8. Oktober 2014; Erkundungstag im Helskloof-Gebiet
Eine erstaunlich ruhevolle Nacht liegt hinter uns – sogar der geschäftige Morgenlärm unserer südafrikanischen Mitcamper hält sich in akzeptablen Grenzen – und wir lassen uns ausgeschlafen und voller Vorfreude auf Helskloof am Frühstückstisch nieder. Es ist angenehm kühl und ich hoffe, während ich brühend heißen Kaffee schlürfe, dass das auch so bleibt. Doch man kann es halt leider nicht voraussagen, weswegen Heinz und ich ein bisschen drängen: je früher wir losfahren, desto größer ist die Chance, unsere Botanik-Exkursion bei einigermaßen erträglichen Temperaturen durchführen zu können. Der arme Jochen seufzt vernehmlich, schwingt sich aber dennoch, nach einem ausgiebigen Frühstück, tapfer ins Auto, um uns zum Ziel unserer Sukkulententräume zu bringen – einem kilometerlangem Gebiet im Nordwesten des Richtersveld Nationalparks, kurz bevor es den Helskloof Pass nach unten geht. Ute kommt natürlich nicht mit, sondern will statt dessen zu Fuß lossausen. Sie möchte die knapp elf Kilometer von de Hoop nach Richtersberg wandern, immer am Oranje entlang, und gerne auch zurück, aber da macht ihr Jochen einen Strich durch die Rechnung. Wenn er schon den Taxifahrer geben muss, dann richtig: er will Heinz und mich bringen, zurückfahren, Ute in Richtersberg aufpicken, erneut nach Helskloof kurven, uns einsammeln und dann wieder nach De Hoop düsen. Das klingt nach einem überschaubaren Fahraufwand, auch entfernungstechnisch gesehen ist es nicht wirklich weit – rund 120 Kilometer alles in allem – aber es ist, bei dem Gelände, wahrlich eine tagesfüllende Aufgabe. Und eine sehr anspruchsvolle noch dazu. Annette sieht das Ganze natürlich extrem entspannt, denn sie wird sich heute als einzige keinen Meter bewegen. Selig lächelnd winkt sie deshalb uns allen aus ihrem Campingstuhl hinterher, als wir gesammelt aufbrechen….
Wir nähern uns dem Domorogh
Blick vom Domorogh
Blick vom Domorogh
Also: Ute wandert von dannen, Annette fläzt relaxt und wir ötteln mit Jochen los. Die ersten zwanzig Kilometer juckeln wir gemütlich dahin und alles läuft wie geplant. Dann aber kommen wir am oberen Ende des Domorogh Passes an. Ein Pass, von dessen Peak aus man das wahrscheinlich schönste Panorama des ganzen Richtersveld NPs bewundern kann – was wir natürlich auch gebührlich tun, bevor wir uns nach unten stürzen. Der Domorogh ist jedoch auch ein Pass, der als kleiner Van Zyl’s bekannt ist (kundige 4×4-Fahrer wissen, wovon ich spreche) – und das bekommen wir bei unserer Abfahrt nun deutlich zu spüren. Wir kennen den Domorogh und dessen Tücken von vergangenen Reisen, aber so heftig wie diesmal haben wir ihn tatsächlich noch nie erlebt: die felsendurchsetzte Fahrspur mäandert in spitzen Kehren direkt an einem tiefen Abgrund entlang, die vorangegangenen Regenfälle haben die ohnehin schon ausgesetzte Strecke noch tiefer ausgewaschen und die immer schon prekären Passagen sind heuer wirklich mehr als spannend. Mit äußerster Vorsicht tastet sich Jochen Meter für Meter nach unten, schimpft, flucht, beißt sich in die Unterlippe und ist extrem angespannt. Der Land Rover gerät trotz aller Umsicht mehrmals in unangenehme Schräglagen, das Fahrgestell ächzt und stöhnt – und immer gähnt zu unserer rechten Hand der unwirtlich-steile Felsabhang, dessen Talsohle nur sehr zögerlich näher kommen will; zumindest auf dem vorgesehenen, lebenserhaltenden Weg. Doch schließlich haben wir es geschafft! Jochen atmet hörbar auf und gibt zu (obwohl er das selten tut), dass dieser Abstieg über den Domorogh tatsächlich auch für ihn grenzwertig war. Und das will was heißen – für ihn, der den Van Zyl’s schon selbst gefahren ist! Aber ich kann es verstehen, denn erstens hatten es die paar Kilometer nach unten echt extrem in sich und, zweitens haben wir den Domorogh völlig unvorbereitet in Angriff genommen. Wenn man den Van Zyl’s vor sich hat, ist das eine nicht zu leugnende Herausforderung, auf die man sich mental und auch anderweitig vorbereitet, sich wappnet, sich damit auseinandersetzt. Wir hingegen sind heute losgezogen und hatten den Domorogh nicht auf dem Schirm – zumindest nicht in dieser Form. Und nun trafen wir auf diesem lapidaren Tagesausflügle auf so eine Hausnummer…
Wir alle sind deshalb mehr als froh, so glaube ich sagen zu können, heil unten angekommen zu sein. Und insgeheim, so glaube ich ebenfalls für alle sprechen zu dürfen, sind wir auch dankbar für Annettes gestrige Weigerung, uns zu bringen. Annette – bitte nicht falsch verstehen! – ist eine sichere und umsichtige Fahrerin, aber dieser Pass jedoch hätte sie wahrscheinlich überfordert; ganz einfach, weil sie nicht ganz so erfahren ist wie Jochen, aber auch, weil sie gesunderweise nicht annähernd so risikobereit ist wie der ihr angetraute Gatte. In eben dieser Konstellation erlebten wir also den bestmöglichen Ausgang einer durchaus nicht ungefährlichen Situation – dank aller beteiligten und nicht beteiligten Komponenten! Das Schicksal kann manchmal, im Nachhinein betrachtet, so transparent sein!… Erleichtert lockern wir nun darob und unten angekommen, unsere durchgerüttelten Extremitäten, scheinbar cool, doch jeder weiß, was wir soeben heilen Leibes hinter uns gebracht haben. Mein Gott, dieses Richtersveld ist wirklich stets für Überraschungen gut und eben alles andere als ein Weicheier-Park, sobald man sich von Potjiespram oder gar De Hoop entfernt.
Losgelassen auf die Botanik!
Unser Jagdrevier
Aloe ramosissima
Apropos Überraschung: für weitere Ereignisse der Marke „Surprise“ sind wir nun mehr als bereit und hoffen, dass diese zwar genau so aufregend sein werden, dafür aber, bitte, bitte, völlig ungefährlich. Mit einem vorfreudigen Honigkuchenpferd-Grinsen steigen wir so eine Weile später aus dem Auto und lassen uns von Jochen an der Himmelspforte zum Sukkulenten-Paradies aussetzen – der relativ flachen Strecke, die zum Helskloof Pass führt. Hier hatten wir schon auf der Tour davor einen kurzen Stopp eingelegt und in dieser einen Stunde eine solch unglaubliche Vielfalt von Sukkulenten vorgefunden, dass wir unbedingt wieder hierher wollten – und unsere Mitreisenden derart mit unserer Leidenschaft strapaziert, dass wir diesmal alleine sein wollten, wenn wir die umliegenden Hügel quadratmeterweise durchforsten. Und so kommt es jetzt: Jochen entlässt uns, wir machen einen genauen Ort für das Wiedertreffen in zirka vier Stunden aus, verabschieden uns, schlagen die Autotüren zu, winken zum Abschied – und schon sind wir allein auf weiter Flur! Genüsslich lauschen wir dem sich entfernenden Brummen des Wagens, bevor wir uns grob orientieren und einen Plan zimmern, wie wir am besten vorgehen könnten. Ach was, warum planen? Wir gehen jetzt einfach los und klappern die Hügel ab, einen nach dem anderen.
Cheiridopsis robusta
Aloe ramosissima
Euphorbia hamata
Nun könnte man ja meinen, Hügel sei Hügel und einer würde reichen, um alles zu sehen, aber dem ist nicht so. Die klimatischen Bedingungen im Richtersveld sind so harsch und extrem, dass jeder auch noch so kleine Faktor die Form der Vegetation merklich beeinflusst. Und Faktoren gibt es derer viele: Nordosthänge zum Beispiel tendieren zu Trockenheit, da jegliche Form von Feuchtigkeit (Nebel, Tau) durch die morgendliche Besonnung rasch verdunstet. Trockene Winde, die im Richtersveld häufig aus Osten kommen, verstärken diesen Effekt noch zusätzlich. Folglich ist die Vegetation hier karg und beherbergt Pflanzenspezies, die man eigentlich weiter östlich vermuten würde. Im Gegensatz dazu haben Südwesthänge eine günstigere Wasserbilanz vorzuweisen und die Vegetation gedeiht entsprechend üppiger. Die auf Südwestseiten wachsenden Spezies unterscheiden sich eklatant von ihren, auf der gegenüberliegenden Hügelseite ums Überleben kämpfenden Kollegen – es sind Arten, die sonst in eher in feuchteren, küstennäheren Gebieten auftreten. Diese ohnehin schon sehr erstaunlichen, expositionsbedingten Bewuchsunterschiede verstärken sich noch durch weitere Faktoren. Liegt ein Hügel im (Wind-)schatten eines anderen, spielt die Höhe und Position des Konkurrenz-Bergleins eine große Rolle: höher, niedriger, nimmt er die Morgensonne, macht er erst nachmittags Schatten? All das wirkt sich mikrozonal auf den Bewuchs aus, der sich deutlich erkennbar von dem unterscheidet, der sage und schreibe lediglich fünf Meter weiter links oder rechts daneben gedeiht. Eine weitere Rolle, das kann man sich nun lebhaft vorstellen, spielt natürlich auch die jeweilige Neigung der einzelnen Hügelseiten und deren Bodenbeschaffenheit – felsig, schotterig, lehmig, sandig oder gar von einer bröckelnden Quarzader durchsetzt? Ein Mikrokosmos im Mikrokosmos – nahezu jeder Quadratmeter hat eine eigene, ganz typische Vegetation vorzuweisen!
Stapelia hirsuta var. gariepensis
Richtersveldia columnaris
Orbea namaquensis
Crassula grisea
Crassula deceptor
Crassula pseudohemisphaerica
Stapelia similis
Quaqua mammilaris
Cotyledon orbiculata var. orbiculata
Es ist klar, dass wir hier nur im Zeitlupentempo vorankommen; gerade mal drei oder vier Hügel schaffen wir in diesem Paradies. Wir wandern dabei über sanfte Flanken, eiern über rutschigen Schotter, keuchen fast senkrechte Steigungen empor und tasten uns über staubige Rinnen und griffige Felsen wieder nach unten. Und beinahe sekündlich entdecken wir wieder was Neues, was Unbekanntes, was Spannendes. Diese Exkursion ist noch viel besser, als wir uns das in unseren kühnsten Träumen jemals vorgestellt hatten! Leider aber, so ist das bei positiven Ereignissen nun mal, vergeht die Zeit viel zu schnell und ein Blick auf die Uhr ermahnt uns, zügig Kurs auf unseren verabredeten Treffpunkt zu nehmen. Ach komm, ein Hügel geht noch! Rasch ersteigen wir das letzte Berglein, umrunden es und spähen hinunter ins Tal, wo man den einzigen Fahrweg, auf dem Jochen zu uns kommen kann, gut einsieht. Entwarnung – kein Auto in Sicht! Erleichtert und dankbar für diese Galgenfrist suchen wir uns einen besonders schönen Platz inmitten blühender und farbstrotzender Crassulas und lassen uns dort für eine Versorgungs-Pause nieder. Ein Kraftriegel für jeden, viel Wasser – und ein beinahe wehmütiges Resumée unseres Kurzexils: es war unvorstellbar schön, unglaublich reich an Sichtungen, viel zu kurz – und klimatisch extrem angenehm. Erst jetzt realisiere ich nämlich, dass ich, die so große Angst vor der Hitze hatte, noch immer meine dicke Fleecejacke trage und diese trotz strahlenden Sonnenscheins als äußerst angenehm empfinde! Ein perfekter (halber) Tag eben, so stellen Heinz und ich übereinstimmend fest, der gerne länger hätte sein dürfen… Aber wir werden wieder ins Richtersveld kommen und da kann man dann ja durchaus mal was Längeres andenken, oder…?!
Crassula macowaniana
Crassula tomentosa
Crassula cotyledonis
Gethyllis grandiflora
Antimima sp.
Sarcostemma viminale
Unsere Kraftriegel mümmelnd, ergehen wir uns in derartigen Gedanken und thronen wie die Götter inmitten unserer Sukkulenten-Plantage, als sich unten im Tal tatsächlich etwas bewegt: Jochen naht! Seufzend packen wir unser Zeug zusammen, verabschieden uns für heuer von dieser wundervollen Gegend und mäandern gemächlich in Richtung unseres verabredeten Treffpunkts, wo wir beinahe zeitgleich mit Jochen eintreffen. Freudig werden wir von ihm und Ute begrüßt und ich glaube, er ist richtig froh, all seine Schäfchen unversehrt wieder eingesammelt zu haben – Ute, die heute mutterseelenallein nach Richtersberg gewandert ist, und uns beide, die wir unbedingt in teilweise halsbrecherischem Gelände herumklettern wollten. Als wir nun ins Auto gestiegen sind, berichtet Ute kurz von ihrem Ausflug, der wohl so befriedigend nicht war; sie wäre gerne zu Fuß nach De Hoop zurückgewandert, aber Jochen wollte sie ja partout abholen. Vielleicht hatte er insgeheim Angst, die Stunden mit uns in Helskloof verbringen zu müssen und hat sich deshalb eine Beschäftigung gesucht – Ute abholen… Oder er hat es einfach wirklich nur nett gemeint. Auch wir hätten natürlich eine Menge zu erzählen, von blühenden Crassulas, Stapelien und Richtersveldien, von der Entdeckung einiger Exemplare der Crassula pseudohemisphaerica, von wunderbaren Tylecodons, üppigen Aloen, phantastischen Ausblicken und dem steilen, pfadlosen Gelände, durch das wir uns erfolgreich und unfallfrei durchgetastet haben. Aber so genau wollen es unsere Reisegenossen sicher nicht wissen – das wenigstens legt ihre etwas lapidare Frage nach unserem Tag nahe. Doch wir finden das mangelnde Detailinteresse nicht schlimm, denn schließlich hatten wir unseren großen Wunsch beinahe klaglos erfüllt bekommen und wurden in diesen paar Stunden überreich belohnt – das kann uns keiner mehr nehmen und außerdem haben wir uns ja gegenseitig, um unsere Begeisterung zu teilen. Das genügt uns völlig!
Aloe pillansii
Aloe pillansii
Aloe pillansii – Blüten
Dass man unsere Leidenschaft jedoch nicht nur toleriert, sondern ihr in kleinen, homöopathischen Dosen sogar zuarbeitet, ist trotzdem sehr sympathisch: „Wir haben noch eine Überraschung für euch!“. So kündigt Jochen nach einer Weile freudestrahlend an. „Da werdet ihr staunen!“ Und das tun wir tatsächlich, als Jochen ein paar Kilometer später nach rechts deutet. „Seht ihr sie? Die hab ich entdeckt, als ich Ute abholen fuhr.“ Wir sehen sie – eine Aloe pillansii, wie sie schöner nicht sein könnte. Majestätisch steht sie direkt am Wegesrand, kerzengerade und schlank, und präsentiert, viele Meter über uns, eine Fülle von gelben Blüten. Stolz stoppt Jochen den Wagen neben seiner Entdeckung und wir loben ihn gebührlich, während wir das Prachtstück bewundernd umrunden. Ja, eindeutig eine reinrassige Pillansii, keine Hybride! Wir freuen uns sehr über diese Sichtung! Allein Heinz’ Freude ist leicht getrübt, da er partout keine keimfähigen Samen auf dem Boden entdecken kann… Doch das ist Klagen auf sehr hohem Niveau, das weiß auch Heinz.
Calicorema capitata
Graphipterus cicindeloides
Parabuthus villosus
Glücklich verabschieden wir uns so nach einer halben Stunde von der wunderschönen Baumaloe und setzen unseren Weg fort. Wir sind allerdings noch nicht wirklich weit gefahren, als uns bereits ein nächstes Highlight in seinen Bann zieht: aus dem Augenwinkel sehen wir eine flüchtige Bewegung am Rande des Fahrwegs und halten an, um der Sache auf den Grund zu gehen. Da, da, da drüben, ein Skorpion! Hey, es ist hellerlichter Tag, was tut da ein Skorpion? Vorsichtig nähern wir uns dem nicht gerade kleinen Spinnentier und erhalten eine Antwort: es ist ein Parabuthus villosus, der für seine ausgeprägte Tagaktivität bekannt ist – und dafür, dass er ziemlich giftig ist und sein Gift bis zu einem Meter weit spritzen kann. Es wäre also ratsam, den geschäftigen, schokoladenbraunen Skorpion, dessen Panzer mit einer Art Fell bedeckt ist, nicht zu reizen. Deshalb folgen wir ihm zurückhaltend und sehr aufmerksam, um nur ja nicht zu überhören, sollte er uns warnen. Fühlt sich das pelzige Spinnentier nämlich bedroht, rubbelt es mit seinem Stachel über den Rückenpanzer und lässt ein vernehmliches, stridulierendes Geräusch ertönen. Bleibt die Bedrohung dann weiterhin bestehen, geht es in dem kleinen Skorpionköpfchen rund: Gift dosieren, der Situation angemessen anmischen und dann: versprühen oder zustechen? Ja, so unglaublich es klingt – der Skorpion ist in der Lage, seine Giftmischung der Gefahrenlage anzupassen und auch entsprechend zu dosieren. Bei geringerer Bedrohung bzw. beim Beutefang wendet er ein proteinhaltiges Pretoxin an, das vorwiegend paralytische Wirkung hat. Erweist sich die Gefahr jedoch als größer und penetranter, kommt das neurotoxische Postvenom zum Einsatz, das auch Menschen gefährlich werden kann, egal, ob es nun injiziert oder gespritzt wird. Das wollen wir natürlich nicht riskieren und lassen den haarigen Gesellen gerne wieder alleine, nachdem wir ihn ausgiebig begutachtet haben.
Randvoll mit Eindrücken bewegen wir uns nun schnurstracks auf De Hoop zu und treffen dort am späten Nachmittag auch ein. Annette erhebt sich gähnend und schläfrig aus ihrem Campingstuhl und begrüßt uns völlig tiefenentspannt. Was sie heute getan hat? „Nix, kurz mal schwimmen gewesen, ansonsten nix!“, lautet die genüssliche Antwort. Wir gönnen ihn ihr von Herzen, diesen absolut faulen, fahrfreien Tag, allerdings hätten wir nicht tauschen wollen… Hach, was wir heute alles gesehen und erlebt haben! Eigentlich viel zu viel für einen einzigen Tag. Diese Reizüberflutung macht sich dann auch in Form wohliger Erschöpftheit bemerkbar; wir sinken in unsere Klappstühle, sichten unsere zahlreichen Fotos, nehmen einen Sundowner zu uns und freuen uns auf einen entspannten Abend. Rasch bringen wir noch das Lagerfeuer mit dem letzten Monsonia-Stück zum Prasseln, legen das Fleisch auf den Grill und bereiten den Tomaten-Gurken-Salat zu, bevor wir uns erneut gemütlich niederlassen. Die Dunkelheit senkt sich über De Hoop, ein diesiger Vollmond leuchtet hell am östlichen Horizont, der Oranje plätschert leise und alles ist so ruhig und entspannend, dass uns das nun folgende, recht plötzlich auftretende Spektakel richtig in die Glieder fährt: Millionen von Glühwürmchen erheben sich aus dem nahegelegenen Schilfgürtel und tauchen die Szenerie in flackerndes, fast unwirkliches Licht. Woah, ist das ein Anblick! Mit offenen Mündern starren wir in die punktuell erglühende Dunkelheit und sind absolut fasziniert. Was für ein Schauspiel! Und wo waren die leuchtenden Insekten gestern? Egal, es ist einfach nur schön. Wir löschen unsere Tischbeleuchtung und postieren uns außerhalb des Scheins unseres Lagerfeuers, um die tanzenden Lichtpunkte bestmöglich sehen zu können. Hand in Hand kuscheln Heinz und ich uns auf einem tribünenartig postierten Felsen aneinander und wohnen der romantischen Leuchtorgie bei, die nach einer Viertelstunde ihren absoluten Höhepunkt erreicht. Etwa zehn Minuten lang geben die Glühwürmchen, die ja in Wahrheit Käfer sind, ihr Bestes, dann ermattet deren Aktivität und das Oranje-Ufer versinkt erneut in vom Vollmond erhellter Dunkelheit. Ab und zu blitzt hier und da noch ein verirrtes Glühwürmchen auf, nach einer guten Stunde aber ist es wieder so ruhig, als wären die Leuchtkäfer nie dagewesen. Mein Gott, war das schön!
Glühwürmchen bei Nacht 😉
Ganz entrückt wandern wir zum Esstisch zurück und nehmen versonnen unser fast verbrutzeltes Abendessen zu uns. Zum Reden hat nach diesem ereignisreichen Tag allerdings keiner von uns richtig Lust und so hängen wir nach dem Essen schweigend in unseren Klappstühlen ab, lassen den Tag revue passieren und begeben uns dann zeitig zu Bett. In meinem Kopf schwirren die Erinnerungen, ich bin hellwach und todmüde zugleich. Die Gedanken an sternförmige Aasblumenblüten, samtig-dicke Blätter, haarige Skorpione, blinkende Lichtlein, Luziferin-Luziferase-Reaktionen und ein schunkelndes Auto auf unwegsamen Pfaden mischen sich langsam zu einer phantastisch-unwirklichen Traumsituation, ich zucke heftig mit den Beinen, als ich im Wegpennen, wie real, am Helskloof auf losem Schotter abrutsche. Das ist das letzte, was ich mitbekomme, als ich, eng an Heinz gekuschelt, einschlafe und in noch viel unglaublichere Traumwelten abgleite…
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