Es war echt frisch die Nacht, so um die 5 °C, und ich hatte länger gebraucht, mich auf meiner Matte, in meinem Schlafsack so hinzudrapieren, dass mir nicht kalt war. Danach war alles gut. Nicht weiter verwunderlich, denn ich bin ein Stein-Schläfer-Typ; man könnte neben mir eine Bombe zünden und ich würde wahrscheinlich nicht mit einer Wimper zucken. Viel erstaunlicher ist das: zuhause bin ich ein Nachtlicht, gehe spät ins Bett und quäle mich aus selbigem, um wochentags pünktlich um 11 Uhr im Job zu erscheinen. Am Wochenende kann ich, wenn nichts zu Erledigen ansteht, problemlos bis 15 Uhr durchschlafen, ohne auch nur einmal aufzuwachen. Sobald ich ein Bein auf den afrikanischen Kontinent setze, ist das anders. Die Abend-Dämmerung ist keine, wie man sie bei uns kennt – die Sonne macht schwupp, weg ist sie und es ist stockfinster. Und schon habe ich den Drang, mich in meinen Schlafsack zu püscheln. Schwupp, kaum ist die Morgendämmerung da, muss ich raus; ekelhaft gut drauf und ohne die geringste bettschwere Wehmut.
So treffen wir drei uns des Morgens wieder am Aluminium-Klapp-Tisch (eigentlich hätte ja noch ein weiterer Mitreisender mit uns dort sitzen sollen, doch Daniel konnte leider wegen einer akuten, schweren Krankheit nicht dabei sein). Gemütliches Frühstück in der frühen Morgensonne, die nach der furzkalten Nacht so wohlig wärmt, Zelte abbauen, alles ordnen, verstauen und rein in den Landy, um uns auf den Weg nach Botswana zu machen. Mich zerreißt es fast vor Vorfreude! Doch gemach, gemach. Es ist ein weiter Weg, den wir uns heute vorgenommen haben und es sind noch ein paar existentielle Besorgungen wie Klopapier, Tee, Spülmittel, Chilisauce, Wein und Bier zu machen. Es ist Samstag und wir haben 2 Möglichkeiten: 40 km zurück nach Windhoek oder straight ahead und auf dem Weg einkaufen?
Wir entscheiden uns für letzteres, denn da sind noch ein paar Käffer auf der Strecke zum Grenzübergang; Gobabis ist das größte davon. Könnte allerdings sein, dass dort schon alles closed ist, wenn wir Mittags rum ankommen. Aber da sind ja noch mehr Orte on the way, nur, ob es dort einen Shop gibt, steht in den Sternen. Wer Namibia-Karten kennt, weiß, wovon ich spreche: es gibt Orte, die bei uns unter die Rubrik „Einöd“ fielen und allenfalls auf 1:50.000-Karten vermerkt wären, nicht aber auf auf einer im Maßstab 1:1.000.000. Anders in Namibia. Da sind Ortschaften ein rares Gut, folglich wird jede akribisch vermerkt. So ein Ort ist Witvlei und wir halten dort an, um zumindest das Wichtigste vom Wichtigen zu erwerben, bevor uns in Gobabis eventuell der Supermarkt vor der Nase zumacht. Schon beim Reinfahren sehen wir, dass wohl der ganze kleine Ort auf Achse ist. Der eine Teil der Bevölkerung auf einer Beerdigung, der andere auf einer Hochzeit. Ein paar Ortsbürger waren offenbar nicht eingeladen worden und können uns den Weg zum örtlichen Shop beschreiben, der sogar offen hat und besetzt ist. 2 Rollen Klopapier, Spülmittel, Tee und ein paar Bier, mehr bekommen wir nicht und haben doch fast den Shop leer gekauft. Bei unseren Einkäufen assistiert uns, völlig unnötig, eine örtliche Saufnase in der Hoffnung ein Bier spendiert zu bekommen. Bevor wir uns streiten, verbuchen wir den Beistand einfach unter namibischer Freundlichkeit und übereignen dem armen Schlucker eine Flasche Gerstensaft, was ihn übers ganze Gesicht strahlen lässt.
Wir düsen weiter nach Gobabis, wo tatsächlich noch alle Geschäfte offen haben, erledigen die Resteinkäufe und erreichen wenig später perfekt ausgestattet die Grenze nach Botswana. Die Grenzbeamten sind uns wohl gesonnen, so dass die Formalitäten schnell erledigt sind. Endlich sind wir in Botswana und ich bin so beglückt darüber, dass ich zur Feier einen „early click“ machen muss. Diesen Begriff haben meine Freundin Ute und ich geprägt und er bedeutet nichts anderes, als weit VOR Sonnenuntergang eine Dose Bier zu öffnen und natürlich auch auszutrinken. Ganz im Gegensatz zu dem so beliebten Sundowner, der BEI Sonnenuntergang stattfindet.
Das Auto bekommt natürlich auch noch eine Betankung, bevor wir bei Charles Hill auf die Gravel Road Richtung KAA und somit in dieselfreies Gebiet abbiegen. Wir fahren, soweit uns die Reifen rollen und es noch einigermaßen hell ist. 20 km vor Kule schlagen wir uns links in die Büsche und errichten das Nachtlager. Nach dem Abendessen drapieren wir uns gemütlich im Halbkreis ums Lagerfeuer und beobachten den Verkehr. Etwa alle halbe Stunde kommt ein Auto vorbei; diese Frequenz ist noch deutlich zu hoch und wir freuen uns schon auf morgen, auf die wahre Einsamkeit.
Bild 2 © Louis
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