Da ist er, der neue Tag in Ihaha! Unzählige frische Spuren sind im Sand unserer Site zu finden und ich hab mal wieder nix mitbekommen… Was da nicht alles seine Abdrücke hinterlassen hat: diverse Vögel, Affen, Schakale, eine Hyäne, eine kleinere Mieze (wahrscheinlich eine Zibetkatze) und viel anderes nächtliches Kleingetier. Der letztjährige unsichtbare Löwe fehlt allerdings und Hippo hat uns auch keines direkt besucht. Schade, dass wir heute schon weiter müssen, denn am Linyanti könnte ich tagelang sitzen! Doch wir sollten uns ein bisschen nach unserem Zeitplan richten, wenn wir bald all die unbekannten Orte in Sambia noch sehen wollen. So brechen wir nach einem gemütlichen Frühstück Richtung Ihaha auf. Das Gate ist noch unbe-setzt, dafür sind wir ein bisschen ent-setzt, wie sich die weitere Strecke aus Linyanti heraus präsentiert. Der Abschnitt Savuti-Linyanti ist ja berühmt-berüchtigt für seine tiefsandigen Qualitäten, aber vergleichsweise kurz. Heute haben wir mehr als die dreifache Distanz vor uns und über die Hälfte davon ist nur schlingernd-stockend befahrbar. Mehrmals rettet uns nur Joachims perfektes Fahrgefühl und der Segen der 4×4-Technologie vor dem Steckenbleiben.
Das kostet viel Zeit und wir beschließen, Ihaha über die Teerstraße und Kasane anzufahren statt über das Ngoma Gate. Nebenbei hat diese Entscheidung mehrere positive Nebeneffekte: wir können in Kasane kurz unsere arg geschrumpften Vorräte auffüllen, eben mal mit unseren Lieben telefonieren und den Abschnitt Ngoma-Ihaha umgehen, der erfahrungsgemäß größtenteils nicht so wahnsinnig wildreich ist. Dafür erleben wir auf der Teerstraße nach Kasane, die direkt an der Grenze des Chobe NP entlangführt, einige Überraschungen. Der Teerbelag ist, abgesehen von einigen gut sichtbaren Schlaglöchern, perfekt in Schuss und es tummeln sich zahlreiche Tiere entlang des Highway. Elefanten kreuzen die Straße, Büffel grasen links und rechts, Raubvögel sitzen auf den Bäumen, Zebras treiben sich herum, Gnus und Impalas. Mehr hätte uns der Park auf den langen Kilometern bis zum Chobe River sicher auch nicht bieten können.
In Kasane sprinten wir schnell in den Supermarkt, bewundern dessen Weihnachts- und Silvesterdeko (im Juli!!!), nutzen das vorhandene Handynetz und düsen über Sedudu wieder in den Chobe NP. Da geht es zu wie auf dem Rummelplatz! Klar, zur Nachmittagszeit sind natürlich auch die Safarifahrzeuge der Kasane-Lodges unterwegs, um ihren Gästen die Utmost-Chobe-Experience zu bieten. Ein bisschen lästig ist das Verkehrsaufkommen schon, aber „gorgeous“ bis „overwhelming“, wie der Englischsprechende so treffend sagt, ist das Tierleben so direkt an der Riverfront ohne Zweifel. Büffel, Elefanten, Giraffen, Kudus, Rappenantilopen, Warzenschweine, Krokodile, Hippos, Warane, Kormorane, Perlhühner, viele Reiher-Arten, Kingfisher und Bienenfresser, um nur einige zu nennen. Die Lichtverhältnisse sind bei diesem Sonnenstand fotografisch ungemein schwierig, aber wofür hat man Augen?!
All das präsentiert sich uns in voller Pracht. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll; das einzige, was wir definitiv wissen ist, dass wir heute noch vor Dunkelheit in Ihaha eintreffen sollten. Wir verkucken uns bei den rangelnden Giraffenjungs, bei den Rappenantilopen, bei den Büffeln, bei den Elefanten im hamiltonösen Abendlicht, am Sonnenuntergang mit dem Bier in der Hand und kommen schließlich doch noch, im Stockfinsteren, in Ihaha an. Wir finden nach kurzer Orientierung unsere reservierte Site 9, errichten unser Lager und begeben uns nach der Zubereitung unserer frisch erworbenen Nahrungsmittel erlebnistrunken zu Zelte.
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