Heute – es geht von Otavi nach Windhoek – ist Abschied angesagt, ein Abschied von Jens und fast auch schon vom Urlaub. Wir bereiten das letzte gemeinsame Frühstück auf Jensens Bungalow-Terrasse vor, als schon wieder Romeo um die Ecke biegt. Mit einem geschmeidigen Satz springt er auf dem halb gedeckten Tisch, wo er mit verklärtem Blick einen stinkenden Katzenhaufen absetzt. Danach widmet er sich hingebungsvoll dem jungen schwarzen Angestellten, der gerade den Pool saubermacht und würdigt uns keines Blickes mehr. Wir entsorgen Romeos Wurst, genießen das Frühstück und nehmen schließlich schweren Herzens Abschied von Jens.
Ein Schwätzchen noch mit den Farmersleuten, die uns so gastfreundlich aufgenommen haben, ein gebührendes Dankeschön, und schon sind wir unterwegs zu unserer letzten Station: Windhoek, Ondekaremba Farm. Fast schnurgerade führt die Straße zur namibischen Hauptstadt und je näher wir ihr kommen, desto dichter wird der Gegenverkehr – in namibischen Relationen gesehen. Wir passieren die Outskirts Windhoeks, die von farbenfrohen, gepflegten Reihenhäuschen geprägt sind, fahren vorbei an Katutura, dem berüchtigten Township der namibischen Hauptstadt, das man von der Straße aus nicht sehen kann, durchqueren die Innenstadt. Diese präsentiert sich so unafrikanisch, wie man es sich kaum vorstellen kann. Nicht, weil sie modern und großstädtisch wirkt. Es sind die Paradoxa der Kolonialgeschichte, die immer noch allgegenwärtig sind. Der Sam-Nujoma-Drive, auf dem man zum Sparmarkt Hochlandpark (so steht das auf dem Schild) abbiegen kann, ein paar Straßen später zweigt die Jan Jonker Street ab (J. J. war ein Orlam-Häuptling), die einen zum Hotel Pension Palmquell führt und man kreuzt dann auch noch die Bismarckstraße.
Vieles schon hat sich geändert, Straßennamen wurden ersetzt und nach un-weißen Persönlichkeiten benannt; nicht alles, eher wenig besserte sich damit, aber das Selbst-Bewußtsein wuchs. Nichts geht von heute auf morgen, alles braucht Zeit, aber nichts auf der Welt – außer der Liebe und dem Haß – ist so stark wie das Gefühl von Stolz. Stolz im Sinne von „geschafft, erreicht, bewerkstelligt“ in Eigenregie und ohne Bevormundung. Namibia, Simbabwe, Südafrika, Sambia, Angola etc.: ihr schafft das, wenn ihr Stolz nicht mit Gewalt verwechselt!
Bild 1 © Louis
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