„Wakawakawaka, kawakawaka!“, tönt es in aller Frühe in unsere Ohren. Verschlafen krabbeln Heinz und ich aus dem Zelt und erfreuen uns sogleich an den zahlreichen Geräuscherzeugern, die ebenfalls gerade erwacht sind: in den umliegenden Baobabs begrüßen plusterige Gelbschnabeltokos den beginnenden Tag. Unter den neugierigen Blicken der hübschen Hornvögel starten auch wir in den Tag, frühstücken ausgiebig und bauen anschließend unser Lager ab.
Der ist schon hellwach…
…der noch etwas verschlafen
Corythaixoides concolor
Erneuerte Straße
Hier ist noch Baustelle!
Einsamer Elefant am Straßenrand
Dann verlassen wir das Camp voller Vorfreude auf unsere nächste Station, das Senyati Camp, das ganz im Norden Botswanas, an der Grenze zu Sambia und Simbabwe liegt. Die heutige Fahrstrecke ist also überschaubar kurz und führt fast ausschließlich über geteerte Straßen. Nur einige Abschnitte ziehen sich etwas, denn hier wird gebaut. Ein viele Kilometer langer Slalom zwischen riesigen Erdhaufen und der damit einhergehende Kampf mit vom Schwerlastverkehr aufgewirbelten Staubwolken verleiden uns die Fahrt ein wenig, trotzdem aber kommen wir rasch voran und erreichen gen Mittag Senyati, ein Camp, das bekannt ist für seine zahlreichen Elefanten. Als wir dort eintreffen ist zwar von den Dickhäutern nichts zu sehen, dafür aber begrüßt uns Louw, Südafrikaner und Betreiber von Senyati, auf das Herzlichste. Nach ein wenig Small Talk dürfen wir uns dann eine Campsite aussuchen. Ja, wenn das so ist! Lange müssen wir nicht überlegen; wir nehmen natürlich den Platz in erster Reihe mit direktem Blick auf das Wasserloch und lassen uns dort häuslich nieder – wenngleich uns Louw davon abrät. Der Bungalow, der schräg rechts von uns und noch näher am Wasserloch steht, sei derzeit bewohnt und der Mieter lasse die ganze Nacht seine gleißend helle Außenbeleuchtung brennen. Egal, aber dennoch gut zu wissen! Aufgrund dieser Information nämlich errichten Annette und Jochen ihr Zelt hinter einem Baum, während Heinz und ich uns für eine Stelle in einem lichtabschirmenden Dickicht entscheiden. Gesagt, getan. Dann bauen wir Tisch und Stühle auf: zu jeder Campsite gehört ein kleines, offen gemauertes Gebäude mit Strohdach, das links eine Dusche, rechts ein Klo und in der Mitte eine Küchenzeile auf einer Veranda beherbergt. Und diese Veranda mit Schattendach wird nun unser gemütlicher Ansitz.
Anmarsch…
…trinken, planschen, prusten…
…Abmarsch
Lange müssen wir auch nicht warten und die ersten Elefanten erscheinen am Wasserloch. Weithin kann man ihr Prusten und Geplätscher hören, das so einladend klingt, dass man sich am liebsten selbst mit in die Fluten werfen würde. Leider geht das natürlich nicht, ein wenig näher aber kann man ihnen trotzdem noch kommen, nämlich auf der erhöht liegenden Terrasse des Camp-Restaurants, von der aus man direkten und völlig unverstellten Blick auf das gut besucht Wasserloch hat. Wir verlassen also unsere Privat-Veranda und ziehen um. Eine ganze Weile hängen wir über der Holzbalustrade, beobachten das muntere Treiben, das ständige Kommen und Gehen und können uns gar nicht mehr losreißen. Sollten wir aber, denn wir müssen ja noch zum Einkaufen nach Kasane, um uns für die kommenden Tage in Zimbabwe zu rüsten. Doch Annette und Jochen haben Erbarmen mit uns: die beiden übernehmen die Einkaufsfahrt alleine und lassen Heinz und mich im Camp zurück. Wir sind heilfroh, uns nicht ins Supermarktgetümmel stürzen zu müssen, sondern uns stattdessen mit den planschenden Dickhäutern, diversen Giraffen, Warzenschweinen, Tokos und anderen Vögeln vergnügen zu dürfen. Wie im Fluge vergeht die Zeit und unerwartet bald kehren unsere Freunde mit einem voll beladenen Auto zurück. Gemeinsam schichten wir die neu erworbenen Fressalien und Getränke sinnvoll in den Wagen und akkomodieren uns daraufhin erneut auf unserer platzeigenen Terrasse nieder – die Elefanten sind ohnehin schon wieder abgezogen. Gemütlich plaudernd lassen wir einen entspannten Nachmittag ausklingen, bevor wir uns an die Zubereitung unseres Abendessens machen. Und kaum haben wir den letzten Bissen verzehrt, sammeln sich abermals Elefanten um die sprudelnde Kunstquelle. Kurzerhand verschieben wir den Abwasch auf morgen, rücken unsere Stühle in Position und lassen uns vom tierischen Abendprogramm auf’s Unterhaltsamste berieseln.
Manche sind ganz groß…
…andere müssen noch wachsen
Reiherschwarm im Abendlicht
Annette und Jochen werden dabei bald von einer wohligen Müdigkeit ergriffen und ziehen sich in ihr Zelt zurück, während Heinz und ich, immer noch putzmunter, einen weiteren Ausflug auf die Restaurant-Veranda machen. Dort sitzen wir bis spät in die Nacht, beobachten das Treiben am Wasserloch und genießen die gar nicht so stille Stille der späten Stunden, bis auch wir allmählich müde werden. Also klettern wir die hölzerne Treppe des Restaurantgebäudes herab, schleichen leise zu unserem Zelt und machen uns fertig für die Nacht. Heinz sitzt im offenen Zelt und zieht sich um, während ich noch mal zum Klo hinauftappere. Da hat sich doch gerade etwas bewegt! Wie angewurzelt bleibe ich stehen, zwei Meter vor einer olivbraunen, ziemlich imposanten Schlange. Gerade noch rechtzeitig, denn das Reptil schnellt kurz hoch, bevor es sich blitzschnell aus dem Staub macht, geradewegs hinein in unsere Toilette. Heinz, den ich eilig herbeigerufen habe, kann leider nur noch das hintere Viertel der entschwindenden Schlange sehen, doch auch das reicht ihm völlig. Eine Kobra? Könnte sein, vielleicht aber auch was anderes; auf jeden Fall ’ne Schlange, so viel ist sicher. Tja, schon wieder eine! Jahrelang habe ich die unterschiedlichsten afrikanischen Länder bereist, doch nur ganz selten eine zu Gesicht bekommen. Seit sich allerdings Heinz an meiner Seite befindet, häufen sich diese Sichtungen und Heinz festigt seinen Ruf als Snake-Man. Ein in seinen Augen zweifelhafter Ruf, auf den er gerne verzichten würde…
Camphäuschen – Küchenzeile
Bar/Restaurant
Und jetzt? Ich verlege meinen Klogang ins Gebüsch neben dem Zelt, nicht ohne vorher alles mit der Stirnlampe gründlich ausgeleuchtet zu haben, während Heinz auf die Küchenzeile klettert und in das oben offene Toilettenhäuschen späht. „Ich kann nix sehen!“, vermeldet er. „Die muss wohl wieder raus sein.“ Jetzt krabble auch ich nach oben und wir funzeln gemeinsam in alle Ecken. Und tatsächlich: nichts zu sehen. Das kleine Häuschen ist sehr übersichtlich und wir sind uns sicher, dass das Reptil nicht mehr drin ist, trotzdem aber müssen wir unseren Freunden Bescheid sagen. Schnell klettern wir von der Küchenzeile herab, wecken Annette und Jochen und berichten ihnen kurz. Schlaftrunken nehmen die beiden unseren Rapport zur Kenntnis. Na, ob das wirklich durchgedrungen ist? „Ich stelle einen Stuhl vors Klo, damit ihr’s nicht vergesst, wenn ihr in der Nacht mal raus müsst, ja?!“ „Mhmmm.“ Also trage ich noch einen Stuhl nach oben, dann ziehen auch Heinz und ich uns in unsere Schlafsäcke zurück und schließen die Augen. Wie gut, dass wir uns hinter dem Gebüsch verschanzt haben, denken wir, während der gleißende Scheinwerfer des Nachbarbungalows und die sich leise im Wind bewegenden Äste tanzende Schatten auf unsere Lider zaubern; ohne Gebüsch wäre es wirklich unerträglich hell, so aber geht es einigermaßen. Zufrieden kuscheln wir uns ein. Plötzlich jedoch knackt es vernehmlich, das Licht wird von einem Körper verdeckt, Schritte rascheln, der Scheinwerfer erhellt erneut unser Zelt, verschwindet wieder. „Shit, da schleicht doch einer rum!“ Vorsichtig richten wir uns auf und lugen durch die Gaze im oberen Teil des Eingangs, in sicherer Erwartung, einen potenziellen Dieb auf seinem Beutezug zu erblicken. Doch was wir sehen, ist eine graue Wand mit vier stämmigen Beinen und einem tastenden Rüssel, der Blätter von unserem Gebüsch pflückt. Ein Elefant, Gott sei Dank! Leise lachend beobachten wir den grauen Riesen, wie er friedlich kauend an uns vorüberzieht und sich dann den nächsten leckeren Blättern, etwas weiter entfernt, zuwendet. Beruhigt mümmeln wir uns wieder ein und sinken alsbald in tiefen, erholsamen Schlaf, der durch nichts mehr gestört wird. Schade eigentlich…
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