Ich liebe Perlhühner! Ich liebe sie, nicht nur, weil sie eine unglaublich knuffige Körpersilhouette besitzen, ihre Federn sehr dekorativ sind und sie sich typisch huhnartig gebärden, nein, es gibt auch noch einen anderen Grund. Vor einigen Jahren durften Heinz und ich in der Zentralkalahari einen ganzen Tag mit einer fast vierzigköpfigen Schar dieser putzigen Hühner verbringen und sie dabei von einer ganz anderen, fast schon intimen Seite kennenlernen. Dieses Erlebnis zählt im Rückblick auf all unsere bisherigen Reiseerlebnisse immer noch zu den Top Ten-Highlights und hat eine ganz besondere Beziehung zu den Perlhühnern hergestellt.
Perlhuhn – zum Fressen gern!
Nun gibt es solche Phrasen wie “Liebe geht durch den Magen” und “zum Fressen gern haben”, die nicht von ungefähr kommen, denn tatsächlich ist Zuneigung und Liebe ein Gefühl, das sich am besten und liebsten mit allen Sinnen genießen lässt. Also auch mit dem Geschmackssinn. Aber deswegen muss ja nicht gleich das Objekt der Begierde sein Leben lassen – schließlich sind wir keine Gottesanbeterinnen.
Aber Genussmenschen. Und das dürfen wir in diesem Falle guten Gewissens sein, denn es wird keinem Huhn auch nur ein Federchen gekrümmt. Im Gegenteil: im Zuge meiner Plätzchenbackereien im Safari-Stil habe ich gegrübelt, was es denn noch an Tieren gibt, deren Muster besonders plakativ ist und bin natürlich ziemlich bald bei den Perlhühnern gelandet. Also ein ganzes Huhn nachbacken? Nein, zu filigran. Eine Feder? Genau! Also machte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Ausstecher und legte los. Das Rezept für den Teig ist übrigens dasselbe wie für die Wilden Kekse.
GRUNDREZEPT FÜR DEN KEKSTEIG
250 g Butter
250 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
2 ganze Eier
500 g Mehl
1 Msp. Backpulver
1 gute Prise Salz
4-6 EL dunkles Kakaopulver (wer mag, kann auch noch schwarze Speisefarbe dazugeben)
1-2 EL Milch
zusätzlich:
Zuckerschrift weiß
Marzipanrohmasse
Johannisbeergelee
Im (Internet-)Handel sind einige wenige Feder-Ausstecher erhältlich – einer davon ist besonders geeignet. Er hat die typisch rundliche Form einer Perlhuhn-Daune und bietet ausreichend Platz, um die charakteristischen Punkte mit der Zuckerschrift zu setzen.
Ab in den Backofen
Und dann geht’s auch schon los: Teig herstellen, auf eine Stärke von etwa 3 mm ausrollen, ausstechen und dabei nicht vergessen, eine Hälfte “andersrum” zu backen, denn die Form ist nicht symmetrisch. Und will man später zwei Plätzchen aufeinanderkleben, sollte eines davon immer spiegelverkehrt gebacken werden, das sieht dann einfach hübscher aus.
Die ausgestochenen Teigfedern kommen für ca. 8 Minuten (sie sind dünner als die Wilden Kekse) in den Ofen, inzwischen kann man Marzipanrohmasse dünn auswellen und ebenfalls ausstechen.
Ein Aufwand, der sich im Rahmen hält
Die Kekse sind fertig, also raus aus dem Ofen, sobald man sie anfassen kann, vom Blech nehmen und mit der Unterseite nach oben auslegen. Alle Kekse mit Johannisbeergelee bestreichen, Marzipanfedern drauflegen und ein Gegenstück als Deckel obenauflegen. Warten, bis die Plätzchen abgekühlt sind und mit Zuckerschrift “perlhuhnmäßig” verzieren. FERTIG!
Nachtrag: Man lernt nie aus!
Nachdem die Perhuhnfedern sich auf ominöse Weise schon lange vor Weihnachten erheblich reduziert hatten, sah ich mich genötigt, nachzuproduzieren. Und dabei habe ich ein paar Optimierungen bezüglich einzelner Arbeitsschritte oder Materialien vorgenommen, die mich im ersten Durchgang gestört hatten.
1. Das Geklebe mit der Marmelade bzw. dem Gelee: da das in heißem Zustand vorgenommen werden muss, kommt hier völlig unweihnachtliche Hektik ins Spiel. Deshalb habe ich jetzt einen fruchtigen Kleber nach Wahl erwärmt und mit Gelatine versetzt – einer relativ großen Menge Gelatine. So kann man die bereits erkalteten Kekse in aller Seelenruhe bestreichen und mit dem Marzipan versandwichen. Wenn die Gelatine anzieht, hält das Ganze bombenfest, die fruchtige Note bleibt, aber der Zeitdruck entfällt.
2. Die Zuckerschrift: Im ersten Durchgang hatte ich Zuckerschrift aus der Tube verwendet. Die ist erstens nicht ganz billig, wenn man viele Kekse bemalen muss und, zweitens, auch nicht befriedigend im Trocknungsverhalten – obwohl ich eine gute Marke, angeblich für den Profibedarf, benutzt hatte. Diesmal hab ich die Zuckerschrift kurzerhand selbst hergestellt, was ganz einfach ist. Man nehme ein Eiklar, schlage es steif und gebe dann, während man weiter schlägt, so viel Puderzucker (je nach Eier-Größe bis zu 250 g) nach und nach hinzu, bis die Masse deutliche Spitzen schlägt. Das Gemisch dann in einen Spritzbeutel mit sehr kleiner Fülle füllen und mit dem Verzieren beginnen. Das ist immens ergiebig, trocknet klebefrei und stabil und ist wunderschön weiß. Und keine Angst: nach ein bisschen Üben hat man den Dreh bzw. den Spritz schnell raus. Auch Leute wie ich, die ich zum ersten Mal im Leben selbst Zuckerschrift angemixt und einen Spritzbeutel benutzt habe! Es lohnt sich in jedem Fall, das auszuprobieren, denn es ist keine Chemie drin und unter dem Strich viel günstiger als das fertig gekaufte Zeug aus der Tube. Ich habe mit nur einem Eiklar und der entsprechenden Menge Puderzucker sage und schreibe 36 Kekse verziert, danach noch ein paar Krokodile und es ist immer noch etwas übrig…
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