Wir kehren gerade zurück von einer sehr ergiebigen Morgenpirsch rund um Xakanaxa und wollen das Frühstück vorbereiten, als ein Park-Fahrzeug ins Camp geholpert kommt. Wie lange wir noch bräuchten, den Platz zu räumen, werden wir gefragt, denn in Kürze würde die Third Bridge wegen Reparaturarbeiten gesperrt und wäre somit unpassierbar. Tja, da wird der Magen wohl noch eine Weile knurren, denn wir müssen für unser heutiges Ziel Xakanaxa natürlich genau über eben jene Brücke. Eilig brechen wir unser Lager ab und juckeln über das Knüppelkonstrukt, an dem schon zahlreiche Arbeiter warten. Generös lässt man uns noch die touri-obligatorischen Fotos machen, aber dann wird es Zeit zum Arbeiten. Und für uns zum Frühstücken.
Glücklicherweise ist der Moremi ein Game Reserve und kein National Park, was uns erlaubt, unterwegs auszusteigen. So suchen wir uns einen geeigneten Platz mit genügend Rundumsicht und platzieren unseren Klapptisch nebst Stühlen auf einer kleinen Erhöhung. Das Auto startbereit gleich daneben, die Umgebung nie aus den Augen lassend frühstücken wir so wie die Könige.
Derart gestärkt sind wir bereit zum Sammeln neuer Eindrücke und fahren gemütlich weiter Richtung Xakanaxa, das wir gegen Mittag erreichen. Die Zelte sind rasch aufgestellt und wir widmen uns dem Nachmittagsprogramm am Platze. Ein Buschbockweibchen zieht in aller Seelenruhe an uns vorbei, im Wasser schnorcheln die Hippos, zahlreiche Vögel umflattern uns: Grauschnabeltokos, Rotschnabeldrosseln, Halsbandbartvögel, Haubenbartvögel, Braundrosslinge, Glanzstare, Graubülbüls.
Es ist richtig friedlich, als plötzlich einige Paviane Einzug halten, die offensichtlich auf der Suche nach Nahrung sind. Ein besonders eindrucksvolles Männchen nähert sich zielstrebig dem schweren Gittermüllkasten, der eigentlich recht paviansicher aussieht. Und Rumms, schon hat er ihn umgeworfen. Jens geht drohend mit einem Brennholzscheit auf das Tier zu, das sich folgsam aber schmollend unter den nächsten Baum verzieht. Dort nagt es mit beeindruckenden Beißern, demonstrativ leidend, an einer steinharten Leberwurstbaum-Frucht herum, läßt uns aber nicht aus den Augen.
Die nächste Unaufmerksamkeit unsererseits wird beim Schopf ergriffen, die Müllkiste liegt erneut am Boden und flugs ist ein Marmeladenglas herausgefingert. Meine Drohungen mit dem Holzscheit werden kaum beachtet, schließlich bin ja auch nur ein Weib(chen). Das ist zumindest der Eindruck, den des Patriarchen Ignoranz und Gelassenheit auf mich machen, und, wie mir später bestätigt wird, trügt mich dieser auch nicht. So irrwitzig das klingen mag: Versuche haben bestätigt, dass gerade höher entwickelte Affen auch beim Menschen Geschlechter auseinander halten können und ihre intra-äffischen Hierarchiestrukturen anwenden. Und Weibchen stehen bei Pavianen deutlich unter den Männchen! Ich werde mich in Zukunft meinen Verwandten gegenüber also besser nicht mehr so „emanzipiert“ verhalten, denn auf eine nähere Bekanntschaft mit DEN Eckzähnen verzichte ich gerne.
Unsere Alpha-Männer also stellen den Müllbehälter wieder auf und sichern ihn, so gut es eben geht, bevor wir zur Nachmittagsrunde Richtung Dead Tree Island aufbrechen. In einer unwirklich schönen Umgebung bei noch unwirklicherem Licht stehen wir ewig am Rande eines großen Teichs, in dem man Hippos hören kann. Eine Herde Lechwes zieht an uns vorbei, die Schatten werden länger, das Hippo schwimmt näher und näher und wir beschließen, den gastlichen Ort zu verlassen, bevor es zu nahe kommt oder gar zum Grasen aus dem Wasser steigt.
Zurück am Platze: der Müllcontainer liegt erneut am Boden, völlig geplündert, von den Übeltätern angenehmerweise keine Spur mehr, das Buschbockweibchen ist wieder da und auch alle Vöglein; ein friedvoller Abend kann beginnen!
Bild 3 © Louis
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