Wir sind alle recht gut ausgerüstet, aber heute Nacht war es so kalt, dass es fast unmenschlich erscheint, sich aus den mühsam angewärmten Schlafsäcken, Zelten und sonstig kuschligem Zubehör zu schälen. Doch wir sind in Afrika, unhaltbare Frühaufsteher mit unstillbarer Neugier, drückender Blase und ordentlich Tagesstrecke vor uns. Sie war toll, diese frostklare, einsame Nacht, begleitet von Schakalgeheul und vielen anderen Geräuschen, aber wir wollen weiter. Unser heutiges Ziel ist der KTP, genauer die Mabuasehube Section und da liegt noch einiges an Strecke vor uns. Genauer: Sandpad mit ordentlich Trockengras zwischen den Reifen.
Die Straße ist relativ gut zu befahren, wir wechseln immer wieder zwischen den zwei verfügbaren Spuren, mal hört die eine auf, mal die andere, nur eines bleibt: kühlergrill-hohes Gras zwischen der Radspur. Ein Spelzenschutznetz, gespannt vorm Grill, verhindert das Eindringen von Brennbarem in den Motorraum, doch auch unter dem Auto will hin und wieder kontrolliert werden. Da konzentriert sich einiges an Entflammbarem in diversen Nödel-Dödel-Dreh- und Kardan-Wellen, was von fachkundiger Joachim-Hand entfernt wird. Somit werden wir nicht in Flammen aufgehen; brennen darf nur unsere Leidenschaft für Afrika!
Gegen Mittag dann erreichen wir Hukuntsi, sozusagen das Tor zum KPT, tanken nochmal auf, lassen die Zivilisation samt der letzten Meter Teerstraße hinter uns und biegen auf die Tiefsandstrecke, die uns 140 km später durchgeschüttelt und verstaubt am Mabuasehube Gate wieder ausspuckt. Rasch sind die üblichen Formalitäten erledigt und wir kommen am sehr späten Nachmittag endlich auf unserer gebuchten Campsite an der Monamodi Pan an. Dort aber hat sich leider schon eine Gruppe lärmender Südafrikaner breit gemacht und den obligatorischen Ausrüstungswahnsinn überall verteilt. Sie erklären uns gespielt-bedauernd, sie hätten auch eine Buchung für diesen Platz. Schuld an dieser angeblichen Doppelbuchung seien die Schwarzen, die die Reservierungen handlen, erklären sie uns. Schon recht, ihr Burengschwerl, denken wir uns und ziehen einfach auf die zweite Campsite, die allerdings weder Klo noch Dusche zu bieten hat. Und komisch, dort steht noch niemand…
Doch was soll’s, wir lassen uns die Laune nicht verderben, läuten den Abend mit einem Sundowner-Castle ein und fahren runter an die Pan. Viel allerdings tut sich da nicht. Ein paar Täublein und andere Vögel an der Tränke, einige Springböcke, ansonsten ist es wie ausgestorben. Als es schon fast dunkel ist, hoppelt noch eine braune Hyäne über den Pfannengrund. Ein schönes Erlebnis, vor allen Dingen, weil es für uns alle das erste Mal ist, dass wir eines dieser seltenen, vom Aussterben bedrohten Tiere in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen. Eine Weile lauschen wir noch ihrem Lachen, das um einiges dreckiger klingt als das ihrer getüpfelten Kollegen, bevor wir den Abend gemütlich am Lagerfeuer ausklingen lassen. Die benachbarten Südafrikaner kann man, der Entfernung der beiden Campsites sei Dank, kaum hören. Ein wenig enttäuscht sind wir dennoch alle, denn wir hatten uns Mabuasehube doch deutlich einsamer und unzivilisierter vorgestellt.
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