Heute verlassen wir das gastliche Livingstone in Richtung Namibia, in Richtung Popa Falls. Zur Grenze ist es Gott sei Dank nicht weit und bald schon kommen wir in Katima Mulilo an. Wir haben natürlich alle Dokumente bereit, die nötig sind, um aus- und einzureisen, um das Carnet für den Landy um ein weiteres Jahr zu verlängern – die Grenzstation ist verheißungsvoll übersichtlich, ja, fast menschenleer und deshalb sind wir rasch an der Reihe. Joachim erledigt linkerhand die Carnetverlängerung, wir ersuchen rechterhand um Einreise. Doch dann stockt es: Eine recht korpulente Dame in Uniform sitzt auf der offiziellen Seite des Immigration-Tresens und ignoriert uns demonstrativ, ihr männlicher Kollege dreht uns nicht weniger demonstrativ den Rücken zu. Nichts passiert und wir warten und warten, warum auch immer. Plötzlich kommt, schwer an einem Koffer schleppend, ein Sambier herein, der sofort – mit aggressiver Aufmerksamkeit – bedient wird. Allerdings nicht so, wie er das gerne hätte: ihm wird die Einreise ohne Angabe von Gründen verweigert. Ein heftiger Streit entbrennt zwischen ihm und der Immigration-Dame, die ihm vehement mit Polizei droht, der Officer hält sich vornehm heraus. Nach einer Weile sieht der Sambier wohl ein, dass er, egal wie auch immer er argumentiert, keinen Stempel in seinen Pass bekommen wird. Mit hängenden Schultern verlässt er das Office und tritt den Rückweg dahin zurück an, wo er eigentlich weg wollte. Und im Gegensatz zu unserem Vorgänger sind wir, jetzt auf einmal werden wir zur Kenntnis genommen, willkommen und dürfen einreisen.
Eigentlich wollten wir ja heute bis Rundu kommen, doch das ist wohl doch ein wenig zu weit; so beschließen wir, an den Popa Falls zu übernachten. Dazu aber müssen wir trotzdem erst mal durch den ganzen, langen Caprivi durch, eine Gegend, in der ich vorher noch nicht gewesen bin. Und ich bin angenehm überrascht, denn hier präsentiert sich Namibia erstaunlich afrikanisch. Immer wieder fährt man an kleinen Dörflein vorbei, die Landschaft wird nicht, wie im Rest Namibias, durch die Zäune von riesigen Großfarmen zerschnitten. Alles in allem stellt das für meine Augen einen sehr erfreulichen Anblick dar, der die lange Strecke, zumindest gefühlsmäßig, verkürzt.
Gegen Nachmittag erreichen wir Divundu, wo wir uns, da uns schön langsam das Bargeld ausgeht, einen Geldautomaten erhoffen (verwöhnt, wie wir sind). An der örtlichen Tankstelle versichert man uns, dass im Supermarkt an der Hauptstraße tatsächlich ein solches Gerät zur Verfügung stünde. Dort angekommen, suchen wir uns die Augen aus dem Kopf, spähen in jeden Winkel, aber weder außerhalb des Supermarkts noch darin lässt sich etwas Derartiges entdecken. Wir fahren also die Seitenstraße ein Stück runter; vielleicht gibt es ja noch einen anderen Supermarkt. Aber nein, der Ort ist zu Ende und beherbergt natürlich auch keinen weiteren Laden. Zwei junge Damen, die des Weges kommen werden befragt: die Auskunft bleibt dieselbe. Also versuchen wir es halt nochmal, fahren zurück zum besagten Supermarkt und – na ja, auf die Idee hätten wir auch früher kommen können – erkundigen uns direkt bei der Ladenbesitzerin. Und siehe da, das Geheimnis lüftet sich auf wundersame Weise: der Automat ist quasi die Frau Shopinhaberin selbst, die telefonisch die gewünschte Summe anweist, sie vorab bar ausbezahlt und später von der Bank auf ihr Konto rücküberwiesen bekommt. Eine geniale Sache!
Nachdem nun unsere Liquidität wieder gewährleistet ist, fahren wir zum Campingplatz an den Popa Falls, der direkt am Kavango liegt, überdacht von schattenspendenden Bäumen. Ein kurzer Fußweg führt zu den Falls, die eigentlich eher Rapids sind und trotz des hohen Wasserstandes nicht sonderlich beeindrucken. Aber wir genießen den ausgehenden Tag am Ufer des geschäftig murmelnden Flusses bei einem kühlen Bier und fühlen schon die Wehmut in uns aufsteigen ob des nahenden Endes unserer Reise.
Bild 1, 2, 3 © Louis
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