Ein Fremder im Schlafzimmer
Gestern Abend, als wir vom Restaurant zurückkamen, machten wir uns sofort bettfertig und öffneten dann eines der zahlreichen Fenster des Bungalows, um ein wenig frische Nachtluft hereinzulassen. Das Prinzip der „Fenster“ ist hier übrigens das selbe wie im Kirindy: Es gibt hölzerne Fensterläden, die man schließen kann. Dann aber kommt weder Luft noch Licht herein. Öffnet man diese jedoch, ist so offen, wie es offener nicht geht! Kein Glasfenster, kein Mückengitter, einfach nur ein großes, viereckiges Loch, durch das alles und jeder raus- und auch reinklettern kann. Und diese Einladung kann jemand nicht ausschlagen. Gegen halb sechs Uhr morgens erwache ich schlaftrunken und muss aufs Klo. Ich drehe mich im Bett und will mich gerade zum Ausstieg bereit machen, als ich meinen verschlafenen Äuglein kaum trauen will, weil ich meinerseits in ein sehr munteres Augenpaar blicke.
Da sitzt, nicht mal einen Meter von meiner Bettkante entfernt, ein Vari, und blinzelt mich interessiert an. Ich fasse es nicht! „Hallo, du, guten Morgen! Was machst du denn in unserem Bungalow? Hast du die Bananen gerochen? Aber jetzt lass mich mal aus dem Bett!“ Vorsichtig schwinge ich meine Beine auf den Boden – ich weiß ja nicht, wie der Vari reagiert -, und erhebe mich anschließend. Doch das putzige Tier zeigt sich in keiner Weise beeindruckt, weicht nicht einen Zentimeter vor mir zurück. Ich mache ein paar Schritte Richtung Badezimmer. Der Vari folgt mir. Der hat ja Nerven!
Entschlossen schnappe ich mir ein T-Shirt und wedle dem Lemuren damit vor der Nase herum. Ah, er bewegt sich rückwärts! Wie ein Stierkämpfer-Azubi dirigiere ich den unwilligen Vari mit dem Shirt Richtung Fenster und bringe ihn schließlich mit einem beherzten „Jiiihaaa!“ nebst einem semi-gekonnten „Goaßlschnalzer-Move“, bei dem das T-Shirt ein recht schlaffes „Puff“ von sich gibt, dazu, ins Freie zu klettern. Schnell schließe ich die Fensterläden – und werde mit einem ungläubigen Blick des Varis bedacht. Heinz, der sich während dieser Aktion hochgerappelt hat, sieht mich ebenso ungläubig an. „Der war echt da herinnen?! Unfassbar!“ Spricht’s und rollt sich wieder ein. Ich tappere im Dunklen aufs Klo, kuschle mich anschließend wieder zu Heinz, dann schlafen wir noch eine Weile.
So, acht Uhr, Zeit fürs Frühstück. Wir erledigen unsere Morgentoilette, ziehen uns an und machen uns auf den Weg ins Restaurant. Weder vor unserem Bungalow noch unterwegs ist ein einziger Lemur zu sehen, doch kaum haben wir das Hauptgebäude erreicht, treffen wir auf eine Vollversammlung der gierigen Meute. Das wird spannend!
Blutbad beim Frühstück – Fitahs Killerlemur schlägt zu
Gerade haben wir uns niedergelassen, da kommt auch schon ein Kellner herbei, nimmt unsere Bestellung auf und platziert zwei Teller mit frischem Obst auf unserem Tisch. Ein dezenter, aber denn noch deutlicher Ruck geht durch die anwesenden Lemuren, die nur darauf zu warten scheinen, dass der Kellner uns mit der Obst-Bescherung wieder alleine lässt. Na wartet, euch werde ich‘s zeigen. Ich greife nach einer Serviette und will sie soeben über den Obstteller breiten – nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“ – als zeitgleich ein Brauner Maki und ein Vari auf den Teller springen. Beide versuchen, möglichst viele der appetitlich aufgeschnittenen Früchte an sich zu bringen, der Braune ist erbost über die Dreistigkeit des Schwarz-Weißen und schnappt zornig nach seinem Konkurrenten. Von mir aus könnten sie das Obst ja gerne haben, da es für mich zum Frühstück ohnehin ein No-Go ist, doch leider kann ich meine Hand nicht mehr rechtzeitig aus der Gefahrenzone bringen. Und so beißt mich der Braune Maki im Zuge seiner erregten Verteidigungsarbeit und im Eifer des Gefechts in den Mittelfinger meiner linken Hand, obwohl er doch nur den Vari in seine Schranken weisen wollte.
Tief dringen seine Eckzähne in meine Fingerbeere ein, er reißt den Kopf zurück, beide Lemuren verschwinden keifend in den Bäumen – und ich bleibe verdutzt zurück, blutend wie ein Schwein. Oje, das sieht nicht gut aus! Eine tiefe, zackig ausgefranste Wunde zieht sich quer über den Finger, kurz oberhalb des Gelenks, es blutet wie verrückt und, wenn mir der Blutfluss einen kurzen Blick auf die Wunde gewährt, kann ich den Knochen sehen. Shit, das sieht aus, als müsste es genäht werden! Ich hätte sogar chirurgischen Faden dabei, doch ob ich mich selbst am Finger nähen kann, bezweifle ich dann doch. Und wenn ich mir Heinz’ Gesichtsfarbe ansehe, die deutlich zu einem ungesund-blassen Grün tendiert, zweifle ich noch mehr. Okay, das muss so gehen. Ich halte die Hand nach oben und presse ein paar Servietten drauf. Die aber sind so schnell durch, dass Heinz mir ein paar vom Nachbartisch organisiert. Doch inzwischen ist unser Kellner auf das Malheur aufmerksam geworden, schleppt einen halben Karton mit Papierservietten an, verschwindet wieder und kommt schließlich mit einer Notfallausrüstung zurück: Betaisodona-Lösung, sterile Kompressen, Pflaster, Schere. Ich habe mittlerweile einen Großteil der Servietten vollgeblutet und die Wunde beruhigt sich allmählich. Genüsslich lasse ich mich nun also von dem hilfsbereiten Antoine verarzten, der mir das Versprechen abnimmt, mich jeden Tag von ihm neu verbinden zu lassen, und widme mich dann endlich meinem Frühstück – ohne Obst…
Heileheile Segen, heute nicht mehr regen?
Heinz sieht noch etwas mitgenommen aus, ist aber heilfroh, dass die Blutung gestillt ist und ich guter Dinge bin. Das bin ich in der Tat, nur leider werde ich auf unsere Exkursion verzichten, denn der Finger pocht heftig und ich denke, es ist besser, die Hand eine Weile hoch zu halten und zu schonen. Das teilen wir dann auch Fitah und Aina mit, als diese bald darauf bei uns auftauchen. Fitah ist entsetzt und starrt fassungslos auf die durchgebluteten Servietten, die ich in einem Eimer neben dem Tisch gebunkert habe. „Ich hab’s doch gesagt, die Braunen, die sind aggressiv und gefährlich!“ Von dieser Meinung er auch nicht abzubringen, als ich ihm erzähle, wie es sich tatsächlich zugetragen hat. „Sie sind böse. Halt dich von denen fern!“ Nun ja, leichter gesagt als getan, denn die Lemuren sind einfach überall.
Jetzt aber werden wir ohnehin erst mal zu unserem Bungalow gehen – Heinz will ohne mich nicht auf Exkursion – und dort einen fingerschonenden, gemütlichen Faulenzertag verbringen. Da sind dann vielleicht auch keine Lemuren, gell, Fitah! Dem ist aber nicht so. Kaum haben wir uns auf die Veranda gelümmelt, tauchen sie auch schon auf: Varis, Kronenmakis und eben auch Braune Makis und belagern uns. Und da wir ohnehin zur Untätigkeit verdammt sind und die Lemuren gar so hungrig schauen, startet Heinz einen Versuch und verbindet so das Angenehme mit dem Nützlichen: Er kramt all die seltsamen Früchte hervor, die er auf dem Markt im Antsampanana erworben hatte und beginnt, deren Kerne auszulösen, um sie für den Transport nach Deutschland vorzubereiten und haltbar zu machen. Das dabei anfallende Fruchtfleisch wird kurz probiert und dann an die Affen verfüttert – wenn sie es denn wollten. Fitah hatte also recht; die Lemuren verschmähen tatsächlich das teilweise recht klebrige, saure, bittere oder adstringierende Fruchtfleisch und lassen uns seltsame Touristen, aus deren Hütte es so verlockend nach Bananen duftet, die aber nur Widerliches servieren, schließlich nach und nach alleine. Und so verstreicht der Tag, ein sehr erholsamer Tag. Mein Finger hat sich weitestgehend beruhigt und am späten Nachmittag erwachen unsere Lebensgeister wieder. Fitah hatte doch gesagt, dass am Abend eine Bootstour nach Aye-Aye Island stattfinden würde. Sollen wir da mitfahren? Na klar, schließlich haben wir jetzt genug geruht und ergreifen die Gelegenheit lieber beim Schopf – solche Touren werden nämlich nicht jeden Tag angeboten.
Genug geruht – Ausflug nach Aye-Aye Island
Also machen wir uns auf zur Rezeption, melden uns an und versuchen anschließend, unsere Jungs aufzutreiben, die uns sicher begleiten wollen. Doch die beiden, die wir schon den ganzen Tag nicht zu Gesicht bekommen haben, sind auch jetzt nicht aufzufinden. Na gut, dann halt ohne sie!
Kurz vor Einbruch der Dämmerung klettern wir dann ohne die Jungs in das Boot, das uns zu der kleinen Insel mit den legendären Fingertieren bringen soll. Eigentlich ist so etwas nicht unsere Art von Veranstaltung: Eine Menge Leute, ein künstlich geschaffenes Refugium und Tiere, die angefüttert werden, um sie uns Menschen präsentieren zu können. Doch Heinz ist seit langem schon verliebt in die Fingertiere und will sie unbedingt sehen, sodass wir die touristische Unbill eben auf uns nehmen. Nach einer etwa halbstündigen Fahrt durch die zunehmende Dunkelheit kommen wir auf Aye-Aye Island an. Die Insel war ursprünglich eine Landzunge, die in den Pangalanes-Kanal ragte. Bevor man hier aber Fingertiere ansiedeln konnte, kappte man die Verbindung zum „Festland“, um die seltenen Lemuren an der Flucht zu hindern. Fast jeden Abend werden nun Touristen hierher gebracht, damit sie einen Blick auf die bizarren Tiere werfen können. Damit das auch garantiert passiert, werden vor Ankunft der Touris Kokosnüsse in den Bäumen angebracht – immer am selben Platz und zur selben Zeit.
Bei den unwiderstehlichen Unheilbringern
Gespannt, ob das auch heute funktioniert, tappern wir mit einer Meute anderer Touristen – ein Boot kam von einem der Nachbarresorts -, hinter unserem Guide her und folgen ihm durch dichtes Gestrüpp und waldähnlichen Bewuchs zu dem Platz, an dem das Ereignis stattfinden soll. Brav reihen wir uns alle an einem wackeligen Zaun auf, der allzu begeisterte Tierliebhaber wohl davon abhalten soll, den Aye-Ayes ein paar Streicheleinheiten zu verpassen, und starren aufgeregt in die Dunkelheit. Einer der Guides knipst eine Lampe an, die zwar recht hell, aber trotzdem nicht gerade der Burner ist. Doch sie ist gerade hell genug, dass wir die Fingertiere sehen können. Drei oder vier der Lemuren klettern in den Bäumen umher oder machen sich an den Kokosnüssen zu schaffen. Das ist ein Schauspiel, das wir schon mehrmals in Naturdokumentationen gesehen haben, das „in echt“ aber noch viel faszinierender ist. Also: Wir sind ja nun schon diversen Lemuren begegnet und sie alle sind ein Paradebeispiel fürs bekannte Kindchenschema. Runde Köpfchen, Plüscheöhrchen, kuscheliges Fell, Kulleraugen und menschenähnliche Hände mit geschickten, putzigen Fingerchen. Allein was das anbelangt, sind die Fingertiere schon eine ganz andere Hausnummer. Ihr Kopf wirkt er klobig, die Ohren sind richtige Waschl und außerdem fast unbehaart, das Fell ist filzig und struppig, die Augen sind zwar kugelrund, wirken aber relativ klein im Vergleich zu ihrem Schädel. Das skurrilste jedoch sind ihre Finger: Sie sind lang und spinnenartig dünn, sie haben keine Nägel, wie sonst bei Primaten üblich, sondern Krallen, zwei der Finger sind noch länger als die anderen und einer davon ist zudem auch extrem knochig.
Dieses Erscheinungsbild trägt nun nicht gerade dazu bei, dass Mensch entzückt aufquiekt und die Fingertiere gerne drücken und herzen würde. Im Gegenteil. Die nachtaktiven Langfinger wirken auf die meisten unserer Spezies eher befremdlich, hässlich und unheimlich. Unzählige Mythen ranken sich deshalb um das skurrile Fingertier – Mythen, die fast zu seiner Ausrottung geführt hätten. Der hässliche Geist der Nacht, der Tod und Unglück bringt, der bekämpft und getötet werden muss. Und ja, gebe zu, ich kann es schon irgendwie verstehen, wenn ich die struppigen Lemuren sehe. Irgendwie aber auch wieder nicht. Mich entzückt, mit welcher Vehemenz sie an der Öffnung der Kokosnüsse arbeiten, mit welcher Präzision sie die beste Sollbruchstelle herausfinden, indem sie mit ihrem spinnendünnen Mittelfinger die steinharte Baumfrucht abklopfen, anschließend damit das Fruchtfleisch herausangeln und wohlig dabei schmatzen. All das ist unglaublich faszinierend, vor allen Dingen, wenn man es live und aus unmittelbarer Nähe beobachten kann. Und je länger ich diesem Schauspiel beiwohne, desto mehr entwickeln sich die strubbeligen Nachtgeister nun doch zu äußerst putzigen Wesen, die ich gerne herzen und drücken würde!
Heinz und ich sind sehr glücklich, diesen Ausflug gemacht zu haben, über die Lichtsituation allerdings sind wir weniger happy. Die Lampe des Guides steht an einer Stelle, wo sie uns zum Sehen, vor allen Dingen aber zum Fotografieren keine besonders guten Dienste leistet. Der Scheinwerfer erzeugt harte Schatten und diese Schatten sind ausgerechnet auf unserer Seite am unschönsten. Außerdem werden wir bisweilen sogar auch noch richtig geblendet. Doch dort, wo man am besten sieht und das günstigste Licht hat, drängen sich natürlich die meisten Touris und, wie Menschen eben so sind, ist keiner bereit, diesen Spitzenplatz aufzugeben. Heinz ist ziemlich enttäuscht, dass er so einfach keine guten Fotos zuwege bringt, egal was auch immer er versucht. Als eines der Aye-Ayes sich schließlich an einer Kokosnuss zu schaffen macht, die keine zwei Meter von uns entfernt ist und sich uns gar bilderbuchmäßig darbietet, wir aber wieder nur Schatten sehen, ziehe ich alles an Leuchtmitteln aus dem Rucksack, ich zu bieten habe, und versuche damit, das harte Scheinwerferlicht zu brechen und das Fingertier für Heinz bestmöglich auszuleuchten. Und, juhu, es gelingt. Nicht perfekt, aber immerhin so gut, dass Heinz ein paar tolle Fotos schießen kann. Danach knipse ich meine Lampen wieder aus und zufrieden beobachten wir weiter das Geschehen, als es plötzlich laut raschelt und ein weiterer Lemur erscheint.
Noch ein Geist der Nacht
Es ist ein Fettschwanzmaki und er partizipiert an der menschenkredenzten Fressorgie, wird aber von den Touristen, die nur Blicke für die Fingertiere haben, kaum beachtet. So haben wir den kleinen Kerl ganz für uns und können ihn ausgiebig beobachten. Ach, und wir sind hingerissen! Er hat eine feucht glänzende Gnubbelnase, kugelrunde Augen, zwei Zähnchen stehen ihm ein ganz klein bisschen und sehr keck seitlich aus dem Maul und verleihen ihm ein erstaunt-verwirrtes Aussehen. Schnüffelnd klettert er über Äste, immer auf der Suche nach etwas Fressbarem, meidet dabei aber allzu nahen Kontakt mit den Aye-Ayes. Dann wird er fündig: Ein Ast wurde offenbar mit Bananenbrei eingekleistert und die Aye-Ayes haben diesen nur oberflächlich abgeleckt – die Stunde des Gnubbelnäschens hat geschlagen! Schmatzend bearbeitet er den süßen Ast mit seiner Zunge und wirft nebenbei immer wieder sichernde Blicke um sich – keiner soll ihm seine Beute streitig machen. Doch die Fingertiere sind ohnehin mit ihren Kokosnüssen beschäftigt und geben sich mit den spärlich gesäten Bananenbreiklecksen gar nicht mehr ab.
Heinz und ich sind so vertieft in die Beobachtung des Gnubbels und der Aye-Ayes, dass wir beinahe nicht mitbekommen, dass unser Guide zum Aufbruch ruft – es soll noch ein zweiter Fütterungsplatz besucht werden. Bedauernd verabschieden wir uns von dem kleinen Leckermaul und seinen kokosverzehrenden Verwandten, um dem Ruf des Guides zu folgen. Wir stolpern wieder durch den Wald und erreichen 10 Minuten später eine weitere Lichtung, die mit Kokosnüssen bestückt wurde. Zwei Aye-Ayes machen sich dort zu schaffen, doch die beiden sitzen etwas ungünstig im Gestrüpp, was ihre Beobachtung ziemlich erschwert. Der Guide tut zwar sein Möglichstes, die beiden Strubbeltiere aus dem Geäst zu locken, doch sie ignorieren sein Geklopfe und Gemäusle und drehen uns einfach den Rücken zu.
Zurück ohne Reue
Na ja, nicht so schlimm, wir konnten ja die Fingertiere auf der anderen Lichtung so gut sehen, dass wir den beiden hier ohne Bedauern ihre Ruhe gönnen können. Der Guide sieht das wohl auch so und erklärt die Veranstaltung für beendet. Ein kleiner Walk durch den Inselwald, und schon sind wir wieder beim Boot. Wir klettern an Bord, genießen den lauen Nachtwind und sehen erst jetzt, da es vollkommen dunkel ist, wie viele Lichter am Ufer des Lac Ampitabe leuchten. Ob das alles Gästeresorts sind oder auch private Anwesen? Tja, wie dem auch sei – hier logiert man eben sehr schön und sicherlich gibt es einige vermögende Madagassen, die sich deswegen an diesem Ort niedergelassen haben.
Und auch wir freuen uns schon auf unser luxuriöses Zuhause auf Zeit – und ein leckeres Abendessen. Gegen 21 Uhr klettern wir dann wieder vom Boot und laufen zu ungewohnt später Stunde zum Abendessen ein. Von unseren Jungs ist weit und breit nichts zu sehen. Aber klar, sie sind ja ausgesprochene „Früh-Esser“, haben sich ihre Bäuche sicher schon lange mit Reis vollgeschlagen und schlafen jetzt den Schlaf der Gerechten. Das sei ihnen vergönnt, doch wir sind trotzdem leicht irritiert, dass sie sich heute so gar nicht haben blicken lassen. Das hätte es mit Mamy nicht gegeben…
Aber wir sind ja schon groß und können unser Abendessen alleine bestreiten, was wir ohne Hemmungen auch tun. Während wir das vorzügliche Essen genießen, lauschen wir mit einem Ohr den Ergüssen der Fotogruppe nebenan. Die Herrschaften fachsimpeln über Stative, Zusatz- und Ringblitze, über Objektive, Filter, Bohnensäcke, über ideale Lichtbedingungen und andere Dinge, mit denen ich mich noch nie beschäftigt habe. Wir staunen. Ich sage ja immer: jedem das Seine; doch einen derartigen Aufwand für Fotos zu betreiben, noch dazu im Urlaub, in so einem tollen Land, wo es jeden Tag so viel Neues zu sehen gibt, das wäre nichts für mich. Man verliert doch extrem viel Zeit mit der Handhabung der Technik und sieht zudem alles sehr eingeschränkt, nämlich durchs Objektiv. Natürlich ist es fantastisch, mit gelungenen Fotos im Gepäck wieder nach Hause zu kommen, doch das, was wir auf den Laptop-Bildschirmen einzelner Fotogruppenteilnehmer zu sehen bekommen – wir sind nicht nur mit einem Ohr, sondern auch mit einem Auge am Nachbartisch – überzeugt uns nicht wirklich. So viel Brimborium für solch durchschnittliche Fotos? Na, da können wir aber locker mithalten. Das zumindest bilden wir uns ein und freuen uns schon, unsere Ausbeute zu Hause zu sichten, am großen Monitor – denn auch Techniksperenzchen wie Tablet oder Laptop führen wir im Urlaub nicht mit uns.
Doch, wie gesagt, jedem das Seine und uns das Unsere. Mit diesen Gedanken beenden wir unseren Besuch im Restaurant und machen uns auf den Weg zu unserem Bungalow, der luxuriösen Dusche und dem Kingsize-Bett, das bereits förmlich nach uns ruft…
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