sich durch die Gänge des Airportgebäudes, bis zu dem Trakt, wo sich Transitreisende von den Einreisern trennen. Ach, da fliegen sicher ganz viele Leute weiter, denken wir uns und kämpfen uns in dem Gedränge vorwärts. Pustekuchen! Wie ein träge fließender, lehmgeschwängerter Strom bewegt ein Großteil der Menschen zielstrebig in Richtung der ausgeschilderten Immigration, also dahin, wo auch wir hinmüssen, und nur ein gefühlter Bruchteil der Menge biegt zum Transitgebäude ab, munter plätschernd wie ein klares Bächlein. Na, super!

Umstieg zum Inlandsflug – wie immer ein Albtraum

Zehn Minuten später erreichen wir die große Halle, in der die Einreiseformalitäten über die Bühne gehen sollen, zusammen mit all den anderen Passagieren und mindestens noch einmal so vielen, die von der anderen Seite in die ohnehin schon hoffnungslos überfüllte Örtlichkeit drängen. Heinz und ich sehen uns gequält an, weil wir aus Erfahrung wissen, dass wir nun wahrscheinlich mindestens zweieinhalb Stunden unserer Umsteigezeit hier verbringen werden, bis wir uns endlich zu einem der Immigrationsbeamten vorangestaut haben. Noch aber sind nicht mal die Abfertigungs-Kabhäuschen der für ihre Negativ-Agilität bekannten Staatsdiener in Sicht. Hui, das kann ja heiter werden!

Selbiges scheint man auch seitens des Flughafenpersonals so zu sehen, denn auf einmal pflügen einige Uniformierte durch das Gedränge und splitten uns Wartende auf. Ganz nach dem Motto „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen“, dirigieren sie einen Teil der Menschenmenge zu den Einreiseslots, die normalerweise Einheimischen vorbehalten sind, die anderen müssen bleiben, wo sie sind. Cool, wir sind dabei, in der Truppe der Guten! Doch unsere Freude dauert nicht lange, denn natürlich gibt es auch jede Menge Südafrikaner, die in ihr Land zurückkehren und die, so lautet die unfreundlich in den Raum gebellte Anweisung der Uniformierten, die müssten wir selbstverständlich vorlassen. Tja, das war wohl nix mit einer Töpfchen-Kröpfchenlösung zu unserem Vorteil, vielmehr sieht es nach dem allseits beliebten Regen-Traufe-Spiel aus, wobei Heinz und ich partout nicht sagen können, ob wir „nur“ im Regen stehen oder doch in die Traufe verfrachtet wurden.

Annette hat schon fast Wurzeln geschlagen

Schwer seufzend fügen wir uns unserem Schicksal und folgen, in Zeitlupe mäandernd, den vielfach s-förmig gesteckten Absperrbändern, während immer wieder Heerscharen von Einheimischen an uns vorbeipreschen. Plötzlich kräht eine uns sehr bekannte Stimme aus dem Reigen der nicht umgeschichteten Reisenden: „Hallo, hallooooh, Barbara und Heinz, ich bin hier! Wie lange steht ihr denn schon an?“ Das gibt es doch nicht! Das Krähen nämlich entspringt Annettes Mund, und die ist mit einer Maschine über 90 Minuten vor uns angekommen! „Ich steh’ hier schon fast zwei Stunden und nichts geht vorwärts!“, bestätigt sie gleich darauf. „Die spinnen doch, die haben echt den Arsch offen!” trötet sie quer über die Wartenden hinweg, so laut, dass wir sie auch ja verstehen. Wir freuen uns natürlich, sie zu sehen, von einer Fernlästerei in voller Lautstärke jedoch würden wir gerne absehen. Man weiß ja nie, welcher der Beamten deutsch versteht, oder sich zumindest zusammenreimen kann, was hier an Unflätigkeiten ausgetauscht wird; ist Afrikaans dem Deutschen doch nicht ganz unähnlich. Und das könnte fatale Folgen haben, schließlich sitzt der beleidigte Beamte am längeren Hebel …

Wir versuchen also, möglichst neutral zu antworten und unsere Freundin einzubremsen, sind aber mindestens genauso genervt wie diese – wenn wir nun auch noch eine vergleichbare Wartezeit vor uns haben – und Annette ist ebenfalls noch nicht in Schalternähe –, dann erreichen wir unseren Flieger nie! Ich wende mich deswegen an einen Officer, erkläre ihm, wie knapp unsere Zeit inzwischen geworden wäre und ob es nicht so etwas wie eine Fast Lane gäbe. Die Antwort: das seien alles Fast Lanes! Nun ja, da weiß man wenigstens, woran man ist!

Also lassen wir weiter Einheimische an uns vorbei, beobachten einen Beamten, wie er ein handbeschriftetes DIN A4-Blatt an der Außenseite seiner Amtszelle befestigt, das besagt, der Schalter sei nun bis auf weiteres geschlossen, und sich dann seelenruhig mit einer Stulle auf seinem Bürostuhl niederlässt, während wir Wartenden optisch an seinem Frühstücksgenuss teilhaben dürfen. Es ist zum Mäusemelken! Auf einmal jedoch geht ein Ruck durch die Schlange, gleich darauf noch einer und plötzlich geht es etwas zügiger voran. Und siehe da, 45 Minuten später sind wir durch, fast zeitgleich mit Annette, und auch Erika, die heuer wieder mit von der Partie ist, taucht wie aus dem Nichts auf. „Jetzt müssen wir uns aber beeilen!“

Ein Tipp aus dem Internet ist Gold wert

In der Tat, das müssen wir! Vorher jedoch brauchen wir noch unser Gepäck – obwohl die AirLink eine Tochtergesellschaft der SAA ist, kann aus einreiserechtlichen Gründen das Gepäck nicht durchgecheckt werden – müssen den Zoll hinter uns bringen und danach möglichst schnell das Gepäck wieder loswerden. Hierfür gibt es einen etwas versteckt liegenden Schalter, so habe ich vorher im Internet recherchiert, und auch eine Abkürzung rauf ins Domestic Terminal, das im ersten Stock liegt und das zu erreichen man normalerweise quer durch die völlig überfüllte Inlandsabflughalle müsste. Und dieser Tipp aus dem Netz rettet uns jetzt den Anschlussflug: wir finden den „Geheim-Schalter“, checken unsere Taschen rasch und problemlos wieder ein und spurten dann eine nicht fahrende Rolltreppe nach oben, um buchstäblich in ziemlich letzter Minute das Gate für unseren Zubringer nach Upington zu erreichen. Schweißgebadet und keuchend begrüßen wir uns nun endlich richtig und schlichten uns bald darauf in den nächsten Flieger, wo wir vor Erleichterung und Freude, mit an Bord zu sein, unsere ausgetrockneten Kehlen erst mal mit einem Frühstücksbier benetzen. Na ja, es ist immerhin schon 11 Uhr 30, da darf man das!

Drängelszene Flughafen: Peggy und Marco Lachmann-Anke auf pixabay

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