Gut ausgeschlafen erwachen wir am Morgen, der immer noch recht frisch daherkommt. Und so müssen wir unsere beiden eifrigen Attendants leider schon wieder enttäuschen: sie würden uns so gerne mit heißem Duschwasser beglücken, doch bei diesen Frühtemperaturen nehmen wir lieber Abstand. Brrr, schon alleine die Vorstellung, sich ausziehen und nass machen zu müssen! Deutlich bevorzugen wir da stattdessen ein deftiges Frühstück und etwas Aufwärmgymnastik beim anschließenden Lagerabbau. Dann verlassen wir Shumba Pan und nehmen den etwa 85 Kilometer langen Weg zum Main Camp in Angriff.
Morgenidyll in Shumba
Der Elefant mag sich nicht zeigen
Dwarf Goose Wasserloch
Wir sind noch nicht mal eine halbe Stunde gefahren, als wir Elefanten sichten; bei einem recht stattlichen Wasserloch namens Dwarf Goose treiben sich mehrere der grauen Riesen im Gebüsch umher und rupfen, erstaunlicherweise wenig beunruhigt durch unsere Präsenz, an dem üppigen Blattwerk. Das allerdings ist so dicht, dass wir relativ schlechte Sicht haben und deshalb bald weiterfahren. Auf den nun folgenden Kilometern vollzieht sich ein abermaliger Wandel der Landschaft und damit auch der Vegetation. Während die Gegend um Sinamatella von Granitfelsen und Bergzügen umgebenen Ebenen geprägt ist, in der hohe Teakbäume und Baumeuphorbien wachsen, liegt die Shumba Pan an einer Wasserscheide, die von eher niedrigen Mischgehölzen dominiert wird. Das Main Camp hingegen, in dessen Richtung wir gerade fahren, liegt auf einem riesigen Kalahari-Sandbett, beherrscht von mächtigen Guibourtia-Bäumen und viel niedrigerem Combretum-Gebüsch.
Gladiolus dalenii
Soeben haben wir nahe des Fahrwegs noch prächtige, orangefarbene Gladiolen bewundert, Gewächse, die eher feuchteren und humosen Boden bevorzugen, als uns bereits fünfzehn Minuten später etwas Kalaharitypisches zum Stoppen bringt. Eine Teufelskralle! Diese sand- und trockenheitsliebende Pflanze hat nicht nur wunderschöne, kelchförmige Blüten, sondern auch beeindruckende Früchte, denen sie ihren Namen verdankt: die verholzenden Kapseln sind mit martialisch aussehenden, hakenartigen Krallen versehen – Teufelskrallen – die sich hervorragend im Fell vorüberziehender Tiere verhaken oder sich schmerzhaft in deren Hufen versenken. Das brachte der kriechenden Schönheit aus der Familie der Sesamgewächse auch den Beinamen „Trampelklette“ ein. Viel bekannter aber ist sie für einen Wirkstoff, der in ihren Wurzelgebilden sitzt und weltweit in der Medizin Verwendung findet: das Speicherorgan der Teufelskralle enthält nämlich sogenannte Iridoidglykoside; Arzneistoffe, die sich als besonders wirksam bei der Behandlung von entzündlichen Gelenkserkrankungen erwiesen haben. So hat die jahrzehntelange, in großem Stile betriebene „Ernte“ wild wachsender Teufelskralle die Pflanze in ihrem Bestand ernsthaft gefährdet, mittlerweile aber wird sie in ebenso großem Stile kommerziell angebaut und die Bestände konnten sich einigermaßen erholen.
Harpagophytum zeyheri; Blüte
Harpagophytum zeyheri; Frucht
Harpagophytum zeyheri; Frucht
Unser Exemplar hier, das entdecke ich allerdings erst bei ganz genauem Hinsehen, dürfte aber ohnehin nicht in allzu großer Gefahr gewesen sein: die Fruchtkapsel hat zwar auch Haken, diese jedoch sind um einiges kürzer als bei der „echten“ Teufelskralle, Harpagophytum procumbens, sodass es sich hierbei um Harpagophytum zeyheri handeln dürfte, eine nahe Verwandte, die in der seriösen Pharmazie aufgrund ihres niedrigeren Wirkstoffgehaltes keine bis wenig Verwendung findet. Aber Medizin hin oder her – schön ist sie allemal, unsere Trampelkralle, die wir nun verlassen, um wieder mal vorwärts zu kommen. So also schaukeln wir beschaulich durch ansehnliches Buschland, auf einem Weg, der mal besser und mal schlechter ist, und halten noch so manches Mal an. Eine ganze Weile später geht dann ein Pfad rechts ab und wir wollen sehen, was sich dort verbirgt. Ein Abstecher, der sich richtig lohnt: nach nur einem knappen Kilometer öffnet sich der Busch und ein riesiger See, umgeben von weitem, offenem Grasland liegt vor uns. Und am Ufer des Gewässers gibt es endlich wieder Tiere, richtig viele! Ein paar Hippos lungern faul an Land herum, Zebras säumen das Ufer und beobachten, zusammen mit einigen Giraffendamen, den anmutig wirkenden Kampf zweier Giraffenbullen. Diese stehen sich, seitlich etwas versetzt, gegenüber und donnern sich, die langen Hälse mit fließenden Bewegungen verrenkend, ihre Köpfe in die Flanken. Obwohl die Zwei ein handfestes Problem miteinander haben, so ist es für uns Menschen dennoch extrem ästhetisch anzuschauen. Und erstaunlicherweise auch gut zu hören: trotz der relativ großen Entfernung kann man jeden der Kopfschläge auch akustisch deutlich wahrnehmen. Freudig postieren wir uns am Ufer des Shapi-Wasserlochs und verfolgen das verbissene Hauen und Stechen der Giraffen, das muntere Treiben der anderen Tiere. Besonders Annette und Jochen strahlen übers ganze Gesicht: endlich wieder Großwild!
Giraffenkampf: sich sammeln,
…ausholen,
…zuschlagen!
Die Hippos sind wenig interessiert
“Geisterfrosch”
Trachylepis sp.
Heinz und ich hingegen nehmen die größeren Tiere eher nur genussvoll zur Kenntnis, wenden uns dann aber lieber wieder den kleineren Dingen zu, die es auch hier in Hülle und Fülle zu entdecken gibt. Ein dicker Skink, über dessen Bauch sich eine wulstige Narbe zieht, sonnt sich auf einem Stein, auf die rostige Tür eines heruntergekommenen Klohäuschens hat eine spaßige Seele „Bath Room“ geschrieben, an einer feuchten Stelle hinter dem Örtchen flappen bunte Schmetterlinge herum, glänzend-braune Termiten zerren riesige Grashalme durch ein kleines Loch unter die Erde und – was ist das? Etwas Weißes schmiegt sich in eine trockene, von einem Hufabdruck stammende Lehmkuhle: es ist kein Klopapier, kein altes Taschentuch, keine Hyänenkacke, sondern ein schneeweißer Frosch! Hui, so etwas haben wir noch nie zuvor gesehen! Neugierig umrunden wir das amphibische Wunderding und betrachten es von allen Seiten. Hmh, weiße, leicht warzige Haut, stechend helle Augen, unter den Körper gezogene Beinchen – und das Tier atmet. Sehr seltsam! Bei späteren Recherchen finde ich allerdings heraus, dass der Geisterfrosch so ungewöhnlich gar nicht ist. Es handelt sich um einen Baumfrosch, der üblicherweise in Bäumen zuhause ist und dort, zum Behufe der Vermehrung, auffällige Schaumnester errichtet. Doch um sich vermehren zu können, muss natürlich erst eine Partnerin gefunden werden. Und dazu ist manchmal jedes Mittel recht – auch das der Loslösung vom angestammten Lebensraum. Unser Fröschlein hat sich also auf den Boden begeben, um sich im rechten Licht zu präsentieren. Da aber scheint die Sonne erbarmungslos hin, droht das Tier auszutrocknen, zu verbrennen. Was tut der Frosch? Er zieht seine empfindlichen, fragilen Extremitäten unter seinen schützenden, schattenmachenden Leib und färbt sich weiß. Damit ist er erstens besser gegen die Hitze geschützt und zweitens, ein toller Nebeneffekt, er fällt viel mehr auf. Ein Schachzug der Natur, dessen Logik und Genialität man sich kaum entziehen kann! Heinz und ich freuen uns wie kleine Kinder über diesen Geisterfrosch, Annette und Jochen hingegen verpassen das erstaunliche Amphibium zugunsten der stattlicheren Tiere – aber so hat halt jeder seine Schwerpunkte. Genossen haben wir unseren Halt an diesem Wasserloch auf jeden Fall, alle Vier gleichermaßen, und gehen nun erneut zusammen auf Entdeckungsreise, indem wir weiter Richtung Main Camp fahren.
Schwebfliege
Termite
Charaxes sp.
Und es kreuzen noch viele bemerkenswerte Tiere, Pflanzen und Landschaftsformen unseren Weg. Da sind Kronenkraniche, deren güldenes Federdiadem im leichten Wind auf dem Kopf wippt, Zebras, Elefanten und Wasserböcke, wir sehen groß aufragende Guibourtias und eine weitere, kriechwüchsige Verwandte der Teufelskralle. Graswogende Ebenen wechseln sich mit dichtem Buschwerk ab, zwischendurch blitzt eine Wasserfläche auf, gesäumt von Schilf oder bizarr geformten Termitenhügeln. Es ist so vielfältig und abwechslungsreich, dass wir fast erstaunt sind, als wir plötzlich Main Camp erreichen. Oh je, Main Camp! Unsere letzte Station im Hwange, unsere letzte Station in Zimbabwe, unsere letzte Station in der Natur – bevor wir wieder heimfliegen. Nur semi-erfolgreich verdrängen wir diesen so unangenehmen Gedanken, als wir die Schranke durchfahren und uns ein letztes Mal für diese Reise in einem Nationalpark zur Übernachtung melden. Aber Main Camp, der von Touristen am meisten frequentierte Ort des Hwange, gibt uns sein Bestes! Bereits am Parkplatz begrüßen uns eine fröhliche Schar weiß-gefiederter Babbler und viele neugierige Baumhörnchen, das Campingareal ist riesig und nahezu frei von anderen Gästen, die Sonne scheint und wir finden einen wunderschönen Platz am Rande des Camps, wo wir uns nun mit zweischneidigen Gefühlen niederlassen. Der letzte Abend in der „Wildnis“ naht, die letzte Nacht im Zelt steht bevor, morgen liegen viele hundert Kilometer vor uns, wir wollen nicht heim und doch sehnen wir uns nach zuhause, vermissen aber jetzt schon all das, was wir die letzten Wochen so genossen haben! Was für ein Dilemma – jedes Jahr aufs Neue. Doch seien wir mal ehrlich: das Leben unterliegt einer permanenten Veränderung. Abschiede sind an der Tagesordnung, Neues ebenfalls. Das eine bedingt das andere, macht es schmerzvoll, macht es genussvoll, macht es abwechslungsreich. Im Guten und im Bösen, im Schönen und im Hässlichen. Ich bin allerdings leider jemand, der sich ganz schwer von etwas trennt, perverserweise auch von nicht so tollen Zuständen.
Turdoides bicolor
Flusentierchen
Riesenkäfer
Doch über „untolle“ Zustände müssen wir uns hier im Hwange nicht beschweren. Auch nicht im Main Camp, wo wir uns nun für die heißesten Stunden des Tages zwischenparken und einen kleinen Mittagssnack zu uns nehmen. Kaum ist die Stulle drunten, springen Heinz und ich schon wieder auf und erkunden das Gelände, während Annette und Jochen sich voll und ganz der großwildfreien Ruhe hingeben. Leute, wie könnt ihr nur? Es gibt so viel zu sehen! Heinz zum Beispiel entdeckt schon auf den ersten Metern ein sehr skurriles Tierchen und trägt es auf einer Baumschote vorsichtig zum Tisch. Und dieser Alien ist so bizarr und rätselhaft, dass sogar unsere beiden Freunde nochmal aus ihrer Siesta-Lethargie erwachen: es ist etwas Insektuöses, zirka einen Zentimeter groß, nicht allzu agil, dafür aber über und über mit seltsamen, weißen, dreadlock-artigen Fusseln bewachsen. Verdammt, was ist das? Irgendwo habe so etwas zwar schon mal gesehen, kann es aber momentan nicht zuordnen. Als wir das Flusentierchen allerdings vorsichtig auf den Rücken drehen und ich dessen Unterseite sehe, fällt es mir ein: das ist die Larve eines Marienkäfers! Und ich erinnere mich, gelesen zu haben, dass dieser wachsartige Wischmoppbewuchs, der nur bei vereinzelten Marienkäfer-Spezies auftritt, den empfindlichen Körper der Larve zuverlässig vor Ameisenangriffen schützt. Rätsel gelöst! Zufrieden bringen wir den kleinen Flauschi in die Botanik zurück und streunen weiter über das fast unbewohnte Campgelände. Ich delektiere mich dabei an einer sandfarbenen, nahezu unbeweglich sitzenden Stabheuschrecke, einigen Riesenkäfern, die sich so gerne vor mir verbergen würden und diversen Baumhörnchen, die meinen Feldzug über das Campgelände neugierig beobachten.
Gelbschnabeltoko beim Sonnen
Auf Termitenfang
Haps und weg ist die Beute!
Und sogar die recht maroden Sanitäreinrichtungen erfreuen meine Sinne: obwohl hier alles mögliche im Argen liegt – die Wasserhähne wackeln wie ein Kuhschwanz oder fehlen gleich ganz, die Spülungen rauschen ununterbrochen, der Putz bröckelt, die Klobrillen sind kaputt, die Waschbecken gesprungen -, so ist es dennoch sauber und wieder spürt man eine liebevoll-engagierte Hand, die versucht, die offensichtlichen Mängel zu kaschieren und Wohnlichkeit zu verbreiten. In aufgeschnittenen Plastikflaschen und Kanistern, die mit örtlich verfügbarem Erdreich gefüllt wurden, hat jemand verschiedenes Grünzeug gepflanzt. Grünzeug, das trotz des Dämmerlichts im Waschhaus hervorragend gedeiht, regelmäßig gegossen wird und den nüchtern-maroden Räumlichkeiten tatsächlich einen gewaltigen Hauch von Gemütlichkeit verleiht. Richtiggehend ergriffen von diesen sehr persönlichen Bemühungen, begebe ich mich wieder ans Tageslicht und beobachte nun Heinz, der nicht weniger begeistert zugange ist: er hat es auf die zahlreichen Gelbschnabeltokos abgesehen, die sich auf dem Campgelände herumtreiben – allesamt zu Fuß und auf Jagd nach Insekten. Mit unsäglicher Geduld belauert er die putzigen Hornvögel, die mit ebenso unsäglicher Geduld nach Termiten picken.
Trinkende Giraffe
Rappenantilopen
Platalea alba
Coracias naevius
Ellipsenwasserböcke
Zebra
Über diesen aufregenden Beobachtungen scheint Heinz alles zu vergessen. Auch, dass wir eigentlich, sobald es nicht mehr ganz so heiß ist, erneut auf Pirschfahrt gehen wollten – unsere letzte dieses Urlaubs! Nun ist es bereits kurz vor halb vier, die Temperaturen werden erträglicher, Annette und ich wären abfahrtsbereit, allein unsere Männer fehlen. Jochen meldet sich immerhin folgsam aus seiner Döserei und tut kund, kein Interesse an einem weiteren Hwange-Ausflug zu haben, Heinz hingegen ist unauffindbar, verschwunden in den grasigen Tiefen von Main Camp. Schneck?! Keine Antwort, kein Schneck weit und breit. Annette und ich beschließen deshalb einen Alleingang, sollten wir Heinz auf dem Weg aus dem Camp nicht mehr zu Gesicht bekommen und tuckern deshalb betont langsam, aber extra-demonstrativ los. Ach, da ist er ja! Mit einem „Halt, stopp, ich komm doch auch mit, aber da waren doch die Billies…“, springt er atemlos an Bord. Und so machen wir uns doch zu dritt auf den Weg. Kurz nach den Schranken des Camps biegen wir dann auf einen Loop rechterhand ab und passieren dabei ein Wasserloch nach dem anderen. Und überall ist etwas zu sehen! Tshebe: eine trinkende Giraffe. Tshabema: Rappenantilopen. Kaoshe: Kronenkraniche. Garakamwe: Löffler. Mabuya: Wasserböcke. Bembi: Strichelracke. Wir haben unser Safari-Dach geöffnet und lassen uns das alles hautnah ein letztes Mal um die Ohren und Augen wehen. Wehmütig-genussvoll. Dann aber müssen wir zurück zum Lager – die Sonne steht schon sehr tief – und kurven über den Weg zurück, über den wir bereits gekommen waren, machen jedoch noch einen letzten Schlenker über Guvalala, wo es neben einem Wasserloch auch eine große Beobachtungsplattform geben soll. Ja, da ist sie! Ein riesiger Hide, der sich mit hölzernen Planken und einem Dach über mehrere Meter am Rande des Wasserlochs erstreckt. Dort allerdings tut sich wenig Tierisches. Dafür aber haben sich einige Menschen versammelt, die auf der Plattform, mit Ferngläsern und Sundownern ausgerüstet, verharren. Annette macht sich sogleich auf den Weg nach oben und freut sich über die rege Konversation mit anderen Touristen – in Ermangelung größerer Tiere stürzt man sich hier logischerweise auf alles, was Abwechslung verspricht. Heinz und ich hingegen verzichten dankend auf diesen Erfahrungsaustausch, der ohnehin immer im selben, unergiebigen Gesabbel endet und postieren uns stattdessen am Fuße des Hides. Dort nämlich sind einige Glanzstare zugange, mit denen wir nun, nicht weniger freudig, in Kontakt treten.
Neugieriger Jungstar
Einsamer Geier
Waffenkiebitz im Flug
Ein ergiebiger Kontakt übrigens, denn die Vögel sind an Menschen gewöhnt und somit sehr zutraulich. Sie wagen sich ziemlich nahe an uns heran und wir finden es absolut faszinierend, dabei in ihren Augen lesen zu können. In wachen, intelligenten Augen, die uns absolut zielsicher und gekonnt einschätzen, Augen, in denen sich die Klugheit der Vögel widerspiegelt. Gut, den Corviden oder gar den Psittaciformes können sie nicht das Wasser reichen, aber trotzdem sieht man die kleinen Köpfchen förmlich rauchen und kombinieren: da sind zwei Menschen, die uns wahrnehmen, sich uns zuwenden. Sie scheinen freundlich zu sein, füttern uns aber nicht. Mist, betteln bringt auch nichts! Doch immerhin droht keine Gefahr und vielleicht fällt ja trotzdem was für uns ab. Ein Beispiel: Heinz raucht eine Zigarette, ascht ab und einer der jüngeren Stare kommt sofort herbeigehüpft, um das auf den Boden gefallene Häufchen zu prüfen. Uninteressant! Der Jungstar lernt gerade, was seine älteren, erfahreneren Artgenossen schon lange wissen, und deshalb auch nicht reagiert haben. Aber einmal sehen genügt. Als Heinz ein zweites Mal abascht, nimmt der Jüngling das zur Kenntnis, zeigt aber kein Interesse mehr, im Gegenteil: er schaut kurz, dreht uns dann demonstrativ den Rücken zu und schüttelt kurz seinen Kopf. Wir bauen das Experiment aus: Heinz greift in seine Hosentasche und streut Tabakkrümel auf den Boden. Pah, Star lässt sich doch nicht verarschen! Nun pflücke ich eine Grasähre ab und werfe sie den Staren vor die Schnäbel. Die jüngeren legen immerhin den Kopf schief und beäugen das Ährchen, die Erwachsenen hingegen reagieren gar nicht. Dann rascheln wir mit einer Plastikfolie und haben sofort die Aufmerksamkeit aller anwesenden Vögel. Doch das Geraschel klingt offenbar so falsch, die transparente Kunststoffhülle der Papiertaschentücher, die den Inhalt preisgibt, sieht so wenig verheißungsvoll aus, dass wir nun alle Vogelrücken zugewendet bekommen. Veräppelt euch doch bitte selbst, scheinen die Stare uns sagen zu wollen! Und dann verlassen sie uns allesamt.
Heinz und ich sehen uns amüsiert an und wollen gerade zu Annette auf den Hide klettern, als diese uns auf der hölzernen Treppe bereits polternd entgegenkommt: nix los, sagt sie, lasst uns fahren. Gerne! So treten wir unseren Rückweg zum Main Camp an, wo Jochen schon auf uns wartet. Ein letztes Mal grillen wir dann zusammen unter freiem Himmel, ein letztes Mal schlafen wir im Zelt, ein letztes Mal lauschen wir den Geräuschen der Nacht, die nicht von Menschen erzeugt werden – morgen jedoch ist Schluss mit lustig, morgen müssen wir nach Südafrika – und das sind knapp 700 Kilometer, die da vor uns liegen…
Wir verwenden Cookies, um unsere Website und unseren Service zu optimieren.
Funktionale Cookies Immer aktiv
The technical storage or access is strictly necessary for the legitimate purpose of enabling the use of a specific service explicitly requested by the subscriber or user, or for the sole purpose of carrying out the transmission of a communication over an electronic communications network.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
The technical storage or access that is used exclusively for statistical purposes.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
The technical storage or access is required to create user profiles to send advertising, or to track the user on a website or across several websites for similar marketing purposes.
Schreibe den ersten Kommentar