08. Juli 2008 – Zambezi Breezer Lodge > Mvuu Lodge, Sunset Cruise
Bereits um 6 Uhr bin ich heute auf und statte der Dusche einen Besuch ab, bevor der ganze Campingplatz erwacht. Es ist schweinekalt und taunass. Während ich unter der heißen Dusche stehe, geht die Sonne über dem Sambesi auf, das Flusswasser dampft genauso wie mein Duschwasser, kleine Wellenkämme glitzern im rötlichen Morgenlicht und ich kann all das, wohlig berieselt, durch eine Wandöffnung in der Dusche beobachten. Nach Salbei und Rosmarin duftend setze ich mich an den Frühstückstisch, Jürg fängt gerade wieder Eierwasser am Sprinkler ein, und genieße die wärmenden Sonnenstrahlen. Um 8 Uhr ist unser Inventar im Auto verstaut und es geht los Richtung Lower Zambezi NP. Keine besonders weite Strecke, aber eine, die es in sich hat.
Kurz nach der Zambezi Breezer Lodge müssen wir erst mal über den Kafue. Betreiber des Pontoons ist derselbe wie am Grenzübergang in Kazungula, die Überfahrt ist ebenso kurz und geht zügig vonstatten. Eine kurze Wartezeit vor dem Boarding nutzt Jürg zum Kauf einer unvergesslich schmeckenden Papaya und ich amüsiere mich über die Ziegen, die in 45-gradiger Schräglage an der seitlichen Straßenbefestigung entlang schleifen und sich so genüsslich kratzen. Kurz nach der Kafue-Überquerung erwischen wir eine falsche Abzweigung und landen, wie wir erst denken, vor den Toren eines militärischen Großstützpunktes. Doch nein, so stellt sich heraus, es ist nur Zambeef, ein staatlicher Mastbetrieb. Interessant übrigens: es gibt für fast alle Lebensbereiche einen Zam-Betrieb. Zamtel, Zamseed, Zamdairy, Zamcheese, Zamchick, um nur einige zu nennen. Da bekommt das Wort zam(m)packen plötzlich eine ganz neue Bedeutung…
Die schwer bewaffnete Gatewache von Zambeef weist uns zurück auf den richtigen Weg, der jetzt schön langsam beginnt, „interessant“ zu werden. Mehr oder weniger immer am Ufer des Sambesi entlang, den man allerdings nie zu Gesicht bekommt, ist die Staubstraße von tiefen Längsfurchen und Schlaglöchern durchzogen und schüttelt uns ganz schön durch. Wir passieren viele Dörfer, doch die Ansiedlungen werden peu à peu weniger. Nach Chapanga sind kaum noch Menschen zu sehen und die Straße wird noch „spannender“. Aus den nordöstlich gelegenen Bergen haben sich die Wassermassen der Regenzeiten tiefe Kanäle Richtung Fluss gegraben und die gilt es nun alle zu durchqueren. Gott sei Dank sind sie trocken, denn würden sie Wasser führen, wir hätten keine Chance. Steil, sehr steil, geht es immer wieder hinab, bis zu 16 m, wie das GPS anzeigt, und ebenso steil auf der anderen Seite wieder hinauf. Beim ungefähr zehnten Graben höre ich auf zu zählen.
Vereinzelt sehen wir an diesen Gräben große Betonrohre liegen, die auf eine zukünftige Bautätigkeit hindeuten und die Zufahrt zum LZNP erheblich angenehmer machen könnten. Ein 4×4 wird dennoch, sollte das Werk jemals vollendet werden, noch immer vonnöten sein. Landschaftlich ist die Strecke sehr reizvoll, sie führt uns durch dichten Laubwald, in dem sich zahlreiche Vögel und Schmetterlinge tummeln. Nach viel Gerüttel, Geschüttel, Auf und Ab erreichen das Gate der Chiawa Game Management Area, tragen uns in das Besucherbuch ein und treffen bereits kurz danach auf die ersten Elefanten. Tsetsefliegen, mit denen ich eigentlich schön langsam rechne, bleiben uns vorerst noch erspart.
Am frühen Nachmittag, ca. 20 km vor dem Parkgate, erreichen wir die Mvuu Lodge. Ursprünglich wollten wir im Chiawa Community Camp nächtigen, aber es kann ja nicht schaden, sich die Lodge nebst Camp Sites anzusehen, wenn wir schon da sind. Und es ist ein Volltreffer! Gerade heute haben neue Manager die Lodge übernommen, wir werden herzlich und warm empfangen. Der Sohn der Managerin führt uns zur Besichtigung der Campsites, die direkt am Ufer des Sambesi liegen. Jede Site hat ein eigenes Open-Air-Waschhaus, rustikal aus groben Steinen gemauert, riesige Mwanga-Bäume (Pericopsis angolensis, keine sammelnswerten Schoten…) spenden Schatten, es gibt eine gemauerte Küchenzeile und eine Etage unter der Tentsite eine geräumige Terrasse mit Feuerstelle. Hier bleiben wir, auch wenn die Kosten mit US 20 pp/n deutlich über dem Campingdurchschnitt liegen. Besorgt werden wir noch gefragt, ob uns für unsere drei Zelte diese eine (sehr großzügige) Site wirklich ausreichen würde; wir könnten auch für jedes Zelt eine separate Site haben. Das brauchen wir nun wirklich nicht, aber wow! Fünf Minuten später bringt ein Angestellter eine dunkelblaue, akkurate gebügelte Tischdecke für den bereitstehenden Metalltisch herbei, gleich darauf bekommen wir Trinkwasser im 40-l-Kanister mit Zapfhahn bereitgestellt.
Die Lage der Lodge ist so phantastisch, dass wir beschließen, heute nicht mehr in den Nationalpark zu fahren und das gesparte Geld für den Eintritt kurzerhand in eine Sunset Cruise investieren. Um halb vier steigen wir zu Simon, unserem Bootsführer in die kleine Außenborder-Nußschale. Lauer Fahrtwind streicht uns durch die Haare und bald schon sichten wir die ersten Hippos, Büffel, Krokodile. Der Sambesi ist an dieser Stelle mehrere hundert Meter breit, auf der linken Uferseite liegt Sambia, auf der rechten Simbabwe und der Mana Pools NP. Überall gibt es kleine Inselchen im Wasser, die Simon begeistert umrundet. Und überall gibt es Tiere zu sehen. Reiher, Seeadler, Störche, diverse Antilopen, Nilpferde, Crocs, Elefanten. Simon ist mit Leib und Seele bei der Sache, wir genießen sein echtes Interesse und er das unsere. Langsam nähert sich die Sonne den Bergkämmen linkerhand, das Wasser glitzert, die licht-schönste Stunde des Tages beginnt. Mittlerweile sind wir an der Grenze des LZNP angelangt und machen uns, wendend, auf den Rückweg flussabwärts.
Die tiefstehende Sonne taucht die hohen Berge, nun rechterhand, in pastelliges Licht, ihre Strahlen lassen das kabbelige Flusswasser wie tausend Diamanten funkeln. Ein paar Flussbiegungen später beschert uns die Natur ein besonderes Erlebnis. Ein zu abstrakten Formen erodierter Regenzeit-Kanal bildet die Kulisse. Die rote Erde glüht im Sonnenlicht, der Fluss fließt träge schimmernd dahin. Auf dieser Bühne stehen zwei Elefanten beim Trinken, die uns ganz nahe heranlassen! Einer der beiden hat einen deutlich kürzeren Rüssel. Vielleicht wurde er von einer Schlange gebissen oder ist einer Wilderer-Schlinge gerade noch so entkommen. Sein Rüssel reicht eben noch aus, um Wasser ins Maul zu bringen, aber er hat deutliche Schwierigkeiten. Zudem ist er sehr furchtsam – und er hat Durst. Der zweite Elefant stellt sich schützend zwischen unser Boot und seinen gehandikapten Kumpel, schirmt ihn fürsorglich ab, lässt ihm alle Zeit der Welt. Irgendwann haben die beiden genug getrunken, hieven sich unter Mühen und Kraftaufwand aufs Hochufer zurück und entschwinden im dichten Wald.
Ich wehre mich gegen jegliche Vermenschlichung von Tieren. Eine ehemalige Kollegin von mir, passionierte Hundebesitzerin, schwor Stein und Bein, ihr Liebling könne Sonn- und Feiertage von Wochentagen unterscheiden. Sonntags nämlich dürfe er ins Bett kommen, unter der Woche nicht. Klar, er kam auch wochentags angewinselt, allein die Wonnen weicher Decken und Kissen wurden ihm da strikt verweigert. Also war er Montag bis Freitag nicht im Bett zu finden, Sonntag hingegen schon. Aber er ist ja so schlau, der Wautzi. Diese Art der Vermenschlichung meine ich. Und auch die: wir Humanoiden neigen dazu, das Wort „menschlich“ ausschließlich in positivem Sinne zu gebrauchen. Da bin ich anderer Meinung; für mich ist es fast ein Schimpfwort. Wie viele Eigenschaften sind mit diesem Wort, seien wir mal ehrlich, verbunden, die alles andere als ehrenvoll sind?! Das, was der Perfektrüssler für den Kurzrüssler tut, dieses Dasein, dieser Schutz, diese kleinen Gesten, diese Uneigennützigkeit, das ist menschlich, so wie wir das Wort gerne gebrauchen und auch verstehen möchten. So sollten wir demnach agieren, immer. Aber wir sind halt Menschen; es menschelt. Ein weiteres, schönes Wort, das ja auch viel aussagt…
Im letzten Licht kehren wir zurück zur Lodge, sehen noch einen steil aufgeschopften Kampfadler in den Zweigen eines Baobabs sitzen, eine Schar Ibisse über den Himmel ziehen, die Berge fächern sich in vielen Grau-Blautönen malerisch hintereinander und die untergehende Sonne malt unglaubliche Lila- und Rosatöne in den Himmel und auf’s Wasser.
Zurück auf unserer Luxus-Site, kochen wir ein rasches Abendessen, dinieren und ziehen uns dann auf unsere „Souterrain“-Terrasse direkt am Fluss für einen tagesbeschließenden Drink zurück. Das Feuer brennt schon, ein dienstbarer Geist hat es für uns bereits entzündet. Im Sambesi schnorcheln die Hippos, in der Bucht direkt links neben unseres Feuerplatzes rupft ein Elefant geräuschvoll Gras und Blätter und wir prosten ihm und uns zu, im Wissen, es unglaublich schön zu haben.
09. Juli 2008 – Mvuu Lodge > Lower Zambezi NP
Wie ein Säugling, nein, eher wie ein Stein schlafe ich in Mama Afrikas nächtlichen Armen. Einmal, gen Morgen, werde ich kurz wach, denn es scheint zu regnen. Um 6 Uhr stehen wir auf und ich sehe, was da geregnet hat: Meerkatzen, die ihren Blaseninhalt aus dem Geäst hoch über meinem Zelt herunter plätschern ließen. Irgendwie ein heimeliges Geräusch – und eine angenehmere Ursache, als wäre es wirklich Regen gewesen, auch wenn die Flecken nicht schön aussehen und erst recht nicht gut riechen.
Bereits gegen 8 Uhr brechen wir auf, denn wir wollen möglichst viel Zeit im Lower Zambezi NP verbringen. Es liegen noch 20 km dieser gefurchten Kanal-Straße vor uns, ehe wir das Gate erreichen. Bereits nach der Hälfte der Strecke tauchen die ersten Tsetses auf und kleben sich, wie vom Magneten gezogen ans Auto. Vor dem Gate gilt es dann noch den Chongwe River zu durchqueren; Simon erzählte uns gestern von zwei Furten, einer tieferen und einer seichteren. Jürg stakt per pedes durch die zwei Flussarme, um sich zu vergewissern, dass wir wirklich die seichtere erwischt haben und diese auch befahrbar ist. In diesem Gelände haben wir gerade Ruhe vor den Tsetses und so nutzen wir deren Abwesenheit und das Vorhandensein von Wasser zur Reinigung unserer Autoscheiben. Damit wir später, wenn unsere geflügelten Freunde wieder zahlreicher werden, die Fenster schließen und trotzdem fotografieren können.
Endlich kommen wir am Gate an, wo wir von zwei freundlichen Rangern empfangen werden, die auch noch genauso freundlich bleiben, als wir ihnen mit unseren von der Flussdurchquerung schlammigen Füßen eine Menge Dreck ins Office schleppen. Unsere persönlichen und auch die Fahrzeugdaten werden kurz notiert, das Permit sollen wir uns doch bitte abholen, wenn wir heute Abend wieder rauskommen – es wäre soviel Schreibkram und man wolle uns nicht warten lassen. Nett gedacht! Unsere Bedenken, was wir denn vorzeigen sollten, begegneten wir im Park einem Ranger, werden beiseite gewischt: Das wolle da drin sowieso keiner sehen. Tja, Jungs, ihr werdet schon recht haben!
Bereits die ersten Kilometer im Park sind landschaftlich unglaublich abwechslungsreich. Weite Ebenen mit Baobabs, bizarr erodierte Ablauf-Kanäle riesigen Ausmaßes, Palmen, kleine Wäldchen, blaue Berge, klare Bächlein. Wir sehen Wasserböcke, Blutschnabelweber, Bienenfresser, Zebras, Paviane, einen leeren Schildkrötenpanzer und, zum Glück, wenig Tsetses. Dann nähern wir uns den Galeriewäldern am Flussufer des Zambezi und schon hat unser fliegenfreies Glück ein Ende. Immer wieder müssen wir für Kilometer die Fenster schließen; die Biester nutzen die kleinste Lücke, um ins Wageninnere zu gelangen. Der Schweiß läuft uns in Bächen herunter, die saunaähnlichen Zustände trüben unsere Safarifreuden ein wenig. Doch es hilft alles nix, da müssen wir durch. Ich reagiere extrem heftig auf Tsetsestiche, eine auf zahreichen Reisen erworbene Überempfindlichkeit, aber auch meine Mitfahrer legen keinen Wert auf Begleit-Fliegen.
Doch auch in den lichten Wäldern gibt es des Öfteren offene Passagen, so dass wir die Fenster immer wieder herunter kurbeln können. Mit ein bisschen Übung sieht man der jeweiligen Landschaft sofort an, ob hier Tsetses hausen oder nicht. Reißt man beim Einfahren in tsetsefreies Gebiet nicht sofort die Fenster auf, sondern wartet ein Minütchen, bis die letzten Biester vom Wagen geflogen sind, kommt man relativ ungeschoren davon.
Wir erreichen wieder so ein offenes Areal, direkt an einem kleinen Fluss. Mehrere Zwergspinte haben sich ein paar über dem Wasser schwebende Zweige zu ihrer Jagdplattform erkoren und man kann die Vögel wunderbar beobachten. Alle paar Minuten fliegt einer auf, stößt kurz auf die Wasseroberfläche nieder, um, mit oder ohne Beute, auf einen der Äste zurück zu kehren. Hinter uns ist eine riesige Pavianhorde zugange, deren ranghöchste Männchen sich erbittert streiten, bis die Fetzen fliegen. Jürg hat sich angeschlichen, um Tonaufnahmen zu machen; einige Male allerdings kommen die Paviane im Eifer des Gefechts so nahe, dass ihm die Sache nicht mehr ganz geheuer ist. Über dem Fluss zieht schon eine Weile ein Fischadler seine Kreise. Jetzt schwebt er majestätisch ganz nah über unsere Köpfe hinweg, kehrt noch einmal zurück, um wieder als winziger Punkt mit dem Blau des Himmels zu verschmelzen.
Es fällt schwer, sich von diesem idyllischen Ort zu lösen, aber es gibt noch so viel zu sehen. Hinab zum Sambesi sind immer wieder anspruchsvolle Passagen zu bewältigen; steile Rinnen und sumpfige Abschnitte, die vor der Befahrung zu Fuß erkundet werden wollen. Nein, von Wollen kann eigentlich nicht die Rede sein, denn oft stehen wir mitten in den Tsetseschwärmen, doch anders geht’s eben nicht. Wir durchqueren weiter sehr abwechslungsreiches Gelände, in dem es vor Kranichen, Kiebitzen, Reihern, Störchen, Meerkatzen, Pavianen und Schmetterlingen nur so wimmelt. Gegen frühen Nachmittag erreichen wir den träge dahin fließenden Strom, schrecken ein sonnenbadendes Hippo auf, das sich mit einem lauten Platsch in Wasser hievt, dürfen aus nächster Nähe einen Graufischer bei der Jagd beobachten, sehen unzählige Hippos in den Fluten dümpeln und imposante Krokodile, die das Ufer pflastern.
Langsam wird es Zeit, uns auf den Rückweg zu machen. Doch weit kommen wir nicht, denn schon ein paar Kilometer weiter stoßen wir auf eine Gruppe badender Elefanten. Umgeben von Bäumen plantschen und spritzen sie ausgelassen in einer paradiesischen Lagune umher, garniert von weißen Reihern. Das blühende Schilf wiegt sich im Wind und zwei der Dickhäuter werden von der romantischen Stimmung ergriffen; prustend versinken sie zum Liebesspiel im Wasser. Von der Elefantendame sieht man manchmal nur die Rüsselspitze. Diskret, wie wir eben sind, fahren wir weiter und lassen die beiden allein.
Wenig später gibt es erneut Elefanten zu sehen, diesmal beim ausgiebigen Schlammbad. Eine erwachsene Kuh hat drei Kinder bzw. Jugendliche bei sich, die ihr wie die Orgelpfeifen zum Schlammloch folgen. Sie alle wälzen sich mit einer derartigen Wonne in dem zähen Erdbrei, dass wir selbst fast Lust dazu bekommen… Bestimmt eine halbe Stunde genießen die vier in allen möglichen und unmöglichen Posen die Wohltaten des Schlammes, bevor sie langsam, einer nach dem anderen, wieder herauskommen. Der Kleinste will es ihnen gleichtun, aber der Rand des Loches ist für seine kurzen Beinchen einfach zu hoch, zu steil, zu glitschig. Ohne lange zu zögern, schlingt der größte Halbwüchsige seinen Rüssel um ein Vorderbein des Kleinen und mit dieser Hilfe steht auch der Zwerg bald wieder auf festem Boden. Die Eles beginnen, sich mit Staub zu bewerfen und wir möchten noch ewig zusehen, aber die Sonne steht schon wieder recht tief. Unser Rückweg führt weiter durch malerische Wälder, in denen leider auch die weniger malerischen Tsetses zuhause sind. Über lange Strecken bleiben unsere Fenster geschlossen, wir marinieren im eigenen Saft. Inzwischen ist klar, dass wir uns für den nächsten Park besser präparieren müssen, denn in einer Sauna auf 4 Rädern ist selbst die spannendste Safari nur ein halbes Vergnügen. Kurz vor dem Gate erreichen wir wieder die Baobab-Ebene und reißen dankbar Fenster und Türen auf. Es ist so heiß im Wagen, dass sich die 35 Grad Außentemperatur äußerst erfrischend anfühlen! Zurück am Gate werden wir sofort ausgequetscht, ob es uns denn gefallen hätte und ob wir auch Löwen zu Gesicht bekommen hätten. Mir ist es immer ein wenig schleierhaft, warum für viele Safariista Löwen, Katzen im allgemeinen, die absolute Krönung eines Drives bedeuten. Sicher ist das schön, ein besonderes Erlebnis, aber nicht viel besonderer als die anderen Tiere, Dinge, Begebenheiten, die sich einem darbieten, wenn man nur genau genug hinsieht. Aber anyway. Die beiden Ranger sind stellvertretend für uns ein bisschen enttäuscht und freuen sich umso mehr, ein paar unserer Fragen beantworten zu können. Ein interessantes Gespräch über Tsetse-Kontrolle und nicht vorhandene Campsites innerhalb des Parks entspinnt sich.
Thema Tsetsefliegen: der Staat stellt keinerlei Mittel zur Bekämpfung der lästigen Biester zur Verfügung. Was schade ist, denn die blauen Fallen, die man aus Botswana kennt, sind keine unbezahlbaren Hightechgeräte, haben aber durchschlagende Wirkung. Und kein Tourist wäre böse, könnte er durch einen tsetsefreien Park kutschieren. Zum Thema Campsites erzählen uns die beiden, dass wohl schon seit einiger Zeit Diskussionen im Gange sind, binnen Jahresfrist zwei Zeltplätze im LZNP zu eröffnen. Das wiederum glaube ich erst, wenn dem so ist, denn mein bisheriger Eindruck ist, dass man im aufkeimenden Tourismusgeschäft Sambias eher auf die hochpreisige Lodge-Schiene denn auf Camper setzt. Wenn mir die Umstände wohl gesonnen sind, werde ich das nächstes Jahr vielleicht höchstpersönlich überprüfen können.
Die beiden Ranger möchten uns am liebsten gar nicht mehr ziehen lassen, aber, nachdem sie uns pro forma noch das Permit ausgehändigt haben, fahren wir weiter Richtung Mvuu Lodge. Wir genießen den Luxus unseres Waschhauses, obwohl die Toilette vorübergehend besetzt ist. Ein kleiner Frosch hat es sich auf dem Schüsselrand bequem gemacht und lässt sich bereitwillig, ohne mit seinen Kulleraugen zu blinzeln, von uns fotografieren. Frisch geduscht und voller Eindrücke begeben wir uns mit einem Sundowner auf unsere Feuer-Terrasse und lassen den Tag revue passieren. Als es dunkel wird, ist die Glut bereit, unser Grillfleisch knusprig zu garen und wir genießen unseren letzten Abend über den murmelnden Fluten des Sambesi. Links unter uns plätschern Elefanten durch eine Furt, ein Hippo grast zu unseren Füßen, rechts über uns hingegen ist die Geräuschkulisse etwas lauter.
Krachend bahnt sich ein Elefant den Weg durchs Unterholz, rüttelt an diesem und jenem Baum, kommt näher auf uns zu. Vorsichtshalber verkrümeln wir uns rauf zu den Zelten und warten ab. Bald kracht es wieder und der Dickhäuter marschiert bergan in Richtung unseres Waschhauses, drängt sich dahinter vorbei und beginnt die Bastmatte, die als Sichtschutz zwischen unserer und der Nachbar-Site dient, zu zerlegen. Annette und ich verziehen uns hinter die Mauern des Waschhauses, über die wir grade mal so drüberlugen können, während Joachim und Jürg auf Umwegen die Nachtwächter suchen gehen. Die hatten sich uns gestern Abend namentlich vorgestellt und gemeint, sie würden uns vor allem Ungemach der Natur, Elefanten inklusive, beschützen. Nicht, dass der Elefant für uns auch nur ein andeutungsweises Ungemach darstellt, doch die Zerkleinerung des Inventars ihres Arbeitgebers sollten Nachtwächters dann vielleicht doch verhindern. Diese sind nicht aufzutreiben, der Lodgemanager quittiert’s mit einem amüsierten Lächeln, also kümmert es uns auch nicht länger und wir beschließen den Abend wohlig auf unserer Flussterrasse.
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