Prolog
Unser Dilemma mit madagassischen Ortsnamen
Bevor „Das Staunen im Walde“ beginnt, gibt es zunächst etwas anderes zu staunen: Wenn man den Index eines Reiseführers über Madagaskar öffnet, könnte einem nämlich fast schwindelig werden ob der dort verzeichneten Ortsnamen. Analamazaotra, Antsiranana, Ampasomanolotra, Ambatofinandrahana, Andranomandraotra, Tsimanampetsotsa, Manakandrioma, Imerintsiatosika – eine lange Liste schier unaussprechlicher Letterngebilde, die sich beinahe unendlich fortsetzen ließe.
Und genau diese sperrigen Buchstabenwürmer waren es, die uns vor Jahren die Planung eines Madagaskar-Urlaubs verleideten. Kaum hatten wir uns die Ortsbezeichnungen mühevoll erstammelt, entschwanden sie auch schon wieder aus unserem Gedächtnis. Wir lasen etwas im Reiseführer nach, lokalisierten es auf der Karte und merkten uns diverse Orte vor. Ah, das klingt interessant, uih, da möchten wir hin, oh, das sollten wir ebenfalls einplanen.
Was? Wo? Wie hieß das nochmal? Das mit den Kattas, war das jetzt Ananatananadingsbums oder Tananaananairgendwie und liegt das überhaupt auf dem Weg, wenn wir von Antananarivo über Ananatananasowieso fahren? Die Ananas und Tananas verschwammen ineinander, es war Konfusion pur! Wir sahen uns schließlich so verwirrt, das wir im Jahr der geplanten Madagaskar-Reise doch wieder nach Afrika fuhren und unser Inselprojekt nach hinten schoben.
Doch aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Unser Reisewunsch bestand nach wie vor und so suchten wir Jahre später abermals nach einem gangbaren Weg, Madagaskar kennenzulernen. Ein Veranstalter wäre die Lösung! Wenn wir nun noch einen fänden, der eine Tour nach unserem Geschmack anböte und wir dabei auf eine Gruppe verzichten könnten, dann wäre das perfekt.
Bei unserem ersten Planungsansatz hatten wir diese Idee natürlich auch schon gehabt und zu diesem Behufe einen Herrn aus der Nähe von Augsburg kontaktiert, der sich in einem einschlägigen Magazin als „erfahrener Organisator für Reisen in Madagaskar abseits der touristischen Pfade“ angepriesen hatte. Als wir ihn damals aufsuchten, sah er uns allerdings nur ungnädig an und ließ uns wissen, dass er keine Termine mehr frei hatte. Termine für eine Reise oder Termine für eine Besprechung mit uns, den potenziellen Kunden? Egal. So jemanden wollten wir nicht mit der Organisation der kostbarsten Wochen des Jahres betrauen!
Also machten wir uns erneut auf die Suche, wobei uns schließlich ein glücklicher Zufall zuhilfe kam: Gabi, die ich bereits seit ewigen Jahren kenne, mit der wir auch schon in Afrika unterwegs waren, und Anke, eine ebenso langjährige Bekannte, reisten 2016 nach Madagaskar – mit einem deutschen Veranstalter, gegen einen relativ geringen Aufpreis sogar ohne Gruppe. Die beiden waren sehr zufrieden und empfahlen uns das kleine Unternehmen mit Sitz im Rheinland wärmstens.
Ein Veranstalter ist gefunden!
Neugierig besuchte ich die Website des uns ans Herzen gelegten Organisators und durchforstete seine Tourangebote. Ha, da waren zwei Routenvorschläge, die unseren Vorlieben und Vorstellungen ziemlich genau entsprachen! Kurzerhand kontaktierte ich Thorsten, den Chef des Unternehmens, per E-Mail, stellte uns und unser Begehr vor und hatte bereits eine halbe Stunde später Antwort! Beide Touren waren problemlos als Individualreise ohne Gruppe durchführbar, der dafür zu zahlende Aufpreis hielt sich in sehr akzeptablen Grenzen, nur wolle er, Thorsten, gerne mit uns persönlich sprechen, um alles Nähere zu bequaken. Gesagt, getan. Ein paar Tage später telefonierten wir miteinander, besprachen unsere Wünsche, modifizierten die Traumroute leicht – und machten schließlich Nägel mit Köpfen: in zirka einem Jahr würden Heinz und ich „der Natur auf der Spur“ durch Madagaskar reisen und so einen weiteren unserer Lebensträume verwirklichen können.
Natürlich eilten wir, nachdem alles in trockenen Tüchern war, sofort ins Reisebüro unseres Vertrauens, um die nötigen Flüge zeitnah sicherzumachen. Nun liegt Madagaskar nicht gerade auf den Hauptrouten der gängigen Airlines, weshalb die Möglichkeiten, auf die Insel zu gelangen, von Haus aus etwas eingeschränkt waren. Eine Kombination aus Air France, Air Kenia und Air Madagaskar mit dreimal Umsteigen, KLM mit aberwitzigen Transferzeiten und South African Airways mit einmal Umsteigen, dafür aber zu einem vergleichsweise gesalzenen Preis. Ach komm, man gönnt sich doch sonst nix, lass uns SAA buchen!
So, alles erledigt, es kann losgehen – nächstes Jahr. Grinsend verließen Heinz und ich das Reisebüro. Unser Urlaub war gesichert und, das freute uns am meisten, auch die Dame, die unsere Flüge gebucht hatte, tat sich schwer mit der fehlerfreien Aussprache des Zielflughafens Antananarivo. Wie gut, dass Madagaskars Hauptstadt nicht Ambatofinandrahana, Andranomandraotra oder gar Imerintsiatosika heißt, sonst wären wir wohl nie dort hingekommen.
Kopfkino
So aber hatten wir nun ein ganzes, langes Jahr Zeit, uns vorzufreuen und in den Bildern zu schwelgen, die wir von unserem nächsten Reiseziel im Kopf hatten: Baobabs, Pachypodien, Alluaudien, Tsingys, Reisfelder, große und kleine, braune, grüne und bunte Chamäleons, allerlei Geckos und Frösche, Lemuren, insbesondere Mausmakis, Indris und Kattas, Giraffenhalskäfer, Fossas, Boas und andere Schlangen, bunte Vögel und, und, und. Alles, das war uns klar, würden wir nicht zu Gesicht bekommen, da die Route nur einen kleinen Teil der Insel abdeckt, trotzdem aber waren wir sehr gespannt, was Madagaskar für uns bereithalten würde!
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