Eingelullt vom Grunzen und Schnorcheln, sind wir gestern rasch eingeschlafen. Heinz’ Schlafphase allerdings dauerte nicht lange, denn, so erzählt er mir heute Morgen, ging die anheimelnde Geräuschkulisse bald in eine infernalische über. „Und du liegst in deinem Schlafsack und rüsselst ungerührt vor dich hin. Wie kann man bei so einem Lärm schlafen?“ Das kann ich ihm auch nicht beantworten, verteidige mich aber wieder mal – ich hätte das schon mitbekommen. Was auch stimmt, zumindest teilweise. Irgendwann nämlich bin ich aufgewacht, hörte das abartige Brüllen mehrerer Nilpferdbullen und beschloss, ich müsse mich jetzt wohl besser umdrehen. Schließlich lag ich mit dem Gesicht zur flusseitigen Zeltwand – und sollten die Bullen in tätlichen Streit geraten und im Eifer des Gefechts auf das Zelt treten, wäre es wohl besser, ich würde meinen Kopf nach innen wenden und den Kolossen meinen nicht ganz so empfindlichen Rücken hinhalten. Was für ein Schwachsinn! Wenn knapp zwei Tonnen Gewicht über dich hinwegstraucheln, ist es relativ egal, wohin das Gesicht zeigt… Nun ja, Schlaftrunkenheit ist eben ein komischer Zustand. Jetzt aber sind wir nicht mehr schlaftrunken, können klar denken und würden gerne unser Zelt verlassen, um aufs Klo zu gehen und den Tag zu beginnen. Vorsichtig spähen wir durch die Gaze, müssen jedoch feststellen, dass unser Toilettengang wohl noch etwas warten muss: unzählige Hippos tummeln sich auf unserem Campground, vor dem Zelt, daneben und dahinter! Begeistert öffnen wir unser Stoffhäuschen, nur einen winzigen Spalt, und beobachten die Riesenvegetarier, wie sie ihre letzten Halme zu sich nehmen, bevor sie allmählich wieder im Katuma – oder was davon übrig ist – verschwinden. Eine Stunde später ist die Luft rein und wir wollen gerade ins Freie klettern, als Annette herbeieilt und uns einen Kaffee, quasi ans Bett, liefert. Was für ein Service, was für ein Start in den Tag! Glücklich schlürfen wir den heißen Wachmacher, bevor wir uns dann doch endlich aus dem Zelt hieven. So, nun wird gefrühstückt, gepackt und danach nix wie ab in den Katavi!
Anderthalb Stunden später stehen wir auf dem Parkplatz vor dem Büro der Nationalparkbehörde, erledigen unsere Anmeldeformalitäten, schlichten uns anschließend wieder in die Autos und düsen los. Aaah, ich bin so aufgeregt – mein Lebenstraum ist zum Greifen nahe! Wir verlassen die B8, die sich übrigens auch mitten durch den Nationalpark zieht, und schlagen eine östlicher gelegene Route ein, die uns mehr oder weniger schnurgerade durch den nördlichen Teil des Katavi führt. Und kaum sind wir die ersten Meter im Park unterwegs, gesellen sich auch wieder meine liebsten Freunde aus dem Insektenreich zu uns – die Tsetses. Die Schneider kommt, sie ist da, summen sie aufgeregt, und stürzen sich auf mich. Hier, im Katavi, war ich ja schon auf die fliegenden Biester vorbereitet, weshalb ich mich nun in aller Ruhe in meine dicke Fleecejacke hülle und mich redlich bemühe, sie einfach zu ignorieren. Ihr verderbt mir meinen Lebenstraum nicht, ihr geflügelten Arschlöcher! Schwitzend und üppig eingemümmelt blicke ich aus dem offenen Autofenster, voll konzentriert auf das, was ich sehe. Nun ja, auf den ersten Kilometern ist das noch nicht allzu viel: ein paar desolate Tsetse-Fallen, dichtes Gestrüpp. Dann aber durchqueren wir immer wieder Gebiete, in denen offensichtlich vor kurzem ein Buschfeuer gewütet hat. Alles wirkt trostlos, Büsche und Bäume recken traurig ihre verkohlten Arme gen Himmel, der Boden präsentiert sich nackt und schwarz. Doch das Leben beginnt schon wieder, Besitz von den verbrannten Arealen zu ergreifen: mannshohe Büsche, geformt wie ein zwergiges Obstgehölz, stehen überall auf diesen verkokelten Flächen und erfreuen uns mit Zweigen, die über und über mit winzigen, weißen Blüten bedeckt sind. Ein merkwürdiger, schöner und doch fast geisterhafter Anblick.
Dann verändert sich die Landschaft: das Gestrüpp wird weniger, verschwindet schließlich ganz und eine weite, palmenbestandene Ebene tut sich vor uns auf. Und jetzt zeigen sich auch erste Tiere. Ein Hornrabenpärchen mit neugierigem Nachwuchs, grazile Impalas, massige Büffel, „kleinkarierte“ Giraffen, Zebras, deren Streifenmuster in der Hitze flimmert, und viele Elefanten, die gemächlich durchs Gras ziehen. Ja, so muss das sein! Und auch die Tsetses sind, der offenen Geländeform sei Dank, sind mit einem Male verschwunden. Ich schäle mich wieder aus meinem Fleece und genieße den Rundumblick mit Tieren, bis wir schließlich erneut einen Fluss erreichen – natürlich den Katuma. In weit ausladenden Schleifen und Kurven zieht er sich weitestgehend wasserlos und schlammig durch die Ebene . Und ähnlich wie in Sitalike drängen sich auch hier unzählige Hippos in den verbleibenden Pfützen, lautes Grunzen und Schnauben schallt durch die Luft und ich freue mich unendlich auf unsere Campsite, die, wie ich weiß, ebenfalls direkt am Fluss liegt. Doch bevor wir diese erreichen, müssen wir noch ein Stückchen fahren und entfernen uns auf dem Weg dorthin mal mehr, mal weniger weit vom Katuma.
Dabei passieren wir auch das Katavi Wildlife Camp, dessen Gästezelte gar malerisch am Rande einer palmenbestandenen Bauminsel errichtet wurden. Sicher ein schönes Erlebnis, hier ein paar Tage verbringen zu dürfen – aber auch ein sehr teures. Wenig mehr als ein paar hundert Gäste (so die offiziellen Zahlen) besuchen jährlich den Katavi Nationalpark und die meisten reisen per Flugzeug an. Klar, wer das nötige Kleingeld hat, tut sich nicht diese Fahr-Tortur an, die wir hinter und auch noch vor uns haben. Zweimal wöchentlich geht ein Flug hierher, man wird an der Landebahn abgeholt, in die Lodge verfrachtet und verbringt dort die Tage mit geführten Pirschfahrten und After-Safari-Gelaber bei mehrgängigen Dinners mit den wenigen Co-Gästen, die sich diesen Ausflug in die entlegene Wildnis Tansanias ebenfalls gegönnt haben. Danach wird man wieder zum Air-Strip chauffiert und bequem zum nächsten Ziel geflogen. Zeitsparend und effizient, sofern die Flugverbindung wie geplant klappt. Doch das tut sie nicht immer. Auch wir hatten uns im Vorfeld erkundigt, ob es nicht sinnvoller wäre, sich mit dem Flieger aus dem Katavi nach Dar rausbringen zu lassen, haben diese Idee aber gleich wieder verworfen, als wir über die Unzuverlässigkeit dieser Flüge lasen – und über deren Preise: mehrere tausend Dollar für einen Einstreckenflug nach Dar, einen, der mal stattfindet und mal nicht. Nein danke!
Und so schön die Lodge auch sein mag, auch das ist nicht unser Ding. Das stellen wir mal wieder unisono fest, als wir das Gebiet erreichen, in dem uns Campern das Übernachten erlaubt ist: es ist ein dicht bebuschter Uferstreifen direkt an den Gestaden des Katuma River, man darf sich hinstellen, wo es einem gerade gefällt, man ist in unmittelbarer Nähe des Flusses, seiner Bewohner und Besucher, man ist dort völlig frei und ungebunden, man kann tun und lassen, was man will und man ist völlig alleine. Gut, kochen müssen wir selbst, unsere Übernachtungsgelegenheiten mitbringen, unsere Notdurft im Busch verrichten und bedient werden wir auch nicht – aber trotzdem ist uns das tausendmal lieber als so ein Lodge-Gedöns! Im Bewusstsein dieser genussvollen Überzeugungshaltung, die wir uns allein schon durch die beschwerliche Anreise in den Katavi verdient haben, suchen wir uns also am Ufer des Katuma ein gemütliches Plätzchen.
Ne, hier nicht, da ist der Fluss zu weit weg, nein, da auch nicht, da ist zu wenig Schatten. Aber dort, da sieht’s gut aus! Dort – das ist eine baumbestandene Halblichtung im Uferbewuchs des Katuma, groß genug für unsere Zelte und Autos, ganz nahe am Ufer. Man kann die dicht gedrängten Nilpferdleiber von hier aus gut sehen, das Grunzen der Tiere hervorragend hören und leider auch die Ausdünstungen des Tümpels ungefiltert riechen… Trotzdem, hier bleiben wir! Gemächlich, es ist ja erst Mittag, errichten wir unser Lager und lassen uns dann erst mal im Schatten einiger Büsche nieder, um einen Snack zu uns zu nehmen, die heißen Nachmittagsstunden entspannt bei einem Tee zu verbringen und die nahe Umgebung unseres Camps kennenzulernen.
Und das ist beileibe nicht langweilig: die Hippos schnorcheln bräsig in ihrer schlammigen Brühe, zahlreiche Vögel flattern im Gebüsch umher und plötzlich tauchen sogar ein paar Elefanten auf. In aller Seelenruhe ziehen sie am Uferstreifen entlang, beäugen uns prüfend und schwenken schließlich in einem kleinen Bogen zu uns rüber. Keine acht Meter von uns entfernt beginnen sie, die immer noch saftigen Blätter eines Baumes abzuernten, rupfen lautstark an den Wedeln einer Palme herum und rascheln mit ihren Rüsseln im trockenen Laub, das in einer dicken Schicht auf dem Boden liegt. Es ist deutlich zu sehen, dass sie uns nicht aus den Augen lassen, aber auch, dass sie sich durch uns nicht beunruhigt fühlen. Ja, ja, ja, das sind genau die Momente, für die ich immer wieder nach Afrika komme! Momente, in denen ich mich so klein und gleichzeitig so eins mit der Natur fühle, dass ich vor Glück schreien könnte. Das tue ich natürlich nicht, die Elefanten könnten meinen Jubel missverstehen, aber tief in meinem Inneren macht sich ein Glücksgefühl breit, wie ich es während des ganzen Urlaubs noch nicht empfunden habe – nicht mal bei den Gorillas.
So verstreicht ein heißer Nachmittag mit allerlei Beobachtungen, Erkenntnissen und Freuden, ein Nachmittag, den wir alle in vollen Zügen genießen. Erst, als die Elefanten wieder von dannen ziehen, kommt auch Bewegung in uns. Jetzt machen wir noch einen ausgiebigen Gamedrive und sehen uns mal an, was die weitere Umgebung des Camps zu bieten hat! Gespannt kurven wir in westlicher Richtung aus dem Lager, überqueren den Katuma an einer ausgetrockneten Stelle, die bereits von mehreren Fahrspuren durchzogen ist und ackern an der anderen Uferseite wieder nach oben. Bald erreichen wir einen Platz, an dem das Ufer zu unserer Rechten steil abfällt. Und unterhalb der fast senkrechten Böschung tobt das Leben: eine Restpfütze mit erstaunlich klarem Wasser und verblüffender Tiefe beherbergt eine große Hippofamilie, zahlreiche Krokodile drängen sich zwischen den Kolossen durchs Nass oder sonnen sich am Ufer, und eine erkleckliche Anzahl von Marabus, Nimmersatten und Sattelstörchen stakst um die mächtigen Nilpferde und Panzerechsen herum.
Es ist ein einziges Gedrehe, Geflattere, Geschwimme, Geäuge, Gegrunze, Geschimpfe – kurz, ein tierisches Gewimmel, bei dem man gar nicht weiß, wohin man zuerst schauen soll. Zu der Nilpferdmutter, die ihr Junges gerne gegen ein vorbeipaddelndes Krokodil abschirmen würde, sich aber nicht drehen kann, weil ein gereizter Bulle sie daran hindert, zu dem Marabu, der einem Nimmersatt seine Beute entreißen möchte, zu dem Riesen-Croc, das sein Maul aufsperrt und sich so etwas Kühlung verschafft? Oder – hoppla, was ist das? Eine Hippokuh liegt eingekeilt zwischen dümpelnden Artgenossen und wird ständig von einem fast erwachsenen Jugendlichen attackiert, der es auf ihr Gesäuge abgesehen hat. Eigentlich viel zu alt und zu groß für eine derartige Aktion, stößt der Youngster immer wieder mit seinem Riesenschädel zwischen die Hinterbeine der Nilpferdmutter, bis er schließlich erfolgreich andocken kann und sich genüsslich schmatzend satt trinkt. Die Nilpferddame, die dem Gierschlund partout nicht ausweichen konnte, ergibt sich resigniert ihrem Schicksal und lässt ihn saufen. Doch wo ist ihr Kalb? Wir können es nicht entdecken. Dann aber, nach einer ganzen Weile, taucht doch ein winziges, fast rosafarbenes Baby neben der Mutter auf, leider auf der falschen Seite, und sucht verzweifelt nach der Milchbar. Ach, wenn wir nur helfen könnten! Doch die Natur hat ihre eigenen Gesetze und es ist trotz aller Tragik immer extrem spannend, sowas beobachten zu können. Dementsprechend lange stehen wir auch hier, bevor wir uns doch schweren Herzens trennen und weiterfahren.
Eine Weile tuckern wir den Weg, der am Katuma entlangführt, Richtung Osten, bis wir schließlich auf eine Schotterpiste stoßen, auf die wir links abbiegen. Wenige hundert Meter später quert sie den Fluss und wir halten an, denn von der niedrigen Brücke aus hat man einen fantastischen Überblick über das unter uns liegende Gewässer. Na ja, Gewässer ist wohl etwas übertrieben, es handelt sich eher um eine riesige Schlammpfütze, die aber ist bis zum letzten Quadratmeter von Hippos belegt. Was für ein Anblick! Keine drei Meter sind wir von den Nilpferden entfernt, können sie jedoch völlig gefahrlos beobachten, denn die Kolosse müssten weit außen herum laufen, um zu uns auf die Brücke zu gelangen. Wir würden also einen drohenden Angriff frühzeitig sehen und hätten genügend Zeit, uns in Sicherheit zu bringen. Doch die Hippos nehmen uns ohnehin nicht zur Kenntnis, sondern sind voll und ganz mit sich selbst beschäftigt. In der drangvollen Enge des Schlammtümpels kleben sie so dicht aufeinander, ja, liegen teilweise übereinander, dass Kabbeleien und ernsthaftere Aueinandersetzungen quasi vorprogrammiert sind. Und tatsächlich, es vergeht keine Minute, in der sich nicht zwei oder mehrere Tiere in die Haare geraten würden. Mütter, deren Kälber zu stark bedrängt werden, schnappen wütend nach den zudringlichen Artgenossen, lautstarke Beschwerden sind zu vernehmen, wenn ein Hippo über ein anderes drüberklettert oder seinen Kopf auf dessen Rücken ablegt, junge Bullen üben sich in Schaukämpfen und die männlichen Chefs der zusammengewürfelten Riesentruppe demonstrieren sich ständig gegenseitig ihre Macht. Es ist ein aberwitziges Gewimmel, dessen man nicht müde wird, es zu beobachten. Wir sind total fasziniert von den Aktionen der Nilpferde, denen man wohl selten aus einer derartigen Nähe beiwohnen kann.
Apropos Gewimmel: ich bin so in den Anblick der Hippos und ihrer Peiniger versunken, dass ich nicht mal ansatzweise auf die Idee komme, es könnte sich vielleicht auch lohnen, auf die andere Seite der Brücke zu gehen. „Schneck, komm rüber, das musst du sehen!“, ruft Heinz, der weit weniger auf die Hippo-Seite der Brücke fixiert ist. Gespannt tappere ich die wenigen Meter zu ihm hinüber – und bin entzückt: das ganze Ufer ist voll mit Vögeln! Nimmersatte, Klaffschnabelstörche und meine Lieblinge, die Marabus, drängen sich hier auf einer ausladenden Uferbank und im Wasser. Sie fischen, putzen oder sonnen sich, tragen Streitereien aus oder stehen einfach nur unbeweglich da und dösen vor sich hin. Ein Garten Eden der Storchenvögel! Ich mag sie ja alle, aber, wie schon erwähnt, sind es natürlich die Marabus, die mich ganz besonders begeistern: eine Lola schöner als die andere! Nicht diese erbarmungswürdigen Kreaturen, die wir zum Beispiel in Nyakanazi gesehen hatten, verdreckt, verklebt, staubig und sich von menschlichem Müll ernährend. Nein, hier sind nur saubere, vor Gesundheit strotzende Marabus mit gepflegtem Gefieder und fluffigen Kopf-Flusen zu sehen – wie frisch vom Friseur! Manche von ihnen sind relativ kahl, aber ein paar Exemplare bringen mich mit ihren üppigen, wie soeben vom Star-Figaro ondulierten Schöpfchen fast zum Quieken. Eines jedoch irritiert mich: je länger ich die Marabus beobachte und vergleiche, desto sicherer bin ich mir – bei ihnen verhält es sich anders als bei männlichen Humanoiden: die Jüngeren sind noch spärlich befiedert, doch je älter sie werden, desto mehr scheint der Kopfbewuchs zu gedeihen! Ich mag mich irren, aber das Benehmen der Vögel, ihr Gebaren, ihre Art der Bewegung legt diese Vermutung irgendwie nahe. Beneidenswert. Und vielleicht auch ein Ansatz für Wissenschaft und Industrie: Lola forte und Lola forte retard – sag Adieu zur Glatze… Doch wie dem auch sei: ich finde sie alle zum Anbeißen – meine Lolas und meinen Menschenmann Heinz, der mit sich lichtendem Kopfhaar neben mir steht, hier und im sonstigen Leben, und meine Begeisterung mit mir teilt, so abwegig zu verstehen sie für manch anderen auch manchmal sein mag.
Hand in Hand pendeln wir immer wieder von einer Brückenseite zur anderen und delektieren uns an dem Tiergewimmel hüben und drüben, solange, bis unsere Reisefreunde zum Aufbruch drängen. Die Sonne steht schon tief und Annette und Jochen würden gerne über das rechte Flussufer zum Lager zurückfahren, also so, wie wir auch gekommen sind, und nicht über den kürzeren Weg via Brücke. Ja, klar, warum nicht! Schließlich können wir morgen abermals hierherkommen und der längere Rückweg ist, da geben wir den beiden recht, sicher der interessantere. Nicht lange, und diese Vermutung bestätigt sich: da, rechts vor uns, etwa fünfzig Meter entfernt, liegen ein paar Löwen gut verborgen im Gras. Ja, gut verborgen, doch nicht so gut, dass wir sie nicht trotzdem entdeckt hätten! Faul fläzen sie im langen Schatten einer niedrigen, buschigen Palme und dösen bewegungslos vor sich hin. Nicht ganz das, was Heinz und mich vom Hocker reißt, aber unsere Reisegenossen sind entzückt! Eine ganze Weile also starren wir auf kaum sichtbare, pelzige Ohren und, highlightmäßig, auf zuckende Schwanzquasten, als sich plötzlich ein Lodgefahrzeug von hinten nähert. Ein Späher, ein Fahrer und ein einziger Tourist befinden sich an Bord. Der Tracker ist wie elektrisiert: da stehen zwei Fahrzeuge, sprich wir (in diesem Park kommt das beinahe einer Massenversammlung gleich), dessen Passagiere angestrengt in eine Richtung schauen – da muss also was sein. Allein der Tracker, der Fahrer und der Tourist sehen nichts. „Hello! Something interesting?“ „Lions!“ „Ah!?“ Die Personen an Bord des Lodgefahrzeugs geraten in höchste Erregung – können jedoch nichts entdecken. „Lions? Are you sure? Where?“ Aufs Exakteste beschreiben wir die Ablageorte der Großkatzen: „Auf zwei Uhr etwa. Da ist eine kleine Palme. Rechts davon, in deren Schatten, liegt ein Weibchen. Links der Palme, in Verlängerung des struppigen Busches, ein Männchen…“ Die Lodgisten scannen und starren sich vergeblich die Augen aus dem Kopf – das Licht wird immer schlechter -, während wir still und leise die Flucht ergreifen und froh sind, zu unserem Lager im Busch zurückkehren zu dürfen. Da, wo man nicht mit einem Fly-In-Touristen an einem fremdgezündeten Lagerfeuer über vermeintlich gesehene Löwen labern muss, einen keine bewaffneten Campangestellten bewachen und anschließend zum Schlafzelt begleiten. Das machen wir alles selbst! Und auch noch richtig gut und so, wie es uns behagt. By the way: sie taugt uns unheimlich, diese Nacht im Busch. Es raschelt, es zirpt, es quiekt, man hört das kichernde Huhuhen diverser Hyänen, die Hippos schnorcheln und grunzen, ein naher Löwe brüllt, ein ferner antwortet…
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