FIX UND EASY: ANALOGE BILDER DIGITALISIEREN – TEIL 2 (Dias)

Nun gut, ich will nicht leugnen: fix und easy geht das Digitalisieren natürlich erst, wenn der Duplikator gebastelt ist und gebrauchsfertig vor einem steht. Und bevor das so weit ist, ist einiges an Gesäge, Geschraube und Geschmirgle zu erledigen.

Warum macht man sowas überhaupt?

Vielleicht fragt sich ja der ein oder andere, warum ich so ein Monster gebaut habe, statt was Fertiges, weniger Analoges einfach zu kaufen. Der Grund ist ganz einfach: mein Equipment ist leider nicht dafür geeignet, erstens, und zweitens tüftle und handwerke ich einfach gerne. Aber fangen wir am Anfang an.

Der Papa merkte an, es würden ja so viele Dias in diversen Kisten schlummern und da wären doch so viele tolle Erinnerungen dabei. Und schon fühlte ich mich als Lösungsbeauftragte direkt angesprochen. Nach etwas Recherche wusste ich immerhin, dass es zwei Möglichkeiten gibt: erstens scannen lassen beziehungsweise ein entsprechendes Gerät erwerben und selbst scannen. Das fiel schon mal flach, denn Papa wollte ja selbst machen. Als Möglichkeit Zwei blieb also das Abfotografieren. Und ich fand ein tolles Gerät: Objektiv runter, Wundergerät drauf, Dia einschieben, abdrücken, fertig. Das hätte auch funktioniert, hätte mir der Verkäufer nicht verschwiegen, dass man dazu eine Vollformat-Kamera benötigt, denn nur deren Sensor ist in der Lage, das Dia ganz zu erfassen. Mein APS-Sensor hingegen schneidet rundum ungefähr ein Drittel der Diafläche ab. Klar habe er das erwähnt, meinte der Verkäufer und weigerte sich, das “Ding” zurückzunehmen. Was für ein A…….!

Fehlkauf, weil selbst zu doof – und Verkäufer nicht wirklich nett

Nun besaß ich ein Gerät, mit dem ich nichts anfangen konnte und war so weit wie am Anfang. Nein, halt, ich wusste mittlerweile, dass es auch “Dinger” gibt, die man direkt aufs Objektiv schraubt und dann das Dia abfotografiert. Dafür aber, das hatte ich ebenfalls in Erfahrung gebracht, braucht man ein echtes Macro-Objektiv, was ich nicht mein eigen nenne und auch nicht erwerben wollte. Ach, menno, das ist doch alles zum Kotzen!

Also versuchte ich, das Dia mittels Nahlinse fotografiert zu bekommen. Die aber war zu schwach. Eine neue für das Objektiv, das ich Papa zur Verfügung stellen wollte, auf gut Glück kaufen – für ein Objektiv mit 67 mm Filterdurchmesser, das nach der Diaaktion nicht mehr verwendet werden würde? Eines, das ich mit meinen 72 mm Filterdurchmesser nicht nutzen können würde? NEIN! Alternativ erwarb ich deshalb einen Satz filterdurchmesser-neutraler Zwischenringe, allerdings mit wenig Hoffnung und ebenfalls auf gut Glück. Doch ich staunte nicht schlecht, dass es nun vom Prinzip her bestens funktionierte. Abgesehen von den Reflexionen und dem Geeiere mit dem Equipment.

Doch ab da gewann der Bastel-Wastl in mir erneut die Oberhand. Flugs nachgedacht, an den Computer gesetzt und die Idee durchkonstruiert, um festzustellen, welches Material man genau braucht und ob das Ganze wirklich umsetzbar ist – also zumindest in der Kopf-Praxis. Und es schien machbar! Hier könnt ihr sehen, was gedanklich dabei rauskam – der Homemade-Diaduplikator:

Diaduplikator der Marke Eigenbau – mit Analogem zum Digitalen

Nun stand die Idee und ich war happy! Rasch notierte ich, was für die Umsetzung an Material nötig ist:

Benötigtes Material

• Holzbox 45x30x30 cm (Modulteil für ein Wandregal in Einzelteilen)
• Holzbox 45x30x15 cm (Modulteil für ein Wandregal in Einzelteilen)
• Scharniere mit entsprechenden Maschinenschrauben und Muttern
• Holzbrett als Unterbau für die Stativschiene
• Holzleiste als Stativschiene (soll straff in das Winkelprofil passen)
• Alu-U-Winkelprofil zur Aufnahme der Stativschiene
• Maschinenschraube und Mutter als Fixierbolzen
• entsprechende Holzschrauben zur Befestigung der Unterkonstruktion


• Schraub-/Klemmstativ mit entsprechender Stabilität
• Alu-U-Winkelprofil zur Befestigung des Diaträgers
• Streulicht-Glasscheibe und Diaschiene (in meinem Falle der Diaträger)
• schwarzer Stoff zur Lichtabdeckung
• selbstklebendes, schwarzes Filzband
• schwarzes Duct Tape


• doppelläufiger Gerätehaken (als Stütze für das ultralange Objektiv)
• lange Maschinenschrauben (80 mm +) mit Flachrundkopf und passenden Muttern
• Beilagscheiben (aus Metall und Gummi) und Flügelmuttern
• Digitalkamera nebst Objektiv mit minimalem 1:1-Abstand plus Fernauslöser
• Wäschegummi, dicke Stopfnadel

Benötigtes Werkzeug

• Stichsäge mit Holz- und Metallsägeblatt
• Bohrmaschine mit verschiedenen Holz- und Metallbohrern
• Schraubzwingen/Schraubstock/Werkbank
• Hammer, Stemmeisen oder Fräskopf
• Schleifpapier

Das klingt nach wahnsinnig viel Zeug, und für jemanden, der keinen Hobbykeller hat, in dem noch Material lagert, das anno dunnemals der Opa gekauft hat, wird’s auch viel Zeug bleiben. Aber wohl dem, der einen solch unbezahlbaren Opa-Fundus nutzen kann: der wird wohl nur die zwei Kisten, den Gerätehalter, das Stativ, den Fernauslöser und den Verdunkelungsstoff benötigen. Alles andere könnte sich in den Tiefen des Kellers und im Nähkorb finden lassen…

Material? Checked! Wir können loslegen!

1. Unterkonstruktion bauen

Hier kommt es vor allen Dingen darauf an, dass sie stabil und tragfähig ist und trotzdem ein gewisses Maß an Flexibilität bietet. In diesem Zusammenhang muss ich gestehen, müsste ich den Duplikator noch einmal bauen, würde ich die Unterkonstruktion auf ein breiteres Fundament stellen. So war sie anfangs etwas kippelig, doch ein paar Zusatzschrauben haben sie doch noch ausreichend stabilisiert.

Was allerdings ganz wichtig ist: Die Unterkonstruktion muss in Höhe und Länge auf die 1:1-Distanz und die Höhe des Objektivmittelpunktes der Kamera (er sollte deutlich unterhalb des oberen Randes der großen Box sitzen) ausgerichtet werden. Das also bitte vorher austesten und messen, dann kann man die richtigen Maße für Box, Tischhöhe und Schienenlänge festlegen.

Der horizontale Stopper ist eine Feinheit, die Bedienung und auch einen eventuell nötigen Transport sicherer und angenehmer macht, muss aber nicht zwingend sein. Unbedingt nötig hingegen ist der Stopper, der verhindert, dass die Leiste nach oben aus der Schiene schnappt.

2. Benötigte Öffnungen ausschneiden und Box zusammenbauen

Natürlich kann man auch fertig montierte Boxen verwenden, das aber erschwert die Bearbeitung, weil man das Gebilde nicht so gut in einen Schraubstock einspannen kann und schlechter mit Bohrer und Säge in die jeweils zur Bearbeitung erforderliche Position kommt.

3. Diaträger-Schiene anbringen

Diesen Diaträger hatte ich nur zur Verfügung, weil ich im Vorfeld einen Fehlkauf getätigt hatte – ansonsten hätte ich mir selbst einen basteln müssen. Dazu hätte ich eine Diaschiene (z. B. PLUSTEK) erworben, sie horizontal (für eine vertikale Montage, die flexibler wäre, ist die Schiene zu lang) mit Führungsschienen an der Box angebracht und davor noch eine Milchglasscheibe montiert. Letztere kann man sich günstig beim Glaser als Reststück besorgen und passend zuschneiden lassen.

4. Kamera mit Objektiv montieren, Objektivstütze passend anbringen

Auch die Objektivstütze wird im Vorfeld komplett zusammengebaut und dann erst im Inneren der Box angebracht – am besten von außen, denn von innen ist das ein ziemliches Gefummel und nicht ganz einfach. Die Konstruktion der Stütze erlaubt ein nachträgliches Verstellen und somit jederzeit eine Feinjustage.

5. Öffnungslöcher verkleiden und mit Lichtschutz versehen

6. Einjustieren, Kamera entsprechend einstellen, loslegen

Für den Lichtschutz eignet sich am besten Bühnenmolton oder leichter Filz (franst nicht), natürlich in schwarz, zum Aufspannen kann man normalen Wäschegummi verwenden. Wen das optisch stört: es gibt auch schwarze Gummilitze. Die Gummienden zu einer engen Schlaufe nähen/knoten und an leicht herausstehenden Schrauben befestigen. Dabei darauf achten, dass ein gewisser Zug auf dem Gummi ist; so kann der schwarze Stoff näher an die Boxenwand geführt werden.

7. Kamerawerte einstellen

Zum Schluss stellt man die Kamera auf feste Werte, die sich als am geeignetsten zum Abfotografieren von Dias herausgestellt haben:
• auf dem Modusrädchen den Modus A/AV wählen (Zeitautomatik)
• Festblende f/8 wählen
• ISO 100 einstellen
• testen, ob der Autofokus funktioniert, ansonsten auf manuellen Fokus umstellen
Weißabgleich auf Tageslicht
• JPG mit maximaler Auflösung oder RAW als Dateiformat wählen
(RAWs bieten den größten Nachbearbeitungsspielraum z. B. mit Adobe Lightroom)
• Belichtungsmessung: Mehrfeld
• Selbstauslöser auf kürzestmögliche Zeit stellen oder Fernauslöser verwenden
• Kamera auf Testdia einstellen
• nach jedem Diawechsel nochmal Ausschnitt und Schärfe kontrollieren

8. Lichtquelle

Mit diesen Einstellungen genügt es, den Duplikator auf ein Fenster auszurichten, sofern Tageslicht herrscht. Überkommen einen bei Dunkelheit Digitalisierungsgelüste, so dreht man den Kasten mit der Diaseite auf eine weiße Wand, die man mit einer normalen Schreibtisch- oder Leselampe anstrahlt. Eventuell muss dann der Weißabgleich geändert werden

In dieser gesamten Anleitung wurden bewusst keine bzw. wenig konkrete Maße angegeben, weil diese von der jeweils verwendeten Kamera und dem Objektiv abhängen. Die gesamte Konstruktion des Diaduplikator ist allerdings so konzipiert, dass sie sehr flexibel und individuell anpassbar ist.

Und wieder wünsche ich viel Spaß beim Nachbauen und dem Digitalisieren alter Fotoschätze!

Moodbild von VonSinnen auf Pixabay

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