23. September 2015; Tagesausflug in den Nordwest-Teil des Parks
Ja, es war ziemlich laut heute Nacht. Trotzdem fielen wir, der eine früher, der andere später, in einen erholsamen Schlaf und stehen heute Morgen frisch und munter auf, während unsere Rondavel-Queen und ihr Begleiter wahrscheinlich in den vergangenen Stunden von menschenfressendem Ungeziefer getötet und ausgesaugt wurden. Jedenfalls bekommen wir die beiden bis zu unserer Abfahrt nach Paraa nicht mehr zu Gesicht. Doch unser Problem soll das nicht sein, denn wir haben heute Besseres vor, als uns Gedanken über hysterische Amerikanerinnen zu machen – heute gehen wir auf Gamedrive im nordwestlichen Teil des Parks und freuen uns sehr drauf. Nun ja, sofern dieser Teil des Parks nicht allzu tsetseverseucht ist. Aber ich habe Vorsorge getroffen und meine „Blechhose“ aus dem Gepäck gekramt. Das gute Stück ist von Fjällräven, geschneidert aus dem legendären G1000-Gewebe und schützt absolut zuverlässig vor Tsetse-Bissen. Leider ist der Stoff recht warm und zudem auch extrem starrig – deshalb die Bezeichnung Blechhose – und ich fühle mich ein bisschen wie ein Safari-Ritter in der Kettenhose. Aber besser, wie ein Tier zu schwitzen und nicht ganz so leger-kommod gekleidet zu sein, als den ganzen Tag Tsetse-Bisse abzugreifen! Dergestalt gerüstet, zumindest meine Beine sind geschützt, machen wir uns also am frühen Morgen auf den Weg nach Paraa, zur Anlegestelle und warten auf die Fähre über den Fluss. Pünktlich ist das Boot zur Stelle, wir fahren mit den Autos drauf, lassen uns übersetzen und dürfen innerhalb kürzester Zeit auf der anderen Flussseite wieder von Bord gehen. Gespannt kurven wir los.
Frühmorgens auf die Fähre
Sonnenaufgang bei Abfahrt
Sonnenaufgang bei Ankunft
Auf dem ersten halben Kilometer durchqueren wir den dichten Galeriewald und ich ahne Schreckliches, als uns, respektive mich, dabei zahlreiche Glossinas an diversen G1000-freien Körperstellen beglücken. Dann aber öffnet sich das Gelände. Eine leicht hügelige Grassavanne liegt vor uns, überall sind kleine Bauminseln und schlanke Palmen zu sehen – und das Reich der Tsetses endet abrupt. Was will man mehr? Na ja, zum Beispiel die Absenz anderer Touristen. Das ist uns zuerst nicht vergönnt, denn die Fahrzeuge der Lodge sind mit ihren Gästen ebenfalls auf Morgenpirsch und hängen wie durch ein unsichtbares Abschleppseil verbunden an uns dran. Sobald wir anhalten, stoppen auch sie und versuchen festzustellen, was wir entdeckt haben. Bald aber merken die Guides, dass wir seltsam drauf sind: wir halten wegen diverser Landschaftsaussichten, wegen ein paar kleiner Vögel, wegen einer, ja was eigentlich? Mit diesem Verhalten sind wir als Tracker-Vorhut absolut nicht tauglich und werden bald von allen überholt und links liegengelassen. Unser Wunsch wurde erfüllt und fortan kurven wir also ohne lästige Begleitfahrzeuge durch die Gegend. Tschakka!!
Die Landschaft…
…ist schön und hilft…
…lästige Mitfahrer loszuwerden!
Wir genießen die Einsamkeit. Obwohl man zugeben muss, dass das wörtlich zu nehmen ist: in der ersten halben Stunde unserer Pirschfahrt bekommen wir nämlich nur sehr wenig Tiere zu Gesicht. Hier ein Bleichböckchen, versteckt im hohen Gras, da ein paar Warzenschweine, das ist zunächst schon das höchste der Gefühle. Dann aber geht plötzlich die Post ab, um den Ereignissen zunächst zusammenfassend vorzugreifen: Giraffen, Elefanten, Büffel, Defassa-Wasserböcke, Jackson-Kuhantilopen, riesige Herden von Uganda-Kobs, Oribis, angepflanzt wie auf einer Böckchen-Plantage, Husarenaffen, Krokodile, Flusspferde, diverse Wasservögel, freche Piapiacs, wunderschöne Kronenkraniche, bullige Sudanhornraben… Fasziniert kurven wir durch die abwechslungsreiche Landschaft und können den Tierreichtum gar nicht fassen. Zwar haben wir Derartiges schon öfter erleben dürfen, aber erstens haben wir, bedingt durch unsere letzten, doch sehr botanisch geprägten Touren, so etwas schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen und, zweitens, ist es zudem eine Tierwelt, die mit einigen endemischen oder zumindest recht begrenzt vorkommenden, tierischen Besonderheiten aufzuwarten hat. Besonderheiten, die Heinz und Erika als Ost- und Zentralafrika-Neulinge noch nie zu Gesicht bekommen haben, wie die majestätischen Kronenkraniche, die niedlichen Oribis und die flauschigen Defassa-Wasserböcke. Gut, Letzteren fehlt nur der weiße Klobrillen-Abdruck am Hintern, ansonsten sehen sie aus wie die im südlichen Afrika beheimateten Ellipsen-Wasserböcke; trotzdem aber werden sie als eigene Spezies geführt.
Ein optisches IQ-Problem…
Doch hier gibt es auch Tiere, die ich, zum ersten Mal in Uganda, noch nie vorher „in echt“ gesehen habe. Dazu zählen unter anderem die Jackson Kuhantilopen oder Lelwel-Hartebeests, deren stahlharte Muskeln sich unter einem wunderschönen, rotbraun glänzenden Fell abzeichnen. Die Tiere sind wahre Schönheiten, wäre da nicht dieser unglaublich lange Schädel, der den Kuhantilopen ja generell zueigen ist. Bei den Lelwels aber ist dieses Merkmal besonders stark ausgeprägt und, sorry, verleiht ihnen ein unfassbar dümmlich-retardiertes Aussehen – jedes Gnu ist dagegen, zumindest optisch, eine Intelligenzbestie! Dann sind da die Uganda-Kobs, die der Gattung „Kobus“ angehören. Die Wissenschaft ist noch am Streiten, wie viele Spezies es in dieser Gattung gibt. Aber wenn ich jetzt mal alle summiere, die in meiner Literatur finde, dann komme ich auf zwölf Arten, von denen ich schon einige sehen durfte. Kobus ellipsiprymnus (Ellipsen-Wasserbock), Kobus defassa (Defassa-Wasserbock), Kobus leche (Rote Lechwe), Kobus vardonii (Puku) und Kobus smithemani (Schwarze Lechwe oder Bangweulu-Lechwe). Und nun kommt noch Kobus thomasi, der Uganda-Kob hinzu!
Eine weitere Überraschung sind die Sudanhornraben (Corvus abyssinicus), die ihren südlichen Vettern, den Kaffernhornraben (Corvus leadbeteri), recht ähnlich sehen, aber dennoch einige Merkmale zu Schau stellen, die sie eindeutig davon unterscheiden. Beim Kaffernhornraben sind die unbefiederten Hautpartien im Gesicht und am Hals zum Beispiel von leuchtendem Rot, ihre nordöstlichen Verwandten hingegen kleiden sich dort vorzugsweise in blässliches oder rötliches Blau. Am meisten aber begeistern mich die Giraffen. Auch hier streitet sich die Wissenschaft über die Anzahl tatsächlicher Arten beziehungsweise Unterarten oder ob man doch alle Giraffen in einen Topf werfen soll und nur, aufgrund der Fellzeichnung trotz geringer genetischer Unterschiede, wenige Spezies als eigenständig anerkennt. Vor zwei Jahren waren es noch 9 Spezies, seit 2016 sind es nur noch vier. Die Rothschild-Giraffe, einst eine eigene Art, wird jetzt der nubischen Giraffe zugerechnet.
Wie dem auch sei – natürlich bin ich, wie gewohnt, an solchen wissenschaftlichen Fakten sehr interessiert -, doch in den Stunden, in denen wir durch den Park fahren, denke ich nicht an so etwas. Vielmehr genieße ich unsere ergiebige Pirschfahrt in vollen Zügen, freue mich über jedes Tier, über die abwechslungsreiche Landschaft und darüber, dass ich hier sein und all das erleben darf. Immer wieder, vor allen Dingen, wenn ich darüber schreibe, wird mir bewusst, welches Privileg das ist. Die Weltbevölkerung wächst stetig und rasend schnell, der Lebensraum für Wildtiere schrumpft ebenso schnell und beständig zusammen und die Prognosen, solche Naturerlebnisse weiterhin in dieser Form erfahren zu können, sind nicht besonders gut. Und da ist noch etwas, für das ich in solchen Momenten unglaublich dankbar bin: ich kann es mir leisten, mich für die Natur zu interessieren, weil meine Alltagssorgen vergleichsweise klein sind und weil ich nicht gezwungen bin, von der Hand in den Mund zu leben. Klar, es fällt auch mir nichts in den Schoß, ich arbeite hart dafür, aber ich muss wegen eines solchen, fast jährlichen Urlaubs nicht darben, ich kann mich einfach in einen Flieger setzen, ein Land meiner Wahl ansteuern, ohne großes Gehühner einreisen und dann fast jeden Ort auf dieser Erde besuchen, nachdem mich gelüstet. Für mich als Europäerin gibt es keinerlei Einreisebeschränkungen, ich brauche keine Einladung eines Einheimischen, keinen Bürgen vor Ort. Wie vielen Menschen ist so etwas in der Summe vergönnt? Wenigen! Und ich bin einer derer!
Dergestalt, mit unseren unsichtbaren Privilegierten-Kronen auf dem Haupt, rollen wir also viele Stunden durch den Murchison Falls Park. Nachdem ich nun diese Dankbarkeits-Ode losgelassen und mich zusammenfassend in den theoretischen Fakten unserer Sichtungen ergangen habe, will ich natürlich auch erzählen, wie es sich in der Praxis angefühlt hat. Also, als wir endlich, ganz am Anfang, die lästigen Lodgefahrzeuge losgeworden sind, biegen wir Richtung Südwesten ab, auf den sogenannten Buligi-Track. Er führt uns durch palmenbestandene Grassavanne, ist zunächst, wie erwähnt, wenig sichtungsreich, doch bald umfängt uns die reiche Fauna des Nationalparks, die natürlich von der jeweiligen Geländeform und Lage abhängig ist. Ein paar Giraffen schreiten durchs Gras und blicken uns verwundert an, eine Rotte von Warzenschweinen bringt sich mit steil erhobenen Schwänzen vor uns in Sicherheit, einige Büffel stehen gelangweilt kauend neben dem Fahrweg, auf ihren Rücken tummeln sich zahlreiche, schwarz-blau schillernde Vögel. Diese sind zum Großteil komplett schwarz, nur einige wenige Exemplare tragen einen pinkfarbenen Schnabel. Uih, was ist das? Madenhacker fallen, der Statur und dem Bewegungsmuster nach, komplett aus. Rabenvögel? Ja! Es sind Piapiacs oder Spitzschwanz-Elstern. Die habe ich noch nie zuvor gesehen, verliebe mich aber sofort in die agilen Federtiere. Rabenvögel, Corviden! Sie sind so entzückend, so intelligent, so verschmitzt, so eigenwillig, so sympathisch. Leider aber sind sie auch zu agil und zu schlau, um sich von uns ausgiebig beobachten und bewundern zu lassen. Ständig, sobald sie sich beobachtet fühlen, rutschen sie deckungssuchend auf der uns abgewandten Bauchseite ihres jeweiligen Büffels herab oder, sofern sich das Rindvieh dreht, hopsen sie powackelnd ins hohe Gras und verstecken sich dort vor unseren Blicken. Das finde ich sehr bedauerlich, das Verhalten aber ist mir von heimischen Rabenvögeln wohlbekannt. Auch zu diesen versuche ich immer wieder vergeblich näheren Kontakt herzustellen, sehr zum Amüsement von Heinz, der mich schon als Rabenflüsterin bezeichnet. Doch davon bin ich leider weit entfernt, wie die Erfahrungen deutlich zeigen. Immerhin aber finde ich, unserem Vogelbuch sei Dank, heraus, warum manche der Piapiacs einen pinken Schnabel haben: es sind Jungvögel!
Erste Büffelherde
Putzige Piapiacs
Elefanten queren
Schweren Herzen trennen wir uns, respektive ich mich, von den elstern-bewirtenden Büffeln und folgen weiter dem Buligi-Track, der nun sachte bergan führt. Die Palmen weichen hier niedrigen Bäumen, das goldgelbe Gras ist von zahlreichen, niedrigen Termitenhügeln durchsetzt und es macht sich eine erneute Wildtierflaute breit. Diese dauert jedoch nur kurz an, denn, als wir den ungefähr siebten Baum und den gefühlt zweiunddreißigsten Termitenhügel passiert haben, immer auf der Suche nach einem Leoparden, Geparden oder einem interessanten Vogel, bemerken wir verdächtige Bewegungen unter einer niedrigen Akazie. Da ist doch was! Ja, das sind Affen! Doch selbst durchs Fernglas können wir nicht genau erkennen, um welche Spezies es sich handelt. Was wir jedoch sehen, ist, dass sich die Affenrotte, die sich aus zahlreichen Mitgliedern zusammensetzt, zielgerichtet Richtung Fahrweg bewegt. Also fahren wir langsam weiter und keine fünf Minuten später treffen die Affen und wir tatsächlich aufeinander. Die Tiere beäugen uns kurz und tun uns als harmlos ab, wir hingegen beäugen sie länger und gründlicher und identifizieren nun eindeutig als Husarenaffen. Die äußerst flinken Primaten, unverkennbar der Familie der Meerkatzenartigen angehörend, streifen wohl gerade auf Nahrungssuche durchs Gras, vergessen dabei aber nicht, sich nebenbei zu streiten, zu spielen oder sich einfach gegenseitig das Fell zu grabbeln. Auf einem Termitenhügel, keine 10 Meter von uns entfernt, machen sie nun kurz Rast und präsentieren sich uns in voller Pracht. Die Tiere sind an der Unterseite von typischem, unauffälligem Meerkatzengrau, ihre Rücken, Flanken und Oberköpfe hingegen leuchten in kräftigem Orangerot, die schwarze Haut ihrer oberen Augenpartie wirkt, zusammen mit den ebenfalls dunklen Brauen wie eine Banditenmaske und der schwärzlich gefärbte Nasenrücken trägt noch einen Gutteil zu dem unverwechselbaren Aussehen der Tiere bei. Lange beobachten wir die Gruppe; ihre ausdrucksstarke Mimik, ihr nicht minder gestenreiches Gebaren, die deutlich erkennbaren Hierarchien und ihre sichtbar engen Bande zueinander, die vor unseren Augen ausgiebig gepflegt werden. Doch irgendwann haben die flachnasigen Primaten für ihren Geschmack genug Pause auf dem Termitenhügel gemacht und entfernen sich, einen letzten Blick auf uns werfend, in die unendliche Weite der hohen Grassavanne.
Husarenaffen:
Innehalten…
…und weiterfressen
Wir nehmen diesen Abschied als Anlass, unseren Weg fortzusetzen und folgen dem Buligi-Track, der uns abermals über eine größere Hügelgruppe nach oben führt. Wir biegen grade um eine sanfte Kurve, eine Kuppe verstellt uns die Sicht auf den weiteren Straßenverlauf, als wir hinter dieser Kuppe plötzlich fünf Köpfe sehen. Giraffen! Vorsichtig umrunden wir den kleinen Hügel, um auch die zu den Köpfen gehörenden Körper ausfindig zu machen. Und tatsächlich – in einer flachen Senke stehen sie, die langhalsigen Paarhufer und sehen uns aus dunklen, lang bewimperten Augen neugierig entgegen. Und es sind nicht nur fünf, sondern viel mehr – insgesamt 16 Tiere halten sich in der Senke auf. Wir hatten nur die Häupter der größten über den Hügelrand ragen sehen, aber es sind auch kleinere Exemplare, Weibchen und einige Jungtiere in der Gruppe, deren Körpergröße einfach nicht ausreichte, um über die Kuppe spähen zu können. Ach Mensch, das ist eine schöne Begegnung, die wir natürlich gerne ausgiebiger genießen würden. Um die Giraffen nicht zu verschrecken, nähern wir uns deshalb langsam dem Punkt des Fahrwegs, der den Tieren am nächsten ist und bleiben dort, sanft bremsend, stehen. Die Giraffen lassen sich davon nicht verunsichern, weshalb wir es wagen, nun auch die Motoren abzustellen. Oft wirkt das Brummen eines Motors ja wie eine Harmlosigkeits-Versicherung auf Wildtiere; wir mussten schon unzählige Male erleben, dass gerade Antilopen und eben auch Giraffen völlig verunsichert reagieren, wenn das Tuckern verstummt, und in dieser Situation, nach kurzem Nachdenken, meist die Flucht ergreifen. Unsere Giraffen aber lassen sich auch davon nicht aus der Ruhe bringen. Sie nehmen die eintretende Stille prüfend zur Kenntnis und widmen sich dann erneut ihrem Tun, ohne uns weiter zu beachten. Wir beobachten sie eine Weile, dann verständigen wir uns darauf, dass wir nun einen weiteren Versuch wagen wollen: wir verlassen die Autos und platzieren uns am Straßenrand, keine 10 Meter von den Tieren entfernt.
Giraffenherde
Exemplar mit besonders schönen Püschelchen
Hier bestechen die Wimpern
Und auch das lassen die Giraffen geschehen, ohne mit ihren bezaubernden Wimpern zu zucken. Bald darauf bewegen wir uns völlig ungezwungen in ihrer Nähe und unterhalten uns sogar in Zimmerlautstärke. Komisch; wir haben durch unser Aussteigen die Flucht der Tiere riskiert und sind ihnen physisch keinen Meter näher gekommen, aber irgendwie ist die Begegnung mit ihnen, ohne Autoblech um uns herum, nun noch viel intensiver. Tja, da stehen wir nun, wir Menschlein, und ergötzen uns an der unterschiedlichen Fellzeichnung und -färbung der Giraffen, versinken in deren sanften Mandelaugen, beneiden sie um ihre wunderschönen Wimpern, bewundern ihre teilweise sehr üppigen Püschel auf den Hörnern, liebkosen die Jungtiere mit unseren Augen und haben reichlich Gelegenheit, die sozialen Interaktionen der verschiedenen Gruppenmitglieder miteinander zu beobachten. Es geschieht sicher nicht oft, dass man die Möglichkeit hat, einer Giraffengruppe in freier Wildbahn so nahe zu sein und sie derart ausführlich studieren und fotografieren zu können. Mal wieder fühlen wir uns echt privilegiert und genießen die Zeit mit den gefleckten Schönheiten in vollen Zügen, bevor sich diese nach etwa einer halben Stunde langsam in Bewegung setzen und die Senke gemächlich, ein Tier nach dem anderen, verlassen. Dabei bleiben sie immer wieder stehen, spreizen ihre Vorderbeine, senken ihre Köpfe – und knuspern dann hingebungsvoll an ungefähr menschen-wadenhohen, üppig grünen Büschen, die in übersichtlicher Anzahl im hohen Gras verteilt sind. Ein Verhalten, das wir alle noch nie zuvor gesehen haben. Wir kennen die grazilen Riesen, wenn sie mit hochgereckten Hälsen und langen Zungen Blätter von für andere Tiere unerreichbaren Ästen pflücken, wenn sie sich, ein dutzend Mal ansetzend, zum Wassertrinken niederbeugen und eben jene kraftraubenden, sie angreifbar machenden Verrenkungen dabei vollführen, noch nie aber haben wir beobachtet, dass die Tiere mit dem exponierten, aber äußerst ausgeklügelten Blutdruckaufrechterhaltungs-System sich wegen ein paar grüner Blättchen in diese Stellung begeben – und dazu nicht mal, wie sonst üblich, mehrere Anläufe benötigen. Also gehen wir davon aus, dass sie sich rundum sicher fühlen; in unserer und trotz unserer Gegenwart. Wir sind selig vor Freude und Begeisterung und blicken den Giraffen hinterher, bis auch die letzte hinter einer der Kuppen verschwunden ist.
Bücken für den Snack
Sicht auf den Viktoria-Nil
Kob-Plantagen!!!
Dann geht es auch für uns weiter. Wir fahren aus der hügelumstandenen Senke heraus und erleben recht bald eine Überraschung: plötzlich haben wir freie Sicht auf den Viktoria-Nil und dessen Ufergestade, die, und das kann man schon von hier oben erkennen, von zahlreichen Tieren bevölkert werden. Zahlreiche? Ach was, es müssen Hunderte wenn nicht gar Tausende sein! Heilig’s Blechle, das sind ja richtige Wildtierplantagen! Gespannt kurven wir den nun sanft abfallenden Buligi-Track nach unten und finden uns alsbald inmitten riesiger Uganda-Kob-Herden wieder. So weit das Auge reicht – Kobs, Kobs, Kobs! Das Kob-Meer ist durchsetzt von größeren Gruppen massiger Büffel, fluffiger Defassa-Wasserböcke und stoisch blickender Jackson-Kuhantilopen und am Rande des Ufergebüschs kuscheln sich zudem unzählige Oribi-Pärchen in den kühlenden Schatten sparriger Sträucher. Das Bild, das sich uns darbietet ist unfassbar schön und, würden wir es nicht gerade mit eigenen Augen sehen, nahezu unglaublich. Doch damit nicht genug! Immer wieder, während wir mit unseren Autos vorsichtig zwischen den Tierleibern hindurchsteuern, passieren wir kleinere Hochwassertümpel, in denen diverse Wasservögel herumstaksen, und goldgelbe Grasinseln, die sich majestätische Kronenkraniche als ihr Jagdrevier auserkoren haben. Es ist ein Anblick, wie man ihn sonst nur aus Tierfilmen kennt. Doch wir sind hier live mittendrin, ohne monatelanges Ansitzen und lauern auf den besten Moment, mittendrin, mit allen Geräuschen und Gerüchen, mit dem sanften Wind, der zart über unsere Gesichter streicht, mit der Wärme der Sonne, den Schnauben und Blöken der Tiere. Fasziniert rollen wir durch diese Wunderwelt, bleiben hier und da stehen, um all das in uns aufzusaugen, um für kurze Zeit zu einem Teil des Ganzen zu werden. Stunde um Stunde bringen wir hier zu, und können uns kaum sattsehen.
Defassa-Bock
Kronenkraniche
Oribi-Männchen
Irgendwann, kurz nachdem wir den Delta Point passiert haben, der Buligi-Track in den Albert-Track übergeht und für kurze Zeit vom Ufer des Nil wieder etwas landeinwärts führt, verlieren wir, vor lauter Schauen, den anderen Landy aus den Augen. Kein Problem, wir haben ja die Walkie-Talkies – doch die funktionieren natürlich mal wieder nicht… Zum Teufel mit den blöden Teilen! Wir machen uns also auf die Suche nach unserem zweiten Fahrzeug und dessen Insassen, kurven spähend den Hauptweg entlang, lugen in jeden Seitenpfad, und stellen bald fest, dass wir mehrmals im Kreis gefahren sind, ohne unsere Reisegefährten dabei entdeckt zu haben. Nun ist guter Rat teuer. Doch irgendwo müssen sie ja sein. Es gibt zwar viele Fahrspuren hier, aber auch diese führen früher oder später unweigerlich auf den Haupt-Track zurück. Also gut, dann bleiben wir jetzt hier stehen und warten einfach mal. Also postieren wir uns nahe einer kleinen Büffelherde – man will ja unterhalten werden -, schalten den Motor ab und harren der Dinge, während wir die massigen Rinder beobachten. Eine halbe Stunde später: die Büffel haben sich an unsere Anwesenheit gewöhnt und zwei Jungbullen schicken sich gerade an, ihre jeweilige Stellung innerhalb der Herden-Hierarchie mittels eines Kampfes klarzustellen, als ein eindeutiges Motorengeräusch hinter uns ertönt. Annette, Gabi, Erika und der weiße Landy haben uns gefunden! „Ja, wo wart ihr denn?“, ertönt die obligatorische Frage. „Und warum reagiert ihr nicht auf unser Angefunke?“ Tja, leider war bei unserem Gerät die Batterie leer und kein Ersatz an Bord, wie schon so oft. Doch ich fürchte, wir hätten auch mit vollen Batterien kaum mehr Erfolg gehabt… Das aber ist jetzt ohnehin egal, denn wir haben uns ja gefunden und können wieder gemeinsam weiterfahren. Was wir auch tun, denn die beiden rivalisierenden Jungbüffel haben sich aufgrund der Störung durch Annettes Ankunft eines Besseren besonnen und folgen gerade ihrer Herde in die Weiten der Grasebene. Somit gibt es für uns nichts mehr zu gucken, zumindest hier.
In weitem Bogen schwenken wir deshalb auf den Albert-Track ein, der weiterhin am Ufer des Nil entlang führt – diesmal allerdings an dem des Albert Nil. Der Fluss ist wesentlich breiter und größer als der Viktoria Nil, weswegen sich auch die beiden Uferregionen landschaftlich deutlich unterscheiden. Das Delta des Viktoria Nil hatte uns mit riesigen ebenen Flächen verwöhnt, die den Tieren eine hervorragende Möglichkeit zum Grasen und einen ungehinderten Zugang zum Wasser bieten, die Flussränder des Albert Nil hingegen fallen steil ins Wasser ab und die Vegetation ist dichter. Folglich nimmt nun auch die Tierdichte eklatant ab. Nach einigen Kilometern beschließen wir darob, den Rückweg, den wir so oder so schön langsam antreten sollten, etwas abzukürzen und uns über den Queen’s-Track Richtung Paraa aufzumachen. Doch auch diese Strecke, die durch grasbestandene Savanne führt, bleibt lange relativ sichtungslos, bis wir, nahe der Flugpiste von Pakuba, schließlich zwei stattliche Sudan-Hornraben auf einer Palme direkt neben der Piste entdecken. Die imposanten Vögel präsentieren sich uns im schönsten Nachmittagslicht und lassen uns geduldig Zeit, sie zu bewundern: ihre massigen Schnäbel, ihr schwarzes Federkleid, die unbefiederten Hautpartien, die bläulich schimmernd ernst blickende Gesichter zur Geltung bringen und, nicht zu vergessen, die aufmerksamen Augen, die von geradezu bezaubernden Wimpern umkränzt werden. Wir genießen, wie die großen Vögel einfach dasitzen, wie sie, scheinbar angelegentlich und laut raschelnd, ihr Gefieder putzen, sich hin und wieder zärtlich-leise ankrächzen – und sich dann schwerfällig, aber dennoch mit einer gewissen Eleganz in die Lüfte erheben und unseren Blicken entschweben. Mit einem beglückten Seufzer werfen wir erneut die Motoren an und setzen unseren Heimweg fort, mit den Hornraben als würdiges Abschiedsgeschenk des Parks im Kopf. Wahnsinn, wir wurden heute so reich beschenkt, dass uns das nahende Ende unseres Gamedrives nicht, wie sonst üblich, traurig stimmt, sondern fast ein Gefühl der Erleichterung erzeugt: noch mehr Input wäre kaum zu verkraften! Doch noch sind wir ja nicht an der Fähre…
Kleines Federvieh auf Euphorbie
Großes Federvieh am Himmel
Eleganter(?) Abflug
Sudan-Hornrabe
Bald aber tauchen wir in den Galeriewald am Saum des Flusses ein, wo ich mich schon wieder heftig gegen die beginnenden Tsetse-Attacken wehren muss. Ah, diese verdammten Biester! Und nun wollen Annette und Jochen, immer auf der Suche nach alternativen Campsites, zu allem Überfluss auch noch einen in der Karte als Campingplatz ausgewiesenen Platz nahe der Fähranlegestelle besuchen und einer ersten Tauglichkeitsprüfung unterziehen. Na toll! Der Weg dorthin führt durch dichtes Gestrüpp, das, je dichter es wird, mit immer noch mehr Tsetses aufwartet. Endlich jedoch haben wir diesen unseligen Ort erreicht. Er liegt auf einem großzügigen Plateau oberhalb des Flusses, bietet einen tollen Ausblick und ist tatsächlich tsetsefrei. Erleichtert klettere ich aus dem Auto und sehe mich, zusammen mit meinen Freunden, um. Tja, abgesehen von der unleugbar schönen Lage hat die Site leider wenig zu bieten. Das gesamte Plateau ist mit Glasscherben in allen Grün-, Braun- und Farblos-Tönen übersät, das Sanitärgebäude glänzt mit zerbrochenen Fenstern, verstopften Kloschüsseln und marodem Wellblech-Dach, ein paar vermüllte Feuerstellen zieren den Campground und alles wirkt recht uneinladend, windverblasene Holzkohle und angebrannte Chipstüten inklusive. Zu diesem demotivierenden Schluss kommen auch Annette und Jochen, weshalb wir die Inspektion des Platzes sehr schnell beenden und erneut den Weg zurück, mitten durch das tsetseverseuchte, verbuschte Gebiet, antreten. Meine Blechhose tut zwar gute Dienst, doch andere Körperstellen, die weniger gut geschützt sind, werden dabei erneut aufs Übelste malträtiert und mich packt Wut und Verzweiflung. Wenn das, die Tsetsedichte betreffend, nämlich so weitergeht, werde ich die nächsten drei Wochen wohl nicht allzu viel Spaß haben. Unschöne Aussichten, die ich angesichts der Blasen und Schwellungen an meinem Körper, allmählich nicht mehr aus dem Kopf bekomme.
Auf dem Rückweg zur Fähre ergehe ich mich deshalb in geheimem Selbstmitleid, aus dem ich aber ziemlich bald auf erfreuliche Art herausgerissen werde: auf einer kleinen, grasigen Lichtung des flussnahen Galeriewaldes steht eine Gruppe von stattlichen Elefanten – direkt neben dem Fahrweg! Natürlich halten wir sofort an, um die grauen Riesen bei ihrem Tun zu beobachten. Sie lassen sich dabei nicht stören und wir genießen ihre Fressgeräusche und ihr heimeliges Kommunikationsgrummeln, ganz besonders aber das Gesamtbild, das sich uns darbietet. Die üppig grünen Bäume im Hintergrund wirken wie eine Kulisse und bringen die grauen Tiere farblich besonders gut zur Geltung; ganz anders als, zum Beispiel, eine grasig-gelbliche Steppe oder blanker, sandiger Boden. Dieser reizvolle Kontrast wird noch zusätzlich durch das hochstehende, ebenfalls grüne Gras verstärkt, das die Elefanten mit Hingabe, Garbe für Garbe, pflücken und sich in die Mäuler stecken. Und das Gras trägt lange, elfenbeinfarbige Rispen, das mit seiner Fragilität wiederum einen deutlichen Kontrapunkt zu den riesigen Dickhäutern setzt. Tja, es ist irgendwie schwer zu erklären, aber kurz zusammengefasst könnte man das Ganze als zauberhaftes Gemälde beschreiben, das eine sehr besondere, fast mystische Wirkung auf uns hat. Und wir erhalten ausgiebig Gelegenheit, die Magie des Augenblicks, der Komposition in uns aufzusaugen. Doch langsam löst sich das Kunstwerk in sein Bestandteile auf. Die Elefanten ziehen sich beim Fressen immer tiefer unter die Bäume zurück und wir sind ihnen fast dankbar dafür, denn es erleichtert uns den Abschied von ihnen – die Fähre ruft.
Abschieds-Elefant
Zurück zum Camp
Mit einem Lächeln im Gesicht fahren wir also weiter und erreichen bald darauf die Anlegestelle, an der schon einige Autos auf die Überfahrt warten. Aber, da sind wir uns ziemlich sicher, auch wir werden noch mit aufs Schiff passen und können nun entspannt auf die Ankunft des Wassertransporters warten. Also reihen wir uns in die Warteschlange ein und verbringen die Zeit bis zur Abfahrt bequem im Schatten eines ausladenden Baumes. Eine halbe Stunde später löst sich die Fähre endlich vom gegenüberliegenden Ufer und landet binnen kürzester Zeit auf unserer Seite an. Zahlreiche Fahrzeuge holpern von Bord, verschwinden gen Norden, die diesseitige Schlange setzt sich in Bewegung und, wir haben richtig kalkuliert, auch wir passen noch mit drauf – sogar ein paar von den „Hinter-uns-Wartern“ dürfen noch an Bord. Dann aber ist rigoros Schluss; und die zwei letzten Fahrzeuge nebst ihren fassungslosen Insassen haben dann tatsächlich das Nachsehen. Das war die letzte Fahrt für heute, basta, und nun können die Leute kucken, wie und wo sie die Nacht verbringen…
Eine recht rüde Praktik, wie ich finde, aber hier wird offenbar nach dem Grundsatz verfahren: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, und wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Und das mit aller Konsequenz. Doch uns, die wir ja sicher auf der auslaufenden Fähre stehen, kann das im Moment herzlich egal sein. Ist es auch. Uuuh, das gibt Minuspunkte auf dem Karma-Konto! Erhalte ich deswegen postwendend eine ziemlich peinliche Retourkutsche? Wir stehen gerade untätig auf dem Boot herum und sehen soeben dem beginnenden Rampeneinhol-Manöver zu, als in letzter Sekunde noch ein junger, schwarzer Mann in T-Shirt und Jeans an Bord hüpft. „Hi, nice to see you again!“, nickt er atemlos in unsere Richtung. Meine Freunde grüßen zurück und auch ich sage artig Hallo. Allerdings muss ich dabei derart, sagen wir mal, neutral dreinschauen, dass sich der Typ bemüßigt fühlt, mich zu fragen: „You don’t remember me, right?“ Ich schüttle den Kopf. „Schneck, das ist der Ranger, der gestern die Bootstour geführt hat!“, tadelt mich Heinz mit einem ungläubigen Seitenblick. Oh, holy shit, wie peinlich! Wortreich entschuldige ich mich bei dem Mann, an den ich mich übrigens immer noch nicht erinnern kann, und versuche abzulenken, indem ich mein Tsetseleid und die daraus resultierenden Emotionswogen vorschütze. Gott sei Dank; der mir nach wie vor völlig unbekannte Mensch, den alle anderen sofort zuordnen konnten, scheint mir zu glauben und steigt wortreich auf mein Ausweichthema ein. Als wir kurz darauf von Bord klettern, bin ich, zumindest was das Thema Glossina anbelangt, besser informiert: die ortstypischen Tsetses sind angeblich keine Überträger der Schlafkrankheit, ihre Stiche aber sind dennoch unangenehm. Solche Reaktionen, wie ich sie zeige hätte er allerdings noch nie gesehen. Mitfühlend streichelt mir der jeanstragende Ranger zum Schluss über meinen malträtierten Arm und verabschiedet sich fröhlich pfeifend von uns.
„Sag mal, hast du den echt nicht erkannt?“, fragt Heinz, als wir die Fähre verlassen. Nein, nicht mal, nachdem ich wusste, wer er ist! „Das gibt’s doch nicht! Du kannst dir doch sonst alles merken?!“. Ja, ich habe ein Gedächtnis wie ein Elefant, erinnere mich Jahre später an Details einer bestimmten Situation, als wäre es erst gestern gewesen, schreibe zum Beispiel auch alle meine Reiseberichte, ohne mir vorher ein einziges Wort notiert zu haben. Doch bei Gesichtern, speziell bei Gesichtern anderer Ethnien, funktioniert nicht mal mein akutestes Kurzzeitgedächtnis! Ein Problem, mit dem ich schon lange zu kämpfen habe: weist ein „Non-Europide“ kein prägnantes Merkmal – wie eine Narbe an offen sichtbarer Stelle, ein körperliches Gebrechen, besonders einprägsame Gesichtszüge oder eine unvergessliche Stimme auf – bin ich aufgeschmissen und nicht in der Lage, ihn wiederzuerkennen. Mein einziger Identifikationsmarker ist dann die Kleidung. Und in diesem konkreten Falle wäre das ein zerfranstes, ausgerissenes Knopfloch auf der Schulterklappe des uns gestern begleitenden Rangers gewesen. Heute aber war er aber in Zivil – und somit ein Unbekannter für mich. Dieses Phänomen, „Cross-Race-Effect“ genannt, ist bekannt und auch wissenschaftlich hinreichend erforscht, was mir zumindest ein winziger Trost ist. Doch auch bei recht eindeutigen Europiden habe ich manchmal ähnliche Schwierigkeiten: Lena Meyer-Landrut sieht für mich wie ein eineiiger Zwilling von Nora Tschirner aus, Nicole Scherzinger würde ich ohne Zögern und voller Überzeugung als Frau Kardashian begrüßen, ganz schlimm aber wird es bei prominenten Einheitsblondinen – ob Reese Witherspoon, Miley Cyrus oder Ashley Olsen, optisch unterscheiden sich die Damen in meinen Augen nur minimal. Nun ja, da muss ich mir wohl ein Defizit in puncto Gesichtserkennung zugestehen – und dennoch daran arbeiten. Mrs Witherspoon nicht von Mrs Olsen unterscheiden oder wiedererkennen zu können – geschenkt, doch etwas ähnliches ist mir im Arbeitsleben leider auch schon passiert. Die Kundin, der ich in unserer Firma im Treppenhaus begegnete, sie zwar höflich grüßte, ansonsten jedoch durch sie hindurch sah, war nicht wirklich amused…
Doch jetzt habe ich ja drei Wochen Zeit, unter erschwerten Bedingungen an non-europiden Objekten“ zu üben und meine Fähigkeiten hinsichtlich der Physiognomie-Differenzierung voranzutreiben. Ab morgen dann. Jetzt folge ich erst mal meinen Freunden, die ich ohne Probleme als solche identifizieren kann, wir fahren rauf zum Red Chili Camp und läuten dort einen gemütlichen Abend ein. Wir lassen uns in unsere Camping-Stühle plumpsen, den ereignisreichen Tag revue passieren, amüsieren uns wegen des Rondavels, das, mittlerweile wieder von allen Klopapier-Fugenabdichtungen befreit, der nächsten Gäste harrt, nehmen einen genüsslichen Sundowner zu uns und beginnen allmählich mit den Vorbereitungen fürs Abendessen. Die Warzenschweine sind ab diesem Zeitpunkt übrigens sofort wieder zur Stelle und assistieren uns beinahe selbstlos, bevor sie sich bei einbrechender Dämmerung schließlich doch zur Ruhe begeben. Und auch wir ziehen uns bald in unsere Zelte zurück – zu erlebnisschwer waren die vergangenen Stunden –, und fallen stehenden Fußes in tiefen Schlaf, den heute nicht mal ein paar hormonschwangere Jungbriten und giggelnde Touristenmädls hätten stören hätten können – doch die sind allesamt bereits abgereist…
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