28. Oktober 2018; Heimreise nach München via Johannesburg

Beim zweiten oder dritten Hahnenkrähen krabbeln wir aus dem Bett, duschen und machen unser Gepäck heimreisefertig, bevor wir uns ein ausgiebiges Frühstück einverleiben, die Rechnung für die letzten beiden Tage begleichen und anschließend unser Zimmer räumen, um in der milden Morgensonne auf Fitah und Aina zu warten. Felix leistet uns dabei Gesellschaft – seine Truppe ist in einen nahegelegenen Supermarkt entschwunden, um noch Knabbereien für die bevorstehende Tour zu besorgen – und er gesteht uns, dass er unsere Beweggründe, eine Reise zu zweit gegen Aufpreis einer Gruppentour vorgezogen zu haben, mittlerweile voll und ganz nachvollziehen könne. Was ihn nun genau zu dieser Aussage bewogen hat, erfahren wir leider nicht mehr, denn schon rollen unsere Jungs auf den Hof und es wird Zeit, sich von Felix zu verabschieden. Mach’s gut und so schlimm wird’s schon nicht werden.

Heimreise mit Hindernissen

Nach kurzer Fahrt durch den morgendlichen Verkehr sind wir dann auch schon am Flughafen angekommen und der nächste Abschied steht bevor. Schweren Herzens überreichen wir Fitah und Aina ihre Trinkgeldröllchen, verziert mit einer gerade noch im Hotelgarten gepflückten Bougainvillea-Blüte, drücken die beiden, die uns in den vergangenen Wochen echt ans Herz gewachsen sind, ein letztes Mal und entern dann mit Sack und Pack, noch einmal winkend, das Flughafengebäude. Dort lassen wir das Gepäck einschweißen und wandern zum Check-In, wo wir von einem freundlichen Angestellten begrüßt werden. 

Während dieser alles nötige an Formalitäten erledigt, fragt er interessiert nach unserem Aufenthalt in Madagaskar, freut sich, dass es uns so gut gefallen hat und will uns gerade unsere Boardingpässe in die Hand drücken, als er noch, so ganz en passant, meint: “Sie haben ja sicher keine verbotenen Souvenirs im Handgepäck, oder?” “Nein, nur ein paar kleine Holzschnitzereien, sonst nichts!” Plötzlich wandelt sich sein vormals so freundlicher Gesichtsausdruck und mit gestrenger Miene tut er uns kund, dass auch das nicht zulässig wäre. Was, wie? Nein, Hölzernes sei an Bord verboten! Wir müssten es ins Fluggepäck verfrachten oder hierlassen, fertig, aus. Heinz und ich sind fassungslos, haben keine Ahnung, was das jetzt soll, und ich fühle einen unbändigen Zorn in mir aufsteigen. Zorn auf mich selbst, weil ich nicht einfach meinen Mund gehalten habe, und Zorn auf dem dämlichen Typen da hinter dem Schalter. Aber meinen Dodo und einen erstaunt guckenden Katta hierlassen? Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage!

Also heißt es Contenance bewahren, bevor dem Vollpfosten noch mehr Schikanen einfallen, und die zwei Teile ins Fluggepäck umräumen, das selbiger in seiner partiell wohl doch vorhandenen Gnadenbereitschaft noch nicht in den Höllenschlund des Gepäckverlade-Kreisels hat einfahren lassen. Schnaubend, uns aber jeglicher Bemerkung enthaltend, pflücken wir unsere Taschen wieder von der Waage – und stehen dann ratlos davor. Wie sollen wir da jetzt reinkommen – gerade haben wir es doch noch diebstahlsicher einschweißen lassen?! Ah, ja, der Einschweißer, der hatte doch ein Teppichmesser! Aber der sitzt in der Vorhalle, zwar im Sichtweite, doch jenseits der ersten, bereits passierten Sicherheitskontrolle. Egal! Beherzt schreite ich nickend am Sicherheitsfuzzi vorbei, schwatze dem Einschweißer das Messer ab und passiere abermals, mit einem Cutter beachtlicher Größe in der Hand, die erste Kontrolle. Und, oh Wunder, niemand hält mich auf, niemand protestiert! 

Unverständnis, aber mit Blick zurück ohne Zorn

Unter dem gestrengen Blick des Eincheck-Typen schlitzen wir die Folie einer Reisetasche an der Stelle, an der wir den Reißverschluss vermuten, auf und versenken anschließend erleichtert, denn wir haben richtig vermutet, die beiden Schnitzereien. Dann drücke ich dem verdutzten Sicherheitsonkel das Teppichmesser in die Hand und bitte ihn, es dem Kollegen von der Folierstation zurückzugeben. Wir hieven die Taschen abermals auf die Waage, bekommen nun anstandslos unsere Boardingpässe ausgehändigt und entschwinden so rasch wie möglich aus dem Dunstkreis des Willkür-Experten vom Check-In.

Hinein in den Abflugbereich, in dem es vor Läden nur so wimmelt, die unter anderem HOLZSCHNITZEREIEN feilbieten! Das muss jetzt aber wohl niemand verstehen! Und auch nicht, warum diese Aktion in letzter Sekunde nötig war – und unsere positive Erinnerung an drei Wochen in einem Land voller freundlicher Menschen doch erheblich trübt – zumindest für den Augenblick. Trotzdem sagen wir, als wir im Flieger nach Johannesburg sitzen und Madagaskar allmählich unter den Wolken verschwindet, leise “Schön war’s, du wunderbare Insel, mach’s gut und auf Wiedersehen!” und meinen das durchaus ernst …

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